Dieser Beitrag erschien zuerst bei Belltower.News und wurde von Lars Freudenberger verfasst.
Trotz laufender Ermittlungen wegen Volksverhetzung und des Verdachts auf die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole nominiert die AfD Würzburg Daniel Halemba zu ihrem Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl 2026. Der 24-Jährige, der dem völkisch-nationalistischen Flügel der Partei zugerechnet wird, steht damit erneut im Zentrum der innerparteilichen und öffentlichen Debatte.
Er ist einer der jüngsten Landtagsabgeordneten Bayerns und einer der umstrittensten: Daniel Halemba, gegen den weiterhin strafrechtlich ermittelt wird, soll an der Spitze der AfD Würzburg für die kommende Kommunalwahl 2026 stehen. Und das, obwohl schon vor knapp zwei Jahren parteiintern über einen Ausschluss Halembas debattiert wurde.
Halemba gehörte über mehrere Jahre der rechtsextremen Burschenschaft Teutonia Prag in Würzburg an, welche im November 2023 vom bayerischen Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wurde. Der Grund: Auf dem Grundstück der Burschenschaft soll immer wieder einschlägig rechtsradikale Musik gespielt worden sein. Auch von Hitlergrüßen ist die Rede.
Teutonia Prag zu Würzburg
Für die Behörden war das Grund genug, um im September 2023 bei der ultrarechten Burschenschaft nach dem Rechten zu sehen. Dabei wurden im ganzen Haus rechtsradikale und antisemitische Sticker gefunden. Zahlreiche davon von neurechten Strukturen, wie dem Antaios-Verlag oder der revisionistischen Kampagne „Ein Prozent“, andere vom „Dritten Weg” oder vom Neonazi-Versandhandel „Druck 18“.
In einem sichergestellten Gästebuch der Würzburger Burschenschaft stieß die Staatsanwaltschaft außerdem auf einen Eintrag mit den Worten „Sieg Heil“. Darunter: die Unterschrift von Daniel Halemba. Sichergestellt wurden damals auch mehrere Waffen, darunter mehrere Schlagringe, ein Einhandmesser und eine Schreckschusswaffe.
Im Nachgang wurde gegen Halemba und mehrere andere Verbindungsmitglieder wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Insider verwunderte das damals wenig. Zu oft hatte die Burschenschaft in der Region mit ihren positiven Bezügen zum NS-Faschismus polarisiert. Der Regensburger Journalist und Blogger Stefan Aigner erinnert sich in einem Text zur Razzia: „Wie es um die Gesinnung der (…) Burschenschaft bestellt ist, war nicht erst seit gestern bekannt.“
Selbst in Würzburgs Verbindungsszene stieß die Teutonia auf Ablehnung. Innerhalb der eigenen Stadt galten sie daher schon früh als ziemlich isoliert. In der AfD fand die fränkische Burschenschaft dagegen früh Anschluss. Schon während der ersten Radikalisierungsphase der Partei dokumentierte die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (a.i.d.a. e.V.) 2016 eine gemeinsame Veranstaltung der noch jungen AfD und des ultrarechten Männerbunds. Als Mitglieder der Grünen Jugend Würzburg damals vor dem Verbindungshaus gegen den Vortrag protestierten, kam es zu Angriffen: Zwei Gegendemonstrierende wurden attackiert, einer der mutmaßlichen Täter flüchtete anschließend in das Haus der Teutonia.
Der juristische Trubel um Halemba
Offenbar reichte dem jüngsten Landtagsabgeordneten das mediale Spektakel um die Razzia im Haus der Verbindung noch nicht. Als die Staatsanwaltschaft ernst machte und am 26. Oktober 2023 Haftbefehl erließ, tauchte Halemba ab. Ganze vier Tage blieb er verschwunden, während die Ermittler*innen versuchten, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. In dieser Zeit soll er versucht haben, mögliche Zeugen einzuschüchtern. Die Staatsanwaltschaft sah Verdunkelungsgefahr und Fluchtverdacht. Die Fahndung wurde ausgeweitet.
Am Morgen des 30. Oktober 2023 endete das Versteckspiel im Raum Stuttgart, nur wenige Stunden, bevor Halemba durch die konstituierende Sitzung des Landtags Immunität erlangt hätte. Der Landtag reagierte noch am selben Nachmittag und hob diese auch formell auf, um sicherzustellen, dass die Ermittlungen ohne politische Hürden fortgesetzt werden konnten.
Kurz nach der Festnahme versuchte die Parteiführung Schadensbegrenzung: Der AfD-Bundesvorstand forderte Halembas Ausschluss. Der jedoch reagierte halbherzig und erklärte seinen Austritt aus der Partei. Halemba behielt jedoch das lukrative Landtagsmandat. Wenige Tage später saß er wieder im Plenarsaal, als sei nichts geschehen, und stimmte bei der Wahl des bayerischen Ministerpräsidenten mit ab. Möglich wurde das, weil Halemba schon kurz nach seiner Festnahme unter Auflagen auf freien Fuß kam.
Spitzenkandidat trotz laufender Ermittlungen
Im April des darauffolgenden Jahres folgte der nächste Paukenschlag: Die Staatsanwaltschaft weitete die Ermittlungen aus: Nun stand zusätzlich der Verdacht auf Geldwäsche, gemeinschaftliche Nötigung und Sachbeschädigung im Raum. Halemba soll einen Anwalt bedrängt und die Tür zu dessen Kanzlei beschädigt haben. Zudem gehen die Ermittler*innen davon aus, dass er „einen mittleren vierstelligen Geldbetrag von seinem Privatkonto auf ein Konto im Baltikum transferiert“ habe.
Trotz der wachsenden Liste an Vorwürfen blieb der Parteiausschluss aus. Im Gegenteil: Ende Oktober 2025 wurde bekannt, dass die Würzburger AfD mit Halemba an der Spitze in den Kommunalwahlkampf 2026 ziehen will. In einer Mitteilung erklärte die Partei, sie wolle im Stadtrat „drittstärkste Kraft“ werden und sich für „Sicherheit, Sauberkeit und ein schöneres Stadtbild“ einsetzen. Halemba selbst gibt sich unbeirrt: Die Ermittlungen gegen ihn, sagt er, seien „politisch motiviert“. Der Prozessbeginn ist für Januar 2026 angesetzt.
Artikelbild: Peter Kneffel/dpa
