Titel: aus einem blauen Megafon kommen Textbalken: Plädoyer an die Presse. Darunter: 10 Ideen gegen die Medienkrise.

Unser „Plädoyer an die Presse” richtet sich an Medienschaffende, die für unsere Demokratie einstehen wollen. Lasst uns endlich über Lösungen für eine sich wandelnde digitale und analoge Medienlandschaft reden!

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Block 1

Der Mythos Neutralität  

1

Du gestaltest den Diskurs

Journalist*innen sind aktive Gestalter*innen des Diskurses.  

Ein Ziel dieses Plädoyers ist es, dass sich Journalist*innen wieder stärker dieser Verantwortung bewusst werden – und dass dieses Bewusstsein zu einem konstruktiven Selbstbewusstsein wird. Denn es gibt kein Naturgesetz, das etablierte Medien verpflichtet, den rechten, demokratie- und wissenschaftsfeindlichen Narrativen hinterherzurennen.
Sie können stattdessen andere, konstruktive und demokratische Narrative etablieren, sogar eigene Themen setzen – und so die Hoheit über den Diskurs zurückgewinnen. Allzu oft steht dem jedoch ein verrutschtes Verständnis von Objektivität und Demokratie im Weg.

 

Journalist*innen müssen stärker hinterfragen, welche Stimmen sie multiplizieren, wem sie Raum geben. Denn zu oft ist es die laute Minderheit der Extremist*innen. Scheinbar unaufhaltsam bestimmen diese Leute, worüber wir reden, wann wir darüber reden und wie wir darüber reden. Medienschaffenden bleibt dann das ernüchternde Gefühl, man renne nur hinterher. Das ist das Ziel der Neuen Rechten, die strategisch und mit aller Vehemenz versucht, die Diskurshoheit an sich zu reißen. 

 Gibt man dem nach, droht eine Diskursverschiebung. Dem muss Journalismus aktiv entgegenwirken. Wer so tut, als habe man eine außenstehende, beobachtende Rolle im Diskurs, die nicht „eingreifen“ dürfe, um seine „Neutralität“ nicht zu verlieren, der verfehlt auch dieses hehre Ziel, denn er neutralisiert sich gegenüber dem Extremismus. Schließlich muss Journalismus alle befähigen, am Diskurs teilzunehmen, das ist sein Grundauftrag, das ist unsere Verantwortung. 

2

Objektivität ist eine
Utopie

Überparteilichkeit und Objektivität sind wichtige Ideale im Journalismus. Es braucht eine offene Haltung gegenüber Themen und Menschen. Aber Journalist*innen müssen sich bewusst sein, dass Objektivität eben nur ein Ideal ist, eine Utopie, die in der Praxis nie erreicht werden kann.

Die Wahl der Sprache, die Auswahl der Gesprächspartner*innen und auch die eigene Positionierung beeinflussen die Darstellung. 

Wenn wir das vor uns selbst und vor unserem Publikum ehrlich kommunizieren, können wir uns bewusst machen, dass nicht eine abstrakte „Objektivität“ das Ideal ist, an welchem wir uns orientieren müssen, sondern der Stand der Wissenschaft. Die wissenschaftliche Methode ist die beste Orientierung für eine sachliche und faktenbasierte Berichterstattung. Und auch hier müssen Unzulänglichkeiten kommuniziert werden.
Darüber hinaus muss sich Journalismus an der demokratischen Grundordnung orientieren und für diese einstehen. Hier kann es keine „Neutralität“ geben, denn:

3

DEMOKRATIE IST EINE MEINUNG

Viele Menschen in Deutschland sind „Demokratiekinder“ der zweiten oder dritten Generation. Es erscheint für uns selbstverständlich, dass unsere demokratischen Grundrechte gesichert sind. Es erscheint selbstverständlich, dass unser Rechtsstaat funktioniert und uns im Zweifel schützt. Und es erscheint darum vielen auch selbstverständlich, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung unverhandelbar ist und außer-/oberhalb des Meinungskampfes steht.

Doch man muss gar nicht allzu weit in der Geschichte zurückschauen, um zu sehen, dass diese Perspektive ein Privileg und die historische Ausnahme ist. Noch bis vor 35 Jahren herrschte in Ostdeutschland kein demokratisches System und es ist noch nicht einmal 80 Jahre her, dass der deutsche Faschismus gestürzt wurde. Die Demokratie ist in der Vergangenheit erkämpft worden und muss auch heute gegen ihre Feinde verteidigt werden. Unsere Institutionen und Werte sind nur wehrhaft, wenn wir uns wehrhaft vor sie stellen. Sie verteidigen sich nicht von allein. Populistisches und rechtsextremistisches Gedankengut ist in den letzten Jahren wieder auf dem Vormarsch und wird von Menschen verfochten, für die die Demokratie nur Mittel ihres eigenen Zweckes ist. Sie beanspruchen die Freiheiten der Demokratie für sich und spielen sie gegen die Demokratie aus. 

