Dein Anti-Fake-News Podcast - schwarze Schrift auf weißen Balken. Links: Frederik Mallon in Pink, Rechts: Thomas Laschyk in Blau, monochrome digitale Zeichnungen. Beide grinsen freundlich. Hintergrund: Schwarz.

AfD-Verbot Podcast-Special!

5.350

Haben diese Konzerne ein Schweizer Dorf zerstört – und müssen sie dafür zahlen?

von | Juni 3, 2025 | Aktuelles

Vor einigen Tagen ereignete sich ein dramatischer Gletschersturz: Millionen Kubikmeter Eis und Geröll verschütteten das Schweizer Dorf Blatten. Der Birchgletscher in der Schweiz stürzte am 28. Mai größtenteils ein. Mehrere Lawinen gingen in das Lötschental ab. 90 Prozent des Schweizer Dorfs wurden zerstört. „Höhere Gewalt“ – oder stecken ein paar bestimmte Großkonzerne in Wahrheit dahinter?

So sah das Dorf vor der Katastrophe aus:

Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa

Die Einwohner wurden zum Glück rechtzeitig evakuiert, bevor dann eine gigantische Lawine das Dorf zerstörte.

INCREDIBLE !!Here we are… 😱😱😱After days of overloading and cracks propagating, Birch Glacier collapsed today at 3.24 pm over Blatten and the dammed Lonza river… Devastating! 😭www.letemps.ch/suisse/valai…

Melaine Le Roy (@subfossilguy.bsky.social) 2025-05-28T15:09:27.791Z

Jetzt versinkt das Schweizer Dorf im Wasser:

Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa

Viele Anwohner haben alles verloren. Naturkatastrophen passieren und gab es schon immer. Aber war der Bergsturz zumindest zum Teil von menschlichen Einflüssen verursacht?

Es gibt immer öfter Bergstürze

Bergstürze sind grundsätzlich sehr seltene Ereignisse, die nur alle paar Jahre stattfinden. Für wissenschaftliche Aussagen mit extrem hoher Sicherheit sind das schlicht zu wenige Ereignisse, um Signifikanz herzustellen, selbst wenn die Ereignisse nun mal zunehmen.

Der emeritierte Professor Wilfried Haeberli rechnet auf seinem Blog vor, wie sich die Zahlen bereits geändert haben. Zwischen 1900 und 1980 gab es in den Alpen alle 20 Jahre Bergstürze, zwischen 1980 und 2000 bereits alle fünf Jahre, seitdem sogar nur alle 3,5 Jahre.

Für das Schweizer Forschungszentrum WSL hat SLF-Permafrost-Experte Samuel Weber eine Studie zum Einfluss des Klimawandels in den Alpen durchgeführt und sagt: „Auch wenn eine klare Aussage noch nicht möglich ist, deutet vieles darauf hin, dass Bergstürze heute häufiger vorkommen.“ Marcia Philipps ebenfalls vom WSL betont multikausale Ursachen: Das Tauen des Permafrosts in den Alpen, Starkregenereignisse und Entgletscherung können Ursachen sein. Jeder Bergsturz ist ein besonderer Einzelfall, mit einzelnen, sehr speziellen Auslösern und Gegebenheiten.

Wahrscheinlich nehmen die Bergstürze also zu, aber vor allem wird immer besser verstanden, welche Faktoren sie begünstigen, und diese Faktoren nehmen gesichert durch den Klimawandel zu. Der Permafrost taut, Starkregen nimmt zu und Gletscher schrumpfen.

Wie kam es zum Bergsturz in Blatten?

Auch der Bergsturz im Schweizer Dorf Blatten ist ein sehr spezieller Fall. Einige Kommentare in Social Media schreiben, dass der schmelzende Gletscher der Auslöser war. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass eventuell tauender Permafrost oberhalb des Gletschers den Berg destabilisierte. Der Hang drückte dann auf den Gletscher, der unter dem Druck zusammenbrach, was eine Lawine aus Eis und Stein verursachte.

Permafrost-Experte Christophe Lambiel sagt daher: Der Klimawandel hat den Bergsturz verursacht. Auch Experte David Bresch sieht mindestens eine anteilige Schuld des Klimawandels am Geschehen. Der Glaziologe Matthias Huss sieht ebenfalls im Tauen des Permafrosts eine „naheliegende Hypothese“ für den Zusammenbruch der Felswand. Er sagt: „Obwohl der Zusammenhang mit dem Klimawandel noch genauer untersucht werden muss, gibt es ihn bestimmt.“

Untersuchungen sind angebracht: Der Klimawandel hatte vermutlich etwas mit dem Bergsturz zu tun, aber wie groß war sein Anteil? Dies ist ein schwerwiegender Verdacht, denn damit wäre der Schaden, den das Ereignis verursacht hat, zumindest teilweise menschengemacht. Und dann stellt sich die Frage: Wer Energiewende und Klimaschutz-Maßnahmen für teuer hält, soll sich mal fragen, wie viel ein ganzes Dorf kostet.

Diese 5 Firmen wären schuld: Chevron, ExxonMobil, Saudi Aramco, Gazprom und BP.

Wissenschaftler rechnen mit 28 Billionen Dollar Schäden (Nature), die die globale Erwärmung zwischen 1988 und 2020 verursacht hat. Ein Drittel (!) davon geht auf das Konto von nur 5 Konzernen: Chevron, ExxonMobil, Saudi Aramco, Gazprom und BP. Der Schaden, der bereits angerichtet ist, übersteigt damit die Marktkapitalisierung der Unternehmen bei Weitem. Die größten Klimasünder in Deutschland sind RWE, Heidelberg Cement und BASF. Weltweit sind 100 Konzerne für 70 % der Emissionen verantwortlich.

Quelle, Quelle

Auch sind deren Assets mit fortschreitender globaler Energiewende bald nichts mehr Wert. Weltweit gibt es über eine Billion Euro in sogenannten „stranded Assets“, die in einer immer grüneren Welt keinen Wert mehr haben. Dazu zählen übrigens auch einige Assets des Investors KKR, der in die BILD und WELT investiert war. Die „zufällig“ mit Lügenkampagnen grüne Politik sabotiert haben. Das alles ist übrigens ein Grund mehr, bei Aktienkäufen gerade über lange Zeiträume darauf zu achten, nicht in fossile Unternehmen zu investieren. Nicht nur aus moralischen Gründen. Das Geld ist halt im Zweifel weg. Die Ölriesen haben in den letzten Jahren übrigens gewaltige Gewinne eingefahren und Dividenden ausgezahlt.

Ein Schweizer Dorf für üppige Boni für Superreiche?

Das Zeitfenster, überhaupt Schadensersatz von diesen Unternehmen für Klimaschäden einzuklagen, schließt sich also, da die Unternehmen immer wertloser werden, je stärker die globalen CO₂-Emissionen sinken. Es ist daher wichtig, eine Diskussion über solchen Schadenersatz zu führen, auch wenn die Ursache des Bergsturzes noch nicht vollkommen klar ist.

Weltweit häufen sich sogenannte „Klimaklagen“. 33 Fälle von Schadensersatzklagen für Klimaschäden zählt die Organisation Zero Carbon Analytics auf Grundlage von Daten, die die Columbia Universität zusammengetragen hat. Letzte Woche erst hat eine Frau in den USA wegen des Todes ihrer Mutter während einer Hitzewelle Klage gegen fossile Konzerne eingereicht, da die Desinformation dieser Konzerne zum Tod ihrer Mutter beigetragen haben.

Ein Bauer in Peru verklagte RWE auf Schadensersatz für Klimaschäden. Zwar scheiterte die Klage, weil das Gericht es nicht als erwiesen ansah, dass der Bauer tatsächlich Schaden durch den Klimawandel erleidet, aber stellte gleichzeitig klar, dass solche Klagen grundsätzlich möglich sind, wenn ein solcher Nachweis erbracht werden kann.

Ein paar wenige Giga-Konzerne verdienen Rekordgewinne, stecken Millionen in Medienkampagnen, um Lügen gegen Energiewende und grüne Politik zu verbreiten. Und auf den Kosten bleiben wir sitzen. Wollen wir uns das gefallen lassen? Lassen wir die möglichen Übeltäter davon kommen?

Artikelbild: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa

Passend dazu: