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Verbrenner: CDU auf Kriegsfuß mit physikalischen Erkenntnissen aus Napoleon-Zeiten

von | Dez. 4, 2025 | Aktuelles

Die EU-Kommission reagiert auf einen Brief von Friedrich Merz, in dem er unter anderem fordert, dass auch nach 2035 „hocheffiziente Verbrenner“ zugelassen werden können. Laut physikalischen Erkenntnissen aus dem 19. Jahrhundert ist es aber unmöglich, so eine Maschine zu konstruieren.

Das sogenannte “Verbrennerverbot” der EU (verboten wäre nur die Neuzulassung ab 2035, nicht der Betrieb) steht aktuell auf dem Prüfstand. Das Handelsblatt wertet die Aussagen des EU-Verkehrskommissars Tzitzikostas bereits als Kippen des Verbots, diese Interpretation seiner Aussagen ist aber umstritten. Tzitzikostas weist darauf hin, einen „wirtschaftlich tragfähigen und sozial fairen“ Übergang hin zu klimaneutralen Antrieben ermöglichen zu wollen, dazu erwähnt er selbst „emissionsarme Kraftstoffe“ und „fortgeschrittene Biokraftstoffe“, beides kaum tragfähige Nischenlösungen. 

Mit anderen Worten: Auch Tzitzikostas ist sich bewusst, dass die europäischen Hersteller aus dem Verbrenner-Segment rausmüssen, weil es seit 2018 sowohl relativ als auch absolut weltweit schrumpft, sie bis dahin aber auf die Erlöse aus der gestrigen Technologie angewiesen sein werden.

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Verbrennermotoren sind per Definition immer ineffizient

Dieses in der Tat bedrohliche Spannungsfeld wird aber nicht weniger bedrohlich, nur weil die Regierung in ihren schmerzhaft durchschaubaren Greenwashing-Versuchen die Öffentlichkeit mit den dümmstmöglichen Bullshit-Vokabeln in die Irre zu führen versucht, das mit Abstand absurdeste darunter: der “hocheffiziente Verbrenner”. Das einzige damit erreichbare Zwischenziel kann sein, sie in einer trügerischen Sicherheit zu wiegen, denn auch mit gekipptem Verbrennerverbot bleiben uns ja die Gesetze der Thermodynamik erhalten. Und laut denen sind Verbrennungsmotoren vor allem eines: Ineffizient. Extrem Ineffizient.

Ein Verbrennungsmotor ist eine Wärmekraftmaschine. Wisst ihr, warum er so heißt? Weil er Wärme in Bewegung umwandelt. Witzig, da hat neulich erst so ein genialer Franzose festgestellt, dass man für dieses Konzept den höchsten, theoretischen Wirkungsgrad ausrechnen kann und er liegt bei 65%. Noch witziger: Der geniale Franzose hieß Nicolas Carnot und den nach ihm benannten Carnot-Wirkungsgrad hat er nicht neulich, sondern vor 200 (!) Jahren entdeckt.

Das bedeutet: Selbst ein perfekter, mithilfe von revolutionärem KI-Design und Star-Trek-Legierungen hergestellter Verbrennungsmotor wird NIE über 65 Prozent Wirkungsgrad hinauskommen. Nie! Bei dieser Maschine werden also immer mindestens 35% der eingesetzten Energie verschwendet. Und das wissen wir seit 200 Jahren. Nur bei der CDU scheinen physikalische Erkenntnisse aus der Zeit Napoleons weitgehend unbekannt. Oder es ist einfach alles gelogen. Es obliegt der geneigten Leserin zu entscheiden, was davon die bessere Option ist.

Wirkungsgrad eines Benzinmotors liegt im Alltag bei gerade einmal 25 Prozent

Beides wäre schlecht für uns Europäer, denn mangels eigener Ölvorkommen müssen wir mit unserer fossilen Energie schon allein aus geopolitischen Gründen sparsam umgehen. Und das in einer Realität, in der es weder Wundermaterial noch Star-Trek-Legierungen gibt, so dass wir weit weg sind von diesem idealen 65%-Wirkungsgrad: 

In einem Liter Diesel-Kraftstoff stecken etwa 10 kWh Energie (Erich Hahne: Technische Thermodynamik, 2004). Wenn ihr diese in einem handelsüblichen VW Golf verbrennt, landen nur etwa 25% dieser Energie in der Bewegung des Autos, die restlichen 75% sind Abwärme. Falls ihr euch jetzt fragt, was man mit Abwärme tolles machen kann: Wenig. Das sind einfach die warmen Abgase, der warme Motorblock und 2% davon sind ganz nett, weil sie uns an kalten Dezembertagen die Fußzehen auftauen.

Auto fahren ist also extrem energieintensiv. Wenn ihr das nächste Mal 60 Liter Diesel in euren Kombi tankt, denkt daran: Ihr kauft gerade so viel Energie, wie ein deutscher 2-Personen-Haushalt in zwei Wochen für Strom, Warmwasser und Heizen verbraucht. Fahrt ihr damit dann 100 Kilometer, feuert selbst ein schnöder VW Golf so viel Wärmeenergie aus dem Auspuff, dass ihr damit einen Tag lang eine durchschnittliche deutsche Wohnung beheizen könntet (Folie 13 Wärmebedarf 422 TWh, Folie 37 Anzahl Wohnungen). Daher stammt auch der Schmähbegriff „fahrende Heizungen“ für Verbrenner-PKW, denn energetisch betrachtet sind sie das.

Der rein technisch erreichbare Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors ist übrigens höher als 25%, dazu muss er aber bei hoher Last und niedriger Drehzahl laufen. Ein Fahrprofil, das sich mit deutschem Berufsverkehr inklusive roten Ampeln und Staus besonders schlecht lange durchhalten lässt. Insgesamt ist das also ein Prozess, der hochgradig verschwenderisch mit Energie umgeht. Verschwenderisch ist dann übrigens ein Synonym für „ineffizient“. Das Gegenteil von effizient.

Elektromotor ist um ein Vielfaches effizienter als Verbrenner

Bei einem Elektromotor ist das in etwa umgekehrt: Das gesamte System inklusive der Ladeverluste wandelt etwa 85% der in der Batterie gespeicherten Energie in Bewegung um, 15% gehen verloren (kann je nach Modell und Batterietyp etwas schwanken). Ein E-Auto kommt also im Schnitt mit derselben Energiemenge etwa 3,5 mal so weit wie ein gleich großer Verbrenner. Man könnte auch sagen: Es ist 3,5 MAL EFFIZIENTER. 

Dieses peinliche, die Erkenntnisse der Thermodynamik leugnende Rumgehampel der Bundesregierung nutzt also nicht weniger als den unwürdigsten, anti-aufklärerischsten Werbeclaim für Verbrenner, den man sich überhaupt ausdenken kann. Wenn sie wenigstens gesagt hätten „damit könnt ihr praktisch in 2 Minuten tanken“ oder „wir wollen die Zulieferbetriebe noch etwas künstlich am Leben erhalten.“, böte die Entscheidung immer noch Anlass für reichlich Kritik, aber sie befände sich immerhin im Einklang mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen der letzten 200 Jahre. Aber effiziente Verbrenner? Das einzige, was als Begriff noch weniger Sinn ergibt, ist „hocheffizienter Verbrenner“.

Das ist ja genau die eine Eigenschaft, in der ein Verbrenner besonders mies abschneidet und auch immer mies abschneiden wird. Genauso könnte jemand versuchen, Sahnetorten als Sättigungsbeilage in Schulkantinen zu etablieren mit Verweis darauf, dass sie im Vergleich zu Kartoffeln oder Reis kalorienarm sind. Oder, um in der Absurditätsskala der CDU zu bleiben: Besonders kalorienarm.

Sagt die Wahl zum Unwort des Jahres 2025 ab, der „hocheffiziente Verbrenner“ sollte die Plätze 1 bis 10 belegen und den Ehrenpreis für sein Lebenswerk obendrauf bekommen. Eine groteske Wortchimäre, die es genau so wenig in eine Regierungserklärung schaffen sollte wie „negative Steuereinnahmen“ oder anderer rhetorischer Morast.

Man kann nur erahnen, dass diese wortgewordene Idiotie so lange in den gemeinsamen WhatsApp-Gruppen von Autobossen, CDUlern und BILD-Redakteuren herumgereicht wurde, bis die Protagonisten selbst vergessen hatten, dass das ursprünglich ja eigentlich erfundener PR-Quatsch war, mit dem sich eigentlich nur ein paar BMW-Typen ihren Jahresbonus sichern wollten.

Nachfrage auf Pressekonferenz führt erst einmal zu… Schweigen

Das scheint auch ein paar Verantwortlichen gedämmert zu haben, als in der Pressekonferenz auf die Frage hin, was denn unter einem hocheffizienten Verbrenner zu verstehen sei erst lange Stille herrschte, dann gefühlt ein paar Steppenhexen durch die Konferenz wehten, gefolgt von der denkwürdigen Antwort des Regierungssprechers: „Ein hocheffizienter Verbrenner ist ein Verbrenner, der hocheffizient ist“.

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Aha. Ich habe dauerbekiffte Philosophie-Langzeitstudenten getroffen, die sich konkreter ausdrücken. Freuen wir uns auf weitere Pressekonferenzen und Antworten wie „ein friedliebender Kriegstreiber ist ein Kriegstreiber, der den Frieden liebt“ und weitere komplett ernst gemeinte Stilblüten. Auf erneute Nachfrage wurde erklärt, es seien Verbrenner, die im Sinne der Klimaziele besser seien als was aktuell auf dem Markt sei.

Schade, dass es so etwas nicht gibt, denn der Verbrenner hat eine lange Entwicklungszeit hinter sich und damit einen hohen Reifegrad. Selbst mit größten Anstrengungen sind kaum noch Effizienzgewinne denkbar, schon gar nicht innerhalb unseres fragwürdigen Trends zu immer größeren, höheren, weniger aerodynamischen Autos auf immer volleren Straßen. Nicht ohne Grund verharrt der Verbrauch unserer Verbrennerautos trotz der vielen tatsächlich gemachten Effizienzgewinne seit etwa 15 Jahren immer noch auf etwa 7,4 Liter Kraftstoff pro 100 km, daran ändert auch eine Start-Stop-Automatik nichts.

Screenshot Bundesumweltamt

E-Fuels sind ineffizienteste Methode

Laut Handelsblatt bestätigten zwei weitere Kommissionsbeamte, dass man traditionelle Verbrennermotoren zulassen wolle, solange diese mit Biokraftstoffen oder E-Fuels betankt werden. Eine Technologie also, mit der man Verbrennermotoren in der Tat klimaneutral betreiben kann, indem der im Kraftstoff enthaltene Kohlenstoff bei der Produktion der Atmosphäre entzogen wurde.

Kleiner Haken für Regierungssprecher: Das ist die mit Abstand ineffizienteste Methode überhaupt, um ein Auto zu betreiben. Auch ein Liter klimaneutrales E-Fuel enthält etwa 10 kWh Energie, aber um ihn herzustellen, benötige ich im ersten Schritt erst mal 27 kWh klimaneutralen Strom. Bei dieser Art der Fortbewegung brauche ich etwa 10 mal so viel Energie pro Kilometer verglichen mit einer Fahrt im E-Auto.

Wir brauchen dafür also auch 10 mal so viele Windkraftanlagen und Solarzellen pro Auto. Wollten wir die etwa 60 Milliarden Liter Diesel und Benzin, die Deutschland jährlich verbraucht, durch E-Fuels ersetzen, bräuchten wir allein dafür mehr Strom als das gesamte Land aktuell verbraucht

Für dieses Konzept kann man viele Adjektive nutzen, z.B. „unrealistisch“, „blauäugig“, „naiv“. Der Begriff „hocheffizient“ sollte hingegen so gar keine Option sein, da kann man sich auch ein Schild mit der Aufschrift „zu doof für Physik“ um den Hals hängen.

Artikelbild: Screenshot aus dem YouTube-Video „1. Dezember 2025 – Regierungspressekonferenz | BPK“ von Jung & Naiv, veröffentlicht am 01.12.2025, Zeitmarke 35:43. Quelle: youtube.com/watch?v=fGf38sN2Q1o (Bildzitat nach § 51 UrhG)

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