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6. Juli: Viele Staaten beschließen Obergrenzen & Zurückweisungen an der Grenze. 1938

von | Jul 7, 2018 | Aktuelles

Wer nicht aus der Geschichte lernt…

Das Jahr 1938 weist viele Parallelen zu heute auf: 6. Juli: Die Zahl der Flüchtlinge steigt von Tag zu Tag. Viele Staaten schließen ihre Grenzen, man weist Geflüchtete an der Grenze zurück und verhängt Einreisestopps. Einige Länder haben Obergrenzen eingeführt. „Keiner ist schon zu viel“ sagt ein Land. Ein anderes sagt: „Wir sind kein Einwanderungsland.“ Es geht um die jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich – und die Länder der Welt schauen weg.

US-Präsident Franklin D. Roosevelt rief am 6. Juli 1938, vor genau 80 Jahren zu einer Flüchtlingskonferenz in Evian ein. Die USA hatten zu diesem Zeitpunkt eine Flüchtlingsobergrenze von 27.370 Personen. Es ging um die Rettung von etwa 550.000 Menschen. Doch außer ein paar leere Worte hatte kein Land ein Interesse daran, Flüchtlinge aufzunehmen.

Die gleichen Ausreden wie heute

Frankreich klagt, dass sie schon an der Kapazitätsgrenze seien („Das Boot ist voll“?),  „Großbritannien ist kein Einwanderungsland“, sagte Lord Winterton. (Wortwörtlich was auch CSU und CDU gesagt haben) „None is too many“ – keiner ist schon zu viel, sagte ein kanadischer Einwanderungsbeamter 1939. Die USA wiesen Menschen, die mit dem Dampfer St. Louis in die USA fliehen wollten ab. Später starben viele davon im KZ. Asylanträge wurden massenhaft abgewiesen. Wie die des Vaters von Anne Frank.

Die Teilnehmer der Flüchtlingskonferenz feierten ihre leeren Beschlüsse und ihre Versuche der Appeasementpolitik mit dem deutschen Diktator mit Feuerwerk – ein Hohn im Hinblick auf die restliche Geschichte: Wenig später annektierte Hitler das Sudetengebiet, kurz darauf brannten die jüdischen Synagogen. Und die Juden hatten nirgends, wo sie hin fliehen konnten. Die Nazis bejubelten das: „Niemand will sie haben“, kommentierte die NSDAP-Zeitung „Völkischer Beobachter“.

Und heute?

Wir reden wieder über Obergrenzen, wir kriminalisieren die Rettung von Flüchtenden über das Mittelmeer. Die Länder Europas, die reich und sicher sind, sind unwillig, Menschen in Not aufzunehmen.

Die Konferenz von Evian zeigt die Folgen der geschlossenen Grenzen und der Abweisung von Flüchtlingen. Die schmutzigen Deals mit Diktatoren. Sie sind sinnlos, heuchlerisch und tödlich. Bis Juni 2018 sind bereits weitere 1291 Menschen ertrunken. Und die Welt ist dabei, tatenlos noch viel mehr sterben zu lassen.

Danke an diesen SPIEGEL-Artikel.

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