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Widerlich: „Querdenken“ zerreißen Regenbogenfahne, nennen LGBT „Kinderschänder“

von | Sep 6, 2020 | Aktuelles, Bericht, Corona

Regenbogenfahne bei „Querdenken“-Protest zerrissen

Die „Querdenken“-Bewegung, die in der Vergangenheit nicht nur durch massives Verbreiten von Lügen und Verschwörungsmythen aufgefallen ist (mehr dazu), sondern auch damit, in Berlin quasi mit der gesamten rechtsextremen Szene aufmarschiert zu sein (mehr dazu), hat ganz offenbar auch ein Problem mit der queeren Community. In Wien wurde bei der selbsternannten  „Corona Querfront“, die angeblich für „Freiheit“ und „uneingeschränkte Grundrechte“ demonstrieren wollten, auf offener Bühne unter Applaus eine Regenbogenfahne zerrissen.

Diese zutiefst homophobe Aktion wurde sogar noch widerlicher, als die Rednerin unter Applaus des Publikums erklärte: „Ihr seid kein Teil unserer Gesellschaft. Wir müssen unsere Kinder gegen Kinderschänder schützen. Wir alle sind dafür verantwortlich.“ Ja richtig, hier wird die Regenboggenfahne, das Symbol der queeren Community als Zeichen für Pädophilie bezeichnet. Und LGBTQ-Personen als „kein Teil unserer Gesellschaft“.

Gegen das Grundgesetz, gegen Fakten, gegen LGBTQ, gemeinsam mit Nazis

Laut Berichten von der Demo in Wien soll die Regenbogenfahne einer teilnehmenden Person auf der Bühne entrissen worden sein, nachdem ein Redner sie angeblich als Symbol für „Pädophilie“ identifiziert habe. Die Person rechts im Video spricht später davon, dass eine Regenbogenfahne mit diesem Herz ein „klares Pädophilen- oder Kinderschändersymbol“ sei (Quelle). Das ist natürlich eine Lüge. Angeblich sollte ein ähnliches Symbol auch auf einem Schloss in der Nähe von Wien gesprüht worden sein, wo angeblich „ritueller Kindesmissbrauch“ betrieben werde. Hier treffen sich Verschwörungsideologie und Homophobie.

Es ist nicht ganz klar, ob diese Personen allgemein Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzten oder irrtümlich eine Regenboggenflagge mit Herz darauf für ein derartiges Symbol . In rechten Kreisen wird versucht, diesen offenen Hass auf LGBTQ-Personen mit Verweisen auf die Symbolik des Herzen wegzuerklären. Es soll angeblich ein „geheimes Symbol“ für Pädophilie sein. Laut einer Verschwörungstheorie soll es es aus einem angeblich geleakten FBI-Dokument stammen. Natürlich ist das alles Quatsch (Quelle). Auch erinnert das Logo eher an das Langnese-Markenzeichen als an das normale Herz auf der Regenbogenfahne. Es ist wohl nur eine Ausrede, um die extreme Homophobie zu rechtfertigen.

Polizei ermittelt

Den meisten ist glasklar, dass das ein deutliches Statement gegen die LGBTQ-Community war, die man mit homophoben Stereotypen in Verbindung bringen will. Stimmen aus der österreichischen Politik verurteilen den Hassakt.

Der Sprecher der Grünen Andersrum Wien, Peter Kraus, kündigte darüber hinaus an, den Vorfall der Staatsanwaltschaft zu melden. „Das ist Verhetzung, wenn auf der Bühne gegen eine ganze Gruppe von Menschen gehetzt wird“. Die Wiener Polizei hat den Fall zur Prüfung an ein Stadtpolizeikommando übergeben (Quelle)-

Auf der Kundgebung der „Querdenken“ in Wien nahmen laut Medienberichten auch wieder einmal rechtsextreme „Reichsbürger“ und Mitglieder der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ teil. Wieder waren Reichsflaggen zu sehen. Genau wie in Berlin am letzten Wochenende. Die Verbindung von „Querdenken“ zur rechtsextremen Szene sind deutlich (mehr dazu).

In der Vergangenheit wurde das Vorhandensein von Pace-Flaggen oder echten Regenbogenfahnen auf Pandemie-Leugner-Demos genutzt, um die schiere Anzahl an rechtsextremen Gruppen und Personen zu relativieren. Oder die Proteste als „bunt“ zu verharmlosen. Wie „tolerant“ und „bunt“ diese Bewegung wirklich ist, konnte man aber jetzt in Wien sehen.

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Artikelbild: Screenshot twitter.com


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