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Killerbienen-Angriff auf Nord stream-Ermittler Ist Fake

von | Okt 14, 2022 | Analyse

Der dümmste Fake der Woche

Es gibt so Tage, da ist das Widerlegen von Fakes ziemlich mühsam und geradezu schmerzhaft. Wenn zum Beispiel Kriegsverbrechen geleugnet werden oder die Tödlichkeit einer für Ungeimpfte enorm gefährlichen Krankheit wie Covid-19 bestritten wird. An anderen Tagen stellen sich die Fake-Verbreiter einfach nur wunderbar herrlich selbst ein Bein und beweisen der ganzen Welt wie leichtgläubig sie einfach alles teilen, was irgendwie nach Verschwörung klingt. Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass es einfach ziemlich Spaß macht diese dümmsten aller Fakes zu widerlegen. Vor allem, wenn wie in diesem Fall zum Anschlag auf Nordstream trotz oder gerade wegen der himmelschreienden Absurdität ein Fake wieder mal Hunderttausende auf Telegram erreicht.

Nord Stream-Ermittler lebt und heißt auch nicht Olsen

Zuerst die Fakten: Der Chefermittler von Nord Stream 2 heißt Mats Ljungqvist, er ist schwedischer Staatsanwalt. Er ist vollkommen wohlauf (Quelle).

Außerdem ist in den USA eine Person Namens Erik Olsen gestorben (Quelle), die allerdings nichts mit Nordstream zu tun hat, sondern ein Chef einer Reifenfirma aus den USA war. 

Dann gibt es noch einen dänischen Wissenschaftler, der ebenfalls Erik Olsen heißt, der in Dänemark Chef einer Forschungseinrichtung für Meereswissenschaften mit Fokus auf Entwicklungsländern ist (Quelle). Er hat ebenfalls rein gar nichts mit Nord Stream zu tun. Auch er ist wohlauf. 

Ok und was haben diese vollkommen normalen Vorgänge nun miteinander zu tun? In der Realität natürlich gar nichts, aber das hat die naiven Quer-Schwurbler natürlich nicht davon abgehalten sich einfach eine spannende Fan-Fiction mit einer Killerbiene auszudenken. 

Alle Fakten zum Anschlag auf die Nord Stream-Pipelines haben wir bereits zusammengefasst. Am wichtigsten dabei: Eine Röhre von Nord Stream 2 ist vollkommen unbeschädigt, ganz so als wollte der Angreifer ausgerechnet Nord Stream 2 betriebsbereit halten. Dieses klar auf Russland zeigende Indiz wird komischerweise in der Verschwörungsblase gern verschwiegen. Zufall?

Verschwörungs-Tweet als Quelle

Wenn man nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, dann hat man vielleicht schonmal davon gehört, dass man die Quellen für eine Aussage checken sollte, die einem sensationell oder zu gut um wahr zu sein vorkommt. Nur: wenn man Querdenker ist, dann macht man einfach immer das absolute Gegenteil dessen, was vernünftig ist, also verbreitet man auch einfach mal komplett ausgedachte Tweets als “Fakt” weiter. 

So auch hier: der Post behauptet einfach, ein “Erich Ollsen“, der angeblich leitender Ermittler zu Nord Stream war, wäre an einem “Bienenstich” gestorben. Wie wir ja bereits gesehen haben, ist das völliger Quatsch. Der Ermittler heißt nicht Erik Ollsen und er ist am Leben. Die vermeintliche “Quelle” für den Tweet, die hier geteilt wird, ist übrigens ein Post im russischen Netzwerk VK. Also unterstes Niveau was die Glaubwürdigkeit angeht.

Telegram Post mit dem Nord Stream-Fake erreichte 280 000 Views

Der Post verbreitet sich auf Telegram kräftig und erreichte 280.000 Views. 

Erik Olsen: WEder tot Noch Nord stream-Ermittler

Der “Meeresforscher” Erik Olsen wurde dann in Folge offenbar auf Twitter belästigt, ob er denn nun tot sei. Er musste daraufhin klarstellen: Er hat nichts mit Nord Stream zu tun und ist auch nicht tot: 

Der VK-Beitrag auf dem die gesamte Geschichte beruht, verwendet außerdem ein Bild, welches Zsolt Borkai zeigt, den ehemaligen Bürgermeister einer ungarischen Stadt, wie die dpa herausfand (Quelle). Auch er scheint noch am Leben zu sein. 

Manchen Rechten ist die Naivität ihrer Mitstreiter peinlich

Der Verschwörungsideologie Thorsten Schulte, der sonst auch gern Antisemitismus befeuert (Quelle), regt sich über die Leichtgläubigkeit seiner Mitstreiter auf. Seiner Meinung nach ist der Fake leicht zu durchschauen und wurde leichtgläubig verbreitet. Ich zitiere: “Keine Belege!!! Nur ein Tweet. (…) Einige Kanäle prüfen nichts, treiben jede Sau durchs Dorf! (…) Seid wahrhaftig! Hinterfragt alles!” Alles Sachen die praktisch auch beim Volksverpetzer stehen könnten. 

Und er schreibt auch, warum er sich so aufregt: “Wer das tut, macht die gesamte Alternative Medienszene lächerlich und angreifbar. Warum macht Ihr das?” Er beschreibt hier wunderbar, warum Volksverpetzer wirkt. Wir berichten über solche Fakes eben nicht nüchtern, sondern machen uns faktenbasiert über die Naivität der Verbreiter lustig. Weil sie das noch mehr entlarvt als nur der Faktencheck. Und das scheint Wirkung zu zeigen, wenn sogar Verschwörungsverbreiter der schlimmsten Sorte jetzt anfangen ihre “Verbündeten” zu “fact-checken”, um zu vermeiden lächerlich gemacht zu werden. Fein gemacht, sagen wir da nur. Wenn ihr unser Konzept unterstützen wollt, könnt ihr das hier tun.