Grafik: Wahlzettel wird abgegeben

Natürlich sollte es so sein, dass die Demokratie keine Meinung ist, die zur Debatte steht. Aus Sicht der Demokrat*innen ist das selbstverständlich. Doch wenn die Feinde der Demokratie, die es immer gab und gibt, und die wieder laut den Diskurs dominieren, die Demokratie zur Disposition stellen und an Menschenrechten sowie demokratischen Institutionen rütteln, dann muss die große Mehrheit, die hinter der Demokratie steht, diese verteidigen.

Für den Journalismus heißt das auch, dass man sich hier nicht an die Seite des Spielfeldes in die passive Beobachterrolle stellen kann, die nur „neutral“ darüber berichtet, wie die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Frage gestellt wird. Die freie Presse wird selbst Ziel dieser Demokratiefeinde und es ist kein Bruch mit journalistischer Ethik, wenn man sich auch dagegen wehrt.
Es ist kein Bruch mit der gewünschten Objektivität, wenn man Demokratiefeinde „Demokratiefeinde“ nennt und ihre Desinformation und die Manipulation durchschaut, beschreibt und auch anprangert. Das doch sinkende Vertrauen in etablierte Medien und der Aufbau rechtsextremer, medialer Parallelstrukturen zeigen ja, dass das eine Gefahr für unsere Demokratie und Freiheiten ist. Eben weil sich viele weigern, anzuerkennen, dass der Kampf um unsere Demokratie längst begonnen hat und sich weigern, einzugestehen, dass sie Teilnehmer*innen sind.

Wir müssen gegenüber der Demokratie „parteiisch“ sein, denn ohne sie gibt es keinen freien Journalismus.

Block 2

Quellen, Fakten, Narrative

4

Aktive Narrative

Desinformation verschiebt den Diskurs und Demokratiefeinde gewinnen somit immer mehr Macht. Ein Grund dafür ist, dass die Medien, die eigentlich über solche Phänomene berichten und aufklären sollten, ständig hinter Tabubrüchen und Fake News hinterherlaufen. Wir müssen gezieltes Agendasetting und Desinformation besser durchschauen.

Wir müssen anerkennen, dass wir enorm viel Macht durch unsere Sprache haben (Kurz et al. 2010), die Wirklichkeit und Machtstrukturen erschafft (Kotthoff/Nübling 2019). Wenn wir die Narrative, Framings und Begrifflichkeiten der Debatte von Extremist:innen übernehmen und ihnen zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen, sind wir nicht neutral, sondern werden zum Helfershelfer*innen der Debattenverschiebung. Darum:

Aktiv manipulative Framings und Narrative vermeiden und zu konstruktiven (Gegen)Narrativen wechseln!

5

Aktive

Fakten

Irreführende Narrative und Begrifflichkeiten werden selten ohne Desinformation verbreitet. Sie sind eng miteinander verknüpft.
Desinformationsverbreitende wollen, dass wir ihre (falschen) Thesen und Verschwörungsmythen debattieren.
Selbst der Versuch, diese zu widerlegen und zu debunken, gibt ihnen die Möglichkeit, Reichweite und Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn Menschen fallen nicht auf die falschen Tatsachen herein, sondern die verführerischen Narrative und emotionalen Framings, mit denen sie präsentiert werden.
Wenn Medien diese dann unkritisch reproduzieren, erreichen Faktenchecks und alle anderen Formate genau das Gegenteil.

Eine stilisierte Zeitung. Die Überschrift "Fakt" geht über die ganze Breite. Kleiner und weiter unten wird die Einordnung eines Fakes angedeutet.

Deshalb mehr „Werbung für die Wahrheit“ machen, die Fakten in den Vordergrund stellen und die Fakes einfangen und -ordnen. Mythen bitte NICHT prominent wiederholen.

Man muss Demokratiefeinde, Extremist*innen & Co. auch als solche benennen und gefährliche Verharmlosungen durch falsche Ausgewogenheit vermeiden. Werden haltlose Lügen und wissenschaftliche Ergebnisse gleichwertig gegenübergestellt, ist das keine faire Darstellung der Debatte, dann ist die Verzerrung durch die Medienschaffenden bereits mit eingebaut!

