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Schonungslos & verzweifelt: RKI-Chef Wieler spricht Klartext über die Notlage

von | Nov 18, 2021 | Aktuelles

Wieler rechnet ab

RKI Chef Lothar Wieler hat so deutlich und verzweifelt wie nie zuvor die harten Wahrheiten ausgesprochen, die große Teile der Politik seit Monaten postfaktisch verdrängt. Die Zahl der Neuinfektionen steige steil an – und erreichte heute mit über 60.000 schon wieder einen neuen Rekord – und dürfte laut Wieler sogar noch weitaus höher sein als bekannt. Bald müssten wir mit hunderten Toten am Tag rechnen. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 264 Todesfälle verzeichnet. 0,8% der 53.000 in der letzten 24h an Corona Erkrankten seien nicht mehr zu retten erklärt der RKI-Chef. Die deutlichen Worte der Verzweiflung werden zehntausendfach geteilt.

„Es herrscht eine Notlage im Land“

Zuerst spricht Wieler zur strategischen Patientenverlegung mit Kleeblattmodell: „Sie sehen, die Prognosen sind super düster. Sie sind richtig düster. Wir halten die im Laufe von 10 Tagen für ziemlich belastbar, die gehen alle steil nach oben […]. Es herrscht eine Notlage in unserem Land.“ Und weiter: „Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, sagte Wieler.

Die Lage in den Krankenhäusern wird immer schlimmer. „Wir waren noch nie so beunruhigt wie jetzt“ und „Die Versorgung ist bereits in allen Bundesländern nicht mehr der Regel entsprechend.“ Und das werde noch zunehmen. „Sie sehen, die Prognosen sind superdüster. Sie sind richtig düster“, sagte Wieler. „Es herrscht eine Notlage in unserem Land. Wer das nicht sieht, der macht einen sehr großen Fehler.“

Auch werde immer noch zu wenig geimpft. „Ich sag das jetzt mal ganz klar: Es muss jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen […] nicht gestattet, zu impfen. Wir sind in einer Notlage […]. Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen.“

Die Politik hat rechtzeitiges Handeln versäumt

Das RKI habe lange rechtzeitig gewarnt, doch man habe nicht auf sie hören wollen. „Das ist ne klare Sprache, aber ich kann nach 21 Monaten es schlichtweg nicht mehr ertragen, dass es nicht vielleicht erkannt wird, was ich […] sage und […] viele andere Kolleginnen und Kollegen.“ Die vierte welle werde alle bisherigen deutlich übertreffen, wenn keine „bevölkerungsbezogenen Maßnahmen“ ergriffen würden und die Impfquote nicht deutlich steige. Alle modellierten Szenarien seien nun eingetroffen.

Wieler wirft der Politik Fehlversagen und Versäumnisse vor. „Wir haben zu schnell in zu vielen Bereichen geöffnet“, kritisiert Wieler. „Clubs und Bars sind Hotspots, aus meiner Sicht müssen die geschlossen werden.“ Großveranstaltungen müssten nach seiner Einschätzung abgesagt werden. Er setzt sich auch für umfangreiche 2G Regeln ein. „Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, die Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen“, sagt er. Auch in Apotheken könnte man impfen.

Man habe alle Mechanismen, um die vierte Welle einzudämmen: „Wir müssen nicht ständig etwas Neues erfinden. Alle diese Konzepte und Rezepte sind vorhanden“.

Artikelbild: pixabay.com, CC0

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI.