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Gaza: IDF-Streitkräfte töten Journalisten – Rechtfertigung widerlegt

von | Aug. 30, 2025 | Faktencheck

Die israelischen Streitkräfte erklären einen Beschuss in Gaza, der einen Journalisten das Leben kostete, mit einer angeblichen „Hamas-Kamera“. Unsere Prüfung der Behauptungen der IDF (israelische Streitkräfte) zeigt: Deren Erklärung ergibt wenig Sinn. Ein zweiter Angriff, der herbeieilende Helfer und weitere Journalisten tötete, wird auch nicht erklärt.

Tötung von Journalisten erzeugt Aufschrei

Am 25. August schlug ein Projektil auf dem Gelände des Nasser-Krankenhauses neben dem Journalisten Hossam Al Masri ein, der dadurch getötet wurde. Wenige Minuten später, als Umstehende zu Hilfe eilen, trifft sie ein zweites Projektil. Insgesamt sterben bei dem Ereignis mindestens 20 Personen, darunter 5 Journalisten. Der Vorfall erzeugt aus drei Gründen einen starken internationalen Aufschrei:

Zum Einen arbeiteten die getöteten Journalisten Hossam Al Masri und Moaz Abu Taha für Reuters und die Journalistin Mariam Dagga, die ebenfalls getötet wurde, arbeitete für Associated Press. Beide Medien richteten sich daraufhin in einem offenen Brief an die israelische Regierung. Darin kritisierten sie auch mangelnde Aufklärung und Konsequenzen in ähnlichen Fällen.

Zweitens gab es nur zwei Wochen zuvor einen Angriff der israelischen Streitkräfte auf ein Zelt des Journalisten Al Sharif, der ihn und 4 Mitglieder seines Teams tötete. Die IDF rechtfertigte die Tötung mit seiner angeblichen Hamas-Nähe. Laut einer Analyse des Tagesschau-Faktenfinders fehlen dafür aber konkrete Belege. Außerdem gilt der Schutz von Presse und Journalisten im Krieg unabhängig davon, ob jemand einer Kriegspartei nähersteht. Darüber hinaus existiert völkerrechtlich ein grundsätzlicher Schutz für Zivilisten. Insgesamt haben die IDF seit 2023 laut dem Committee to Protect Journalists 189 palästinensische Journalisten im Gaza-Konflikt getötet.

Der dritte Grund für den Aufschrei ist die Art und Weise des Angriffs, die auch auf Video aufgenommen wurde. Der Angriff wirkt wie ein sogenannter „Double Tap“, bei dem auf den ersten Angriff ein bewusster Zweitschlag folgt, um auch herbeieilende Rettungskräfte zu treffen. Diese Strategie ist von international gesuchten Kriegsverbrechern wie Putin oder Assad bekannt. Der zweite Angriff bei diesem Ereignis wurde auf Video aufgenommen und zeigt, wie die Helfer von zwei weiteren Projektilen getroffen werden. Ein militärischer Grund für den zweiten Angriff ist ebenfalls nicht ersichtlich.

Erklärung der Streitkräfte nicht glaubwürdig

Der israelische Ministerpräsident Netanyahu sagte am 25. August, dass Israel den „tragischen Unfall“ bereue.

Am 26. August veröffentlichten die israelischen Streitkräfte einen Beitrag, der den Angriff wiederum rechtfertigte.

„From an initial inquiry, it appears that Golani Brigade troops, operating in the area of Khan Yunis to dismantle terrorist infrastructure, identified a camera that was positioned by Hamas in the area of the Nasser Hospital that was being used to observe the activity of IDF troops, in order to direct terrorist activities against them.“

„Aus ersten Ermittlungen geht hervor, dass Truppen der Golani-Brigade, die im Gebiet von Khan Yunis im Einsatz waren, um terroristische Infrastrukturen zu zerstören, eine Kamera entdeckt haben, die von der Hamas im Bereich des Nasser-Krankenhauses aufgestellt worden war und dazu diente, die Aktivitäten der IDF-Truppen zu beobachten, um terroristische Aktivitäten gegen sie zu lenken.“

Laut einem israelischen Armeesprecher waren Journalisten von AP News und Reuters nicht das Ziel der Angriffe.

Allerdings kann es sich bei der angeblichen „Hamas-Kamera“ laut einer OSINT Recherche von Sky News nur um die Kamera des Reuters-Journalisten Hossam Al Masri handeln, der zum Zeitpunkt des ersten Angriffs von dort streamte (auch an anderen Tagen). Sky News belegt dies mit übereinstimmenden Merkmalen aus Videos der israelischen Armee und dem Livestream von Hossam Al Masri mit Bildern nach dem Angriff.

Laut New York Times wurde der Ort des Angriffs regelmäßig von Journalisten zum Streaming genutzt. Die israelische Armee hat sich unseres Wissens nach bisher nicht zu dem Zweitschlag geäußert, der den Großteil der Opfer verursachte.

Auch die deutsche Bundesregierung wies bisherige Erklärungen für den Angriff als „nicht ausreichend“ zurück.

Dokumentation aus Gaza ist dringend notwendig

Die verstörenden Kriegsverbrechen der Hamas wurden teilweise von den Terroristen selbst und im Nachhinein von Helfern dokumentiert. Auch internationale Medien konnten sich ein Bild machen:

Der Internationale Gerichtshof wirft Ministerpräsident Netanyahu vor, Kriegsverbrechen befohlen zu haben, und hat deshalb einen internationalen Haftbefehl gegen ihn verhängt. Insbesondere warf der Gerichtshof Netanyahu vor, Hunger als Kriegswaffe gegen die Menschen in Gaza eingesetzt zu haben. Die internationale Organisation IPC hat am 22. August das Vorliegen einer Hungersnot der höchsten Stufe in Teilen von Gaza erklärt.

Auch die getöteten Journalisten haben die Hungersnot in ihrer Arbeit dokumentiert. Internationalen Medien ist seit Beginn des aktuellen Konflikts ein freier Zugang nach Gaza verwehrt. Sie sind daher auf lokale Mitarbeiter angewiesen.

In Israel regt sich massiver Widerstand gegen das Vorgehen. Am vergangenen Dienstag gingen erneut hunderttausende Menschen allein in Tel Aviv auf die Straße. Die in Teilen rechtsextreme Regierung Netanyahus verliert offensichtlich gerade jegliche Glaubwürdigkeit für ihr Narrativ, bei dem Krieg handele es sich nur um eine Mission, die Geiseln zurückzuholen und die Hamas auszuschalten. Eine Hungersnot bekämpft man nicht, indem alle getötet werden, die diese dokumentieren.

Artikelbild: Screenshot CNN

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