Es braucht hier mehr Bewusstsein, Aufklärung und auch Schulung innerhalb der Redaktionen. Das Verständnis für mediale Debattenführung und Medienwirkung muss mehr in den Vordergrund der täglichen Arbeit rücken!

6

Aktive

Fehlerkultur

Eine transparente Korrektur gehört zum festen Bestandteil des seriösen Journalismus dazu und wird in der Regel auch in den meisten Medien gewissenhaft betrieben. Doch da sie zur Steigerung von Vertrauen und der Glaubwürdigkeit beiträgt, ist es wichtig, dies auch hier noch einmal zu wiederholen.

Was die berufsethischen Grundlagen sind, das muss nicht neu definiert werden: In den 16 Ziffern des Pressekodex steht bereits schwarz auf weiß, welche Regeln Journalismus befolgen muss, um seiner Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Das Befolgen des Pressekodex sollte oberstes Gebot journalistischer Arbeit sein, doch leider wird diese Selbstverpflichtung nicht immer wahrgenommen.

Neben „neuen“ Medien, besonders jenen aus dem alternativ-verschwörungsungsideologischen Spektrum, gibt es allerdings auch bestimmte, „klassische“ Medien, die bewusst die Grenzen journalistischer Standards überschreiten, politische Kampagnen fahren und Desinformation verbreiten.
Die seit Jahren am meisten durch den Presserat gerügte BILD ist hier das gravierendste und deutlichste Beispiel. Die Rügen zeigen jedoch offensichtlich keine Wirkung. Es ist ein blinder Fleck der deutschen Medienlandschaft, wenn ein durch und durch unseriöses Medium wie BILD einfach nur wegen seiner Marktmacht und dem politischen Einfluss durch viel zu zaghafte Kritik verharmlost und relativiert wird. Schlimmer noch, sie wird entgegen den Tatsachen als seriöse Quelle behandelt und ihre Kampagnen dadurch fahrlässig sogar noch verstärkt.

Eine stilisierte Zeitung. Die Überschrift "Fakt" geht über die ganze Breite. Kleiner und weiter unten wird die Einordnung eines Fakes angedeutet.

Es zerstört viel Vertrauen, wenn es offenbar keinen nachhaltigen, internen Kontrollmechanismus in der deutschen Medienlandschaft gibt. Das destruktive aktivistische Verhalten dieses und anderer Medien des Axel-Springer-Verlages verstärken nicht nur die Desinformationskrise in unserem Land, sondern schaden auch direkt dem Ansehen aller Medien. 

Es ist auch Pflicht der seriösen Medien, den immensen Schaden, den BILD & Co. anrichten, angemessen einzuordnen.

Es zeigt sich ein systematischer Unwille, über die Kampagnen, Desinformation und Methoden dieser Zeitung aufzuklären – und diese auch anzuprangern, wo nötig. Deswegen müssen wir Medienjournalismus mehr fördern – in Zeiten von Desinformationskampagnen braucht es ihn stärker denn je.  

7

Aktive Quellenangaben

Akribische Quellenangaben spielen eine zentrale Rolle im Aufbau von Vertrauen und der Gewährleistung von Transparenz im Journalismus. Die Angabe, aus welchem Medium eine Information stammt, gehört zum normalen Repertoire der journalistischen Medien. News werden in der Regel gewissenhaft nach dem Zwei-Quellen-Prinzip verbreitet.

In Zeiten des Online-Journalismus und der Recherche im Internet sollte es viel mehr Schule machen, Quellen in Form von Hyperlinks an die jeweiligen Stellen im Text zu setzen, in welchem eine Zahl oder eine Tatsachenbehauptung erwähnt wird. Es scheitert nicht an technischen Anforderungen und in der Regel existiert ja eine Online-Seite, von welcher die betroffene Information stammt. Eine derart transparente Darstellung der Quellen bietet viel einfachere Nachvollziehbarkeit und schafft somit mehr Vertrauen.

Eine stilisierte Zeitung. Die Überschrift "Fakt" geht über die ganze Breite. Kleiner und weiter unten wird die Einordnung eines Fakes angedeutet.

Die derartige Bereitstellung von Quellenangaben und Links schafft nicht nur Transparenz, sie ist auch ein Angebot für die eigene Recherche der Leserschaft und dient der Fehlervermeidung durch Selbstkontrolle.

Indem Journalist:innen für jede Behauptung und Information aktiv eine nachvollziehbare Quelle angeben, unterziehen sie automatisch ihre Arbeit einem permanenten Faktencheck.

Dies trägt dazu bei, unbeabsichtigte Fehler zu vermeiden und die Qualität journalistischer Inhalte zu sichern.

