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8 Mäuse-Lüge: Querdenker teilen versehentlich Booster-Empfehlung

von | Sep 2, 2022 | Analyse

DER ANGEPASSTE IMPFSTOFF WURDE ausreichend getestet, NICHT NUR AN 8 MÄUSEN

Am 29. August 2022 veröffentlichte die FAZ einen Beitrag, in dem Karl Lauterbach 14 Millionen Dosen angepasster Impfstoffe ab dem 5. September verspricht. Der Artikel betont: Laut Studiendaten ist der Schutz solcher fortentwickelter Impfstoffe weit höher als bisher verwendeter (Quelle). Der radikalisierte Desinformationsverbreiter Stefan Homburg teilt einen Screenshot des Beitrags in der Hoffnung, den Erfolg zu diskreditieren, indem er auf eine Testung an acht Mäusen hinweist  – doch es will ihm einfach nicht gelingen. Denn er verwechselt zwei Impfstoffe. In Wahrheit wurde der Impfstoff, von dem Lauterbach spricht, an hunderten Menschen getestet (Quelle). Die Behauptung der „8 Mäuse“ ist wie das meiste, was Homburg verbreitet, falsch. Letztlich verbreitet der für seine Lügen bekannte Querdenker eine Studie, die seine Behauptungen komplett widerlegt und sich für eine Empfehlung für Impfungen und die Booster ausspricht. Und merkt es nicht einmal.

Eine Notzulassung nach Tests an Mäusen gab es lediglich in den USA

In seinem Tweet schreibt Homburg, der in der Vergangenheit Lügen bereits gerichtlich angeordnet löschen musste: „Lauterbach retweetet die FAZ mit dem Versprechen höherer Wirksamkeit. Im Zeitungsartikel eine einzige Quelle: Lauterbach! Die Studiendaten umfassen übrigens 8 Mäuse …“ (Quelle). Mit seinem wenig fundierten Tweet sorgte der Verschwörungslügner auf Twitter für den Trend des Hashtags #8Mäuse – seine Follower sprangen wieder mal schnell auf Homburgs Falschinformationen auf. Denn dessen Fake News über einen Impfstoff, der lediglich an acht Mäusen getestet wurde, bezieht sich aber auf einen anderen Impfstoff. Diesem wurde kürzlich in den USA eine Notzulassung erteilt, nachdem Moderna und Pfizer Daten einer Studie an acht Mäusen vorlegten (Quelle). Zu diesem Impfstoff verlinkte Homburg dann auch ein Q&A, in dem zwar deutlich zu lesen ist, dass er bisher nur an Mäusen getestet wurde, ebenso deutlich aber, dass die Unternehmen nun klinische Studien an Menschen durchführen werden (Quelle).

Die FAZ und Lauterbach berichten jedoch ohnehin von einem ganz anderen Impfstoff, der speziell gegen die Omikron-Variante BA.1 entwickelt wurde. Aus einem Bericht der Tagesschau geht hervor: Er wurde bereits an mehreren hundert Menschen getestet und mit Kontrollgruppen verglichen. Zudem konnte auf dem Wissen der Herstellung des ursprünglichen Impfstoffs aufgebaut werden (Quelle).

USA: 8 Mäuse-Test ist durchaus umstritten

Über die Kritik am in den USA tatsächlich angewendeten Test an acht Mäusen sind sich übrigens nicht alle einig – die Methodik ist umstritten. Zwar gibt es durchaus kritische Stimmen, andererseits betont Experte Leif Erik Sander von der Berliner Charité, dass die mRNA-Impfstoffe für den Booster in den USA nur minimal verändert würden. Es handelt sich also auch hier um eine bereits bewährte Entwicklungsmethode, die lediglich angepasst wird. Zudem appellierte er an eine ethische Entscheidung, die ein schnelles Impfangebot gegen ein Virus fordert, „das wir nicht vollständig kontrollieren können“ (Quelle).

FAZIT: Homburg teilt versehentlich eine astreine Impfempfehlung

Wenn man also über seinen wirren Tweet und seine Desinformation hinwegsieht, teilt der Querdenker versehentlich eine Impfempfehlung, denn die Studie, die vermutlich niemand, der Homburgs Fake geteilt hat, gelesen hat, vielleicht nicht mal er selbst, spricht sich eindeutig für die Wirksamkeit der Impfungen und der Booster aus. Der angepasste Impfstoff an die Omikron-Subvariante BA.1 wurde in Deutschland inzwischen zugelassen – und verspricht laut fundierten Tests an Menschen eine verbesserte Wirksamkeit und somit einen besseren Schutz. Dinge, die die Lügner der „Querdenker“ doch eigentlich gerne leugnen würden.

Artikelbild: Screenshots, shutterstock.com