In einem aktuellen Artikel hatte das rechtsradikale Fake-News-Portal NIUS tatsächlich Hitzetote als „bereits todgeweihte Menschen“ bezeichnet. Diese Formulierung wurde später stillschweigend entfernt – ohne jeden Hinweis an die Leser. Doch wir haben gesehen, wie diese Leute denken: NIUS entlarvt damit eine sozialdarwinistische und menschenverachtende Haltung, gepaart mit faktenferner Verharmlosung der Klimakrise.
Es wird immer öfter immer heißer
Jedes Jahr sterben tausende Menschen in Deutschland aufgrund von Hitze. Direkt, aber auch indirekt: Die Kombination von Vorerkrankungen und Hitze erhöht das Sterberisiko – dementsprechend zählen auch die Menschen zu den Hitzetoten, die nicht aufgrund eines Sonnenstichs oder Hitzschlags sterben, sondern weil sie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten und diese durch die Hitze verstärkt wurde. Forschende berechnen statistisch die sogenannte Übersterblichkeit aufgrund von Hitze. Das RKI ging im letzten Jahr somit in Deutschland von ca. 3.000 Sterbefällen aus.
Die Übersterblichkeit ist die dramatischste Hitzefolge – jedoch bei weitem nicht die einzige: Wir schlafen nicht nur schlechter, es kommt auch zu mehr Verletzungen, weil Menschen sich weniger konzentrieren können UND die mentale Gesundheit leidet nachweislich unter extremer Hitze. In Deutschland werden am Dienstag Temperaturen bis 38 Grad erwartet. Das ist nicht normal: Die Tagesschau teilte auf Instagram diese schöne Illustration, die zeigt: Die Höchsttemperaturen werden nicht nur immer höher, die Tage mit hohen Temperaturen werden auch mehr.

In einem NIUS-Artikel wird nun versucht, Warnungen vor den Gesundheitsgefahren der Klimakrise lächerlich zu machen. So wird etwa ein plastischer Vergleich des bekannten Arztes und Moderators Eckart von Hirschhausen zitiert: Bei extremer Hitze würden die Eiweiße im Gehirn „irreversibel zerstört“ – „wie ein Ei“, das gekocht wird. Hirschhausen wollte damit veranschaulichen, wie tödlich Hitze für den menschlichen Körper sein kann.
NIUS stellt es jedoch als „spektakuläre These“ hin und unterstellt, das sei Panikmache. Auch andere Fakten und Zitate werden versucht, ins Lächerliche zu ziehen. Auch alte, längst widerlegte Fake Nius werden neu aufgewärmt:
Mit anderen Worten: Jegliche Warnungen vor Klimafolgen werden von NIUS pauschal ins Lächerliche gezogen.
Hitzetote lassen NIUS kalt
Am zynischsten ist jedoch die Passage über die Todesopfer von Hitzewellen. Wörtlich erklärte NIUS zunächst, unter den durch Hitze Verstorbenen befänden sich „überproportional viele bereits todgeweihte Menschen, die durch zu warme Außentemperaturen dann häufig nur Tage oder einige Wochen früher versterben, als es die Natur ohnehin vorgesehen hätte“.
Menschen auf diese Weise als „todgeweiht“ abzustempeln, ist ungeheuer zynisch. Hier offenbart sich ein sozialdarwinistisches Weltbild, in dem das Leben vulnerabler (verletzlicher) Personen scheinbar weniger wert ist. NIUS versucht damit, die Hitzeopfer aus der Statistik moralisch zu löschen – nach dem Motto: Sie zählen nicht, weil es „natürliche“ Tode gewesen seien. Haben diese Menschen kein Recht auf Leben, wenn sie Vorerkrankungen haben?!

Offenbar wurde selbst NIUS im Nachhinein klar, wie entlarvend und skandalös diese Formulierung ist. Der entsprechende Absatz wurde nachträglich klammheimlich geändert. Natürlich ohne jeden Korrekturhinweis für die Leser. In der ursprünglichen Version kursierte der O-Ton jedoch bereits in den sozialen Netzwerken, wo sich zahlreiche Kommentatoren entsetzt zeigten. Wir wurden darauf von Anton Reiner auf Bluesky hingewiesen:
Hier Fakten, die NIUS dir verheimlichen will
Schauen wir auf die Fakten, die NIUS in Abrede stellt. Es ist wissenschaftlich eindeutig belegt, dass die Temperaturen in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen sind – global und besonders in Europa. Seit der Industrialisierung hat sich die Erde bereits um über 1 °C erwärmt.