Block 3

Der Fehler liegt im System

8

Diverse
Medienlandschaft

Die Vielfalt in der deutschen Medienlandschaft wird immer stärker durch eine Machtkonzentration einiger weniger, großer Verlage bedroht.
Der siebte KEK-Medienkonzentrationsbericht nennt dabei vor allem Axel Springer mit einem Marktanteil von über 21 % auf dem Zeitungsmarkt (2021) sowie Bertelsmann mit mehr als 22 % Zuschaueranteilen im Fernsehen (2020).
Wenn allerdings immer mehr unabhängige Redaktionen von den großen Verlagen aufgekauft werden, entsteht die Gefahr eines Meinungsoligopols.

Vor allem regionaler, unabhängiger Journalismus hat es schwer. Erst Anfang Mai übernahm zum Beispiel die MADSACK Mediengruppe die DDV Mediengruppe und baute damit ihre marktbestimmende Stellung in Sachsen aus. In Thüringen hat die Funke Mediengruppe in großen Teilen des Landes Regionalzeitungen übernommen. Diese sind ohnehin schon oft höchstens eine von wenigen Publikationen in ihrem Gebiet – fällt auch diese Konkurrenz weg, stirbt der unabhängige Lokaljournalismus endgültig.

Eine stilisierte Zeitung. Die Überschrift "Fakt" geht über die ganze Breite. Kleiner und weiter unten wird die Einordnung eines Fakes angedeutet.

Gleichzeitig ist freier, unabhängiger und regionaler Journalismus die Grundlage der Pressefreiheit und damit der Demokratie.
Es ist im Interesse unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, dass das sich bildende Meinungsoligopol aufgehalten wird und die Marktmacht einzelner Verlage begrenzt bleibt. Dass diese Dominanz von einigen Verlagen auch gezielt ausgenutzt wird, um die Berichterstattung zu beeinflussen, ist spätestens seit den Enthüllungen über den Axel-Springer-Verleger Mathias Döpfner nicht nur ein hypothetisches Szenario.

Support your local media!

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9

Diverse
Medienschaffende

Auch, wenn das Thema “Diversität” seit Jahren öffentlichkeitswirksam gefeiert wird, scheitern viele Redaktionen und vor allem Führungsetagen nach wie vor daran, den Querschnitt der Gesellschaft abzubilden. Während beispielsweise über 25 % der Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund haben, sind es laut einer Erhebung der Neuen deutschen Medienmacher:innen weniger als 7 % in den Chefredaktionen. Laut einer Erhebung des Vereins ProQuote Medien e.V. sind die Chefredaktionen deutscher Leitmedien zu weniger als 40 % mit Frauen besetzt, bei Regionalzeitungen sogar zu unter 20 %. Auch für Menschen ohne vermögendes Elternhaus ist es schwieriger, in diese Positionen zu gelangen. Perspektiven von Frauen und marginalisierten Gruppen bleiben also weiterhin unterrepräsentiert.  

Um dem entgegenzutreten, reicht es nicht, hippe Social-Media-Kampagnen zu fahren oder gar stolz einzelne Angestellte als Tokens zu präsentieren. Stattdessen müssen strukturelle Probleme angegangen werden. Das beginnt schon in der Ausbildung bzw. im Studium. Lange Volontariate und unbezahlte Praktika können sich in der Regel vor allem diejenigen leisten, die ohnehin schon materiell bessergestellt sind. Aktuell werden dagegen Menschen aus marginalisierten Gruppen tendenziell schon durch den elitären Ausbildungsweg aus dem Journalismus gedrängt.
Eine gesicherte finanzielle Unterstützung
während der Ausbildung mag aus Sicht der Chefetagen nach einer wenig glamourösen Maßnahme klingen – doch es hilft direkt der Diversität im Journalismus. Das zahlt sich für alle Beteiligten aus, da journalistisches Talent nicht mehr aus materiellen Gründen verloren gehen muss und neue Perspektiven grundsätzlich vorteilhaft für Redaktionen sind.
 

Eine stilisierte Zeitung. Die Überschrift "Fakt" geht über die ganze Breite. Kleiner und weiter unten wird die Einordnung eines Fakes angedeutet.

Guter Journalismus ist multiperspektivisch. Denn durch die Darstellung vielfältiger Perspektiven spricht man ein breiteres Publikum an und erschließt sich neue Zielgruppen. Man schafft so eine neue Vertrauensgrundlage bei denen, die bisher ausgegrenzt, stigmatisiert oder schlicht übersehen wurden. Homogene Redaktionen scheitern daran, die Themen unserer pluralen Gesellschaft angemessen abzubilden. Dabei ist es die Aufgabe der Medien, dies zu tun und alle Menschen anzusprechen und somit zur Meinungsbildung zu befähigen. Die Frage der Repräsentation ist aufgrund des journalistischen Auftrages letztendlich eine Frage der Demokratie.

