Endstation für den Busfahrer
von Leon Enrique Montero
Unter den Pandemie-Leugnern ist er eine kleine Prominenz – jetzt muss sich “Busfahrer” Thomas Brauner wegen eines falschen Maskenattests in Hannover vor Gericht verantworten. Knapp ein dutzend Menschen warten schon vor dem Gericht – hinein kommen sie nicht. Im Gebäude gilt Maskenpflicht und 3G. Das lehnen diese Leute ab. Sie sind Impfskeptiker, Pandemie-Leugner und Maskenverweigerer. Am 15.12. muss sich einer von ihnen vor dem Amtsgericht in Hannover verantworten. Und mit Thomas Brauner kein Unbekannter.
Ex-Busfahrer und Impfgegner Thomas Brauner wurde heute u.a. zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Bei einer Corona-Demo in #Hannover hatte er ein gefälschtes Maskenattest von Dr. Carola Javid-Kistel vorgelegt. Ein Thread.#ThomasBrauner pic.twitter.com/UeRconUIYo
— Leon Enrique Montero (@le0nenrique) December 15, 2021
Gefälschte Maskenatteste
Der Vorwurf: Ende Februar nahm Brauner an einer Corona-Demo in der niedersächsischen Hauptstadt teil. Bei einer Kontrolle soll er ein gefälschtes Maskenattest vorgelegt haben. In den Kreisen der Querdenker ist Brauner ein kleiner Promi. Im September vergangenen Jahres ging ein Video viral, dass den mittlerweile erwerbslosen Busfahrer bei der Arbeit zeigt. Dabei forderte er Kinder im Schulbus auf, die Masken abzunehmen (Quelle).
Schwurbler und Ex-Busfahrer #ThomasBrauner steht heute in #Hannover wegen falscher Maskenatteste vor Gericht. Auf Telegram kündigt er an, dass er und Dr. Carola Javid-Kistel auch im Gerichtsgebäude keine Masken tragen werden. Das wird ja ein Spaß. Ich berichte. pic.twitter.com/PM8xs8hEnO
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Seitdem tritt er immer wieder als Redner bei Corona-Protesten auf. In Wahlwerbespot der CDU ist er in einer Szene zu sehen, in der er bei einem Auftritt von Laschet die Bühne stürmt (Quelle). Auf Telegram zeigt er sich indes mit dem rechtsextremen Holocaustleugner Nikolai Nerling (Quelle), in der Vergangenheit teilte er auch Beiträge von Attila Hildmann.
Von seinen Fans und Unterstützer*innen wird er dennoch mit Applaus empfangen. Er hatte zuvor angekündigt, sich auch im Gerichtssaal der Maskenpflicht zu widersetzen. Zumindest heute kommt er damit durch. Im Saal wird hitzig diskutiert. Auf die Frage, worunter er denn leide, dass er keine Maske tragen könne, gibt der Angeklagte keine Antwort. Die Staatsanwaltschaft wirft Brauner vor, das Attest aus rein ideologischen Gründen ohne Untersuchung erhalten zu haben.
Seine Ärztin Dr. Carola Javid-Kistel ist selbst eine Szene-Größe
Die Homöopathin aus Duderstadt organisiert Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Aktuell laufen zahlreiche Verfahren wegen der Ausstellung falscher Atteste gegen sie, die Noch-Ärztin bangt um ihre Approbation (Quelle). Auch Dr. Carola Javid-Kistel ist heute als Zeugin geladen. Mit “Gib Gates keine Chance!”-Button und ohne Maske erscheint die 55-Jährige vor Gericht. Neben einer eidesstattlichen Erklärung von ihr werden allerdings keine weiteren Fragen zugelassen. Ihre Patientenakte über Thomas Brauner hat es ohnehin schon in den Saal geschafft.
Der Polizist (heute Zeuge), der damals das Attest kontrollierte, war bei Carolas Unterschrift misstrauisch und sah einen Anfangsverdacht. Brauner hatte die Beamten damals beleidigt, sie "hätten keine Schwänze und würden sich nichts trauen" #ThomasBrauner
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Bei einer Hausdurchsuchung wurden die entsprechenden Unterlagen beschlagnahmt. Für die Staatsanwältin ist der Fall klar: “Hier liegt nicht der Hauch eines Anhalts einer schwerwiegenden gesundheitlichen Erkrankung vor.” Auch der vorsitzende Richter folgt der Argumentation. Der Besuch bei der Ärztin sei ideologisch bedingt gewesen, Dr. Carola Javid-Kistel weithin als Maskengegnerin bekannt. Für eine schwerwiegende Vorerkrankung, die eine Befreiung der Maskenpflicht rechtfertigen würde, gibt es auch in der Patientenaktie keine Indizien.
Aktuell ist "Busfahrer" Brauner arbeitslos. "Man will mir meinem Busführerschein wegnehmen, aus mMn fadenscheinigen Gründen." Sein Vorstrafenregister lies sich aber sehen. Betrug, Körperverletzung, Steuerhinterziehung, Diebstahl etc.
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zwei Monate Haft auf Bewährung
Aufgrund zahlreicher Vorstrafen wird Brauner zu zwei Monaten Haft auf Bewährung und 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Nach der Verhandlung lassen sich Brauner und Javid-Kistel von der Menge vor dem Gericht empfangen. Selbstbewusst kündigt er an, Revision einzulegen. Etwas anderes bleibt dem ehemaligen Busfahrer wohl nicht übrig. Erst im Juni wurde er bei einer Demonstration in Hannover mit dem gleichen gefälschten Attest kontrolliert.
Artikelbild: Leon Enrique Montero
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