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Ex-Vize-Chef erklärt, warum du nicht die AfD Niedersachsen wählen solltest

von | Okt 6, 2022 | Aktuelles

Möglicherweise überlegst du dir, am Sonntag die AfD Niedersachsen bei der Landtagswahl zu wählen. Möglicherweise bist du auch kein Fan von diesem Blog – danke, dass du überhaupt das durchliest. Deswegen wollen wir hier gar nicht selbst belegen, wie die Partei einzuschätzen ist. In diesem Artikel wollen wir lediglich zeigen, was ein prominentes Ex-Mitglied der AfD Niedersachsen über diese Partei zu sagen hat. Und vielleicht ist das ja ein viel besseres Argument für dich, wenn du denkst, der muss es ja wissen.

„Abgrund für Deutschland“

Christopher Emden war lange Zeit ein wichtiger Mann im Landesverband der AfD Niedersachsen, zeitweise sogar der Vize-Landeschef. Der gelernte Richter trat jedoch im Juli 2022 aus der Partei aus. Sein Austrittsschreiben hat es jedoch in sich. Dort erhebt er krasse Vorwürfe über die Partei. Hier ist sein Schreiben im Volltext. Wir zitieren die wichtigsten Ausschnitte:

„Es stellte sich zwar schon kurz nach dem Eintritt heraus, dass die AfD deutlich entfernt war von ihren Grundsätzen und Leitbildern.“, schreibt Emden zu Beginn, um dann festzustellen, dass der „Gegenentwurf zu den Altparteien“ jedoch nie realisiert wurde. Mit „Rechtsstaatlichkeit“, „Freiheit“, Kompetenz und Bürgernähe, wie propagiert, habe sie nichts zu tun. „Im Gegenteil“.

„Die Partei entwickelt sich beständig weiter nach rechts. Heute können Parteimitglieder Sympathien für rechtsradikale Ideologien, Gruppierungen und Personen bekunden und sich in deren Kreisen aufhalten, ohne dass daran noch irgendjemand in der Partei größeren Anstoß zu nehmen scheint. Personen mit derartigem Gedankengut übernehmen inzwischen Parteiämter und Mandate. Die Zusammensetzung des neuen Bundesvorstandes lässt erahnen, dass dies sogar noch zunehmen wird.“

„Sammelbecken für Versager, Gangster und Minderbemittelte“

„Die Partei entwickelt sich zu einer Versorgungsanstalt für in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindliche Opportunisten und für Personen, die für normale Beschäftigungsverhältnisse außerhalb der Partei untauglich sind. Dies ist inzwischen ausgeprägter als bei den Altparteien, obwohl man eigentlich ein Gegenentwurf dazu sein wollte. Die Partei entwickelt sich zu einem Sammelbecken für Versager, Gangster und Minderbemittelte. „

Und weiter:

„Sacharbeit ist kaum vorhanden, da man in dem Bemühen um Posten und Mandate ganz damit befasst ist, den innerparteilichen Konkurrenten zu zerfleischen. Die Bezeichnung als Rechtsstaatspartei ist längst blanker Hohn, da innerparteilich vielfältig gegen geltendes Satzungsrecht und gegen geltende Gesetze verstoßen wird, um für sich oder der jeweiligen Beutegemeinschaft im Kampf um Mandate Vorteile zu generieren. Die Fülle deliktischen Handelns, vor allem von Amtsträgern in der AfD, ist abstoßend.“

Am Ende erklärt Emden über die AfD Niedersachsen noch:

„Diese Partei ist keine Alternative, sie ist der Abgrund für Deutschland. Sie ist nicht bloß verzichtbar, sie ist, aufgrund der zunehmenden Radikalisierung vieler Mitglieder, sogar gefährlich für unser Land.“

„Hätte ich kandidieren wollen, dann hätte ich mir Stimmen kaufen müssen.“

Die Vorwürfe über die Korruption in der AfD Niedersachsen hat Emden auch beim ZDF ausgeführt. Posten und gute Listenplätze für die Landtagswahl würden dort verscherbelt.

„Hätte ich kandidieren wollen, dann hätte ich mir Stimmen kaufen müssen. Ein Betrag von 4.000 Euro war im Gespräch. Angesprochen wurde ich von Herrn Schledde, der die Kriegskasse verwaltet und wohl auch der Einzige ist, nehme ich an, der Zugriff auf das Konto hat.“

Der erwähnte Ansgar Schledde ist jetzt stellvertretender Landeschef und kandidiert auf Listenplatz 2 für die Landtagswahl. Schledde weist diese Vorwürfe zurück. Gegen ihn werde jetzt deswegen durch die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue (Quelle). Der Aussteiger aus der AfD-Niedersachsen kritisiert auch die Zunehmende Gewaltbereitschaft der Partei. In einem Rundbrief aus dem AfD-Kreisverband Nienburg-Schaumburg mit Überschrift „Waffen in der Krise“ erhalten Mitglieder Tipps dafür, sich mit mit Scharfschützengewehren, Maschinenpistolen oder Schwertern zu bewaffnen.

„Beim Plündern/Durchsuchen der Straßenzüge eurer Stadt auf relativ übersichtlichem Gelände bei Tag trefft ihr auf andere Personen, möglicherweise feindlich.“ Später heißt es: „Eine weitere Sondersituation wäre, versteckt mit einem Scharfschützengewehr auf Feinde zu lauern.“ Und: „Persönlich wäre eine Maschinenpistole in der angesprochenen Krisensituation tatsächlich meine Traumwaffe.“

Quelle

Wenn du kein gewaltbereiter Rechtsextremist bist, und eine Partei mit derartigen Korruptionsvorwürfen nicht unterstützen willst, solltest du dich am Sonntag nach einer Alternative umsehen.

P.S.: Die meisten unserer Leser dürften sicherlich ohnehin nicht die AfD wählen, und die Aussagekraft dieser Zitate dürfte begrenzt sein. Aber teilt doch diesen Artikel – oder vielleicht auch nur den Text oder die einzelnen Zitate – oder schickt ihn an Menschen, die möglicherweise bei der kommenden Wahl in Niedersachsen mit dem Gedanken spielen, diese Partei zu wählen.

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Artikelbild: Christopher Weckwerth/dpa