Von den zehn wärmsten jemals gemessenen Jahren liegen alle in den jüngsten Jahren seit 2010. Die letzten drei Jahre waren buchstäblich die heißesten drei Jahre.

Die Klimaforschung stellt klar: Die vom Menschen verursachte Erderwärmung führt dazu, dass extreme Hitzewellen häufiger und intensiver auftreten. Insbesondere Europa hat sich überdurchschnittlich stark aufgeheizt – doppelt so schnell wie der globale Mittelwert. Mit der Zunahme extremer Hitze nehmen auch deren Folgen zu. Hitzeperioden, die früher seltener waren, treten heute öfter und intensiver auf – mit teils verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit. Hitzewellen sind schon jetzt das tödlichste Wetterextrem überhaupt, wenn man die Anzahl der Todesopfer betrachtet.
Mit NIUS allein sterben?
Angesichts dieser Fakten wäre es geboten, alles daranzusetzen, Menschen vor tödlicher Hitze zu schützen. Schon einfache Maßnahmen können helfen, gefährdete Gruppen vor einem Hitzetod zu bewahren. Doch NIUS erweckt stattdessen den Eindruck, es handele sich bei den Hitzeopfern um unvermeidbare „natürliche“ Todesfälle, die man getrost ignorieren könne? Das ist nicht nur zynisch, sondern auch gefährlich. Indem NIUS die Opfer aus der Statistik zu streichen versucht, verharmlost das Portal die reale Gefahr der Klimakrise. Es soll offenbar der Eindruck entstehen, als bestehe kein Handlungsbedarf – schließlich „wären diese Menschen ja sowieso gestorben“.

Selbstverständlich trifft Hitze vor allem ältere oder vorerkrankte Menschen stärker – aber gerade diese Menschen verdienen deshalb unseren Schutz, anstatt sie zynisch abzuschreiben. Viele der Hitzetoten hätten mit entsprechenden Vorsorgemaßnahmen noch weiterleben können. Es ist eben nicht „von der Natur vorgesehen“, dass in einem heißen Sommer tausende Menschen sterben – es ist die Folge politischer Untätigkeit und mangelnder Vorbereitung. Und es gibt noch eine extra Dimension: Eine Analyse zeigt beispielsweise: Arme leben tendenziell in Stadtgebieten, in denen es heißer wird als in denen von den Reichen.
Wer das mit einem Achselzucken abtut, handelt verantwortungslos. Soll es etwa egal sein, wenn unsere Großeltern oder kranke Mitbürger an einem Hitzschlag sterben? Diese Haltung ist menschenverachtend. Jeder vorzeitige Todesfall durch Hitze ist einer zu viel und in vielen Fällen vermeidbar.
Kühlen Kopf bewahren! NIUS vermeiden!
Die Klimakrise ist real und fordert bereits heute Menschenleben. Jede einzelne dieser statistischen „Nummern“ war ein Mensch – mit Familie, mit Lebensgeschichten, die nicht „ohnehin vorbei“ waren. Diese Opfer verdienen Respekt und sollen uns eine Mahnung sein, beim Klimaschutz endlich ernst zu machen. Es ist absolut gerechtfertigt, sich über so viel Zynismus zu empören. Man sollte NIUS einfach rechts liegen lassen. Und wissen, wie sie heimlich über Menschenleben zu denken scheinen. Wenn sie das nächste Mal einen schrecklichen Todesfall instrumentalisieren, weiß man, dass es nur zynische Freude ist, dass man wieder eine Tragödie ausnutzen kann. Wenn ihr könnt, passt auf euch oder eure Mitmenschen bei dieser Hitze auf. NIUS wird es nicht tun.
Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe ausformuliert. Wie Volksverpetzer KI verwendet. Artikelbild: Tobias Steinmaurer/APA/dpa