Wir können uns fehlende Diversität schlicht und ergreifend nicht mehr leisten.

10

Diverse
Medienfinanzierung

In der Medienbranche dominiert ein destruktiver Sparkurs.
Statt ausreichend Zeit für Recherche und Schreibarbeit einzuräumen, wird auf Geschwindigkeit gesetzt, Lokalredaktionen werden weggekürzt und Themen marginalisierter Gruppen werden nur so weit behandelt, wie sich davon in irgendeiner Form ein Mehrwert erhofft wird, der sich in der Regel in Form von Geld ausdrückt.  

Gerade in kleineren Redaktionen sind diese Überlegungen auch keineswegs verwerflich – schließlich hängt der Lebensunterhalt der Angestellten davon ab, wie viel Umsatz gemacht wird. Doch die Frage der Finanzierung führt unabhängige Blogs und kleine Lokalredaktionen oft in einen Teufelskreis. Um Gehälter zahlen zu können, wird an anderen Stellen gekürzt, darunter leidet die Berichterstattung, die Leserschaft wandert ab, wodurch wiederum Einnahmequellen verloren gehen. Früher oder später bleibt dann oft nur noch die Lösung, sich unter einem größeren Schirm zu versammeln – im Klartext: Aufgekauft zu werden. 

Eins ist klar: Damit unabhängige Journalist:innen, Blogs und kleine Lokalredaktionen überleben können, müssen Menschen bereit sein, Geld für guten Journalismus auszugeben. Doch hier kommt vielleicht die eigentliche Pointe dieses Plädoyers: Menschen SIND bereit dazu.
Wir müssen es wissen – Volksverpetzer funktioniert ohne jegliche Bezahlschranke, Werbung oder sonstige finanzielle Förderung und ist komplett Community-finanziert. Ein Geheimrezept dafür haben wir nicht, aber viele Beispiele zeigen:

Journalismus, der nahbar ist, Journalist:innen, mit denen man sich identifizieren kann und glaubwürdige, seriöse Arbeit zieht Rezipierende an, die dann auch gerne dafür zahlen.

Eine stilisierte Zeitung. Die Überschrift "Fakt" geht über die ganze Breite. Kleiner und weiter unten wird die Einordnung eines Fakes angedeutet.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, Menschen wieder mehr für diesen Journalismus zu begeistern. 

Natürlich können sich nicht alle Medien plötzlich auf Spendenbasis umstellen und das ist auch nicht gefordert. Dieses Plädoyer ist keine Zauberformel, die alle Probleme behebt. Es soll Licht auf Alternativen für die journalistische Arbeit werfen, die sich in einer immer stärker zentralisierten Medienwelt und unter dem Druck der sozialen Medien weiter entwickeln muss, um zu überleben – auch als Geschäftsmodell.
Das Plädoyer soll aber vor allem auch denjenigen in Entscheidungspositionen Mut geben, alternative Konzepte auf allen Ebenen überhaupt erst in Erwägung zu ziehen.
Uns ist nämlich auch bewusst, dass Journalist:innen sehr wohl viele gute Absichten und Ideen haben, welche Dinge man verändern könnte – die dann allerdings aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden.

Nur knapp die Hälfte aller hauptberuflichen Journalist*innen kann mit ihren journalistischen Einkünften den Lebensunterhalt abdecken und insbesondere Freie leiden oft unter prekären Arbeitsbedingungen. Mehr als die Hälfte der Journalist:innen sieht darin eine Gefahr für die Qualität des Journalismus. Dieser Gefahr sollte durch faire Bezahlung für alle endlich entgegengewirkt werden.

Wir wollen den Medienschaffenden, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen und innerhalb ihrer Medienhäuser für ihre Anliegen einstehen, unsere Unterstützung aussprechen. Und wir wollen hiermit nochmal einen konstruktiven Impuls setzen, den Diskurs neu anregen und in die Redaktionen tragen und als Beispiel dienen:

Es kann anders gehen
– und es geht auch anders.
 

Danke, dass du deine Reichweite nutzt!

Lasst uns das Thema gemeinsam groß machen!
Für unsere wehrhafte Demokratie.

Besonders vor den diesjährigen Europa-, Landtags- und Kommunalwahlen brauchen wir reflektierten und starken Journalismus. Sendet das Plädoyer also gern auch an Eure Lieblings-, Nicht-so-lieblings- und Lokalredaktionen!

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