Wer in den letzten Jahren das ZDF heute-Journal gesehen hätte, hätte trotz eines langfristigen Wachstums den Eindruck gehabt, dass der DAX-Kurs ständig fällt, zeigt eine Studie. Es ist ein weiteres Beispiel für die gefährliche Tendenz von Medien, überwiegend negative Meldungen hervorzuheben. Das frustriert Medienkonsumenten – und stärkt letztlich Feinde der Demokratie wie die AfD.
Der echte Dax hat sich verdoppelt. Was berichtete, hätte eine Halbierung bedeutet
Eine neue Studie des EPoS-Instituts zeigt auf, wie stark die Berichterstattung der Medien den Wahrnehmungsrahmen verzerren kann. Die Untersuchung fokussiert sich insbesondere auf die negativen Schattierungen, die Börsenberichte beim ZDF heute-Journal in den letzten Jahren angenommen haben. Zwischen 2017 und 2024 wurden über 1.800 Berichte im ZDF-heute-Journal analysiert. In einem Drittel der Sendungen wurde die konkrete Index-Veränderung erwähnt.
Die Forscher fanden heraus, dass negative Veränderungen des Börsenindex überrepräsentiert waren, während positive Entwicklungen unter den Tisch fielen. In den Fällen, in denen die DAX-Änderung explizit benannt wurde, zeichnete sich ein durchweg negativer Trend ab, obwohl der tatsächliche Verlauf des DAX in dieser Zeit insgesamt positiv war. Der Dax legte im Schnitt in dem Zeitraum um 4 Punkte zu. Wenn man nur die zählt, die berichtet wurden, wäre er im Schnitt 10 Punkte pro Tag gesunken. In anderen Ländern ist es sogar noch schlimmer, besonders in den USA:

Medien stellen die Realität negativer dar als sie ist
Diese Verzerrung hat tiefere Ursachen. Der sogenannte „Negativity Bias“ spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Journalisten tendieren dazu, kurzfristige, dramatische – und vor allem negative – Veränderungen hervorzuheben. Anstatt langfristige, schrittweise Verbesserungen zu berücksichtigen. Diese Dynamik trifft besonders auf die Börse zu, wo große negative Ausschläge stärker betont werden als die kontinuierlichen, aber weniger auffälligen Aufwärtsbewegungen. So entsteht in den Köpfen der Zuschauer ein Bild von einer Instabilität und Negativentwicklung, die faktisch nicht mit der Realität übereinstimmt. Auf den DAX bezogen bedeutet dies, dass ein insgesamt positiver Trend in den Medien als durchweg negativ wahrgenommen wird. In den USA hat diese Verzerrung geholfen, dass der Faschist Trump die Macht ergreifen konnte.
Ob es der Wirtschaft gut oder schlecht geht in den Augen der Wähler hängt nicht von der Realität ab, sondern davon, zu welcher Partei der US-Präsident gehört. Republikaner glauben schlagartig, dass es der Wirtschaft besser geht, sobald Trump im Amt ist.

Eine Ipsos-Umfrage kurz vor der Wahl zeigt, dass nicht nur die indoktrinierten Trump-Anhänger keine Ahnung mehr haben, was real ist.

Dass die Wähler auch in Deutschland die Situation aber sehr viel pessimistischer einschätzen, als sie ist, zeigt eine kuriose Beobachtung von Infratest dimap zur Bundestagswahl. Demnach schätzten genau so viele ihre eigene wirtschaftliche Lage als “gut” ein, wie die, die glauben, die allgemeine wirtschaftliche Lage sei schlecht. Ein großer Teil der Menschen glaubt also, dass es anderen schlecht gehen muss, aber nicht so zwingend ihnen selbst. Also.. den „anderen“. Das ist also keine persönliche Erfahrung, sondern eine mediale.
Die einseitigste Betrachtung haben natürlich: AfD-Wähler.
Medien bilden auch bei Kriminalität nicht mehr die Realität ab
Immer mehr Menschen machten sich in den USA Sorgen um Kriminalität – in beiden Parteien. Die meisten glauben, die Kriminalität steige immer weiter. Viele sogar, sie sei so schlimm wie nie zuvor.


Kriminalität ist in Wahrheit in allen wichtigen Bereichen in den USA auf ein historisches Tief gefallen. Die Realität entwickelt sich in genau die entgegengesetzte Richtung wie die gefühlte Realität.

Diese Mythen nutzt der Faschist Trump, um illegal Menschen zu deportieren, zu verhaften und gewaltsam Proteste niederzuschlagen. Auch Deutschland erlebte eine Zeit historisch niedriger Kriminalität.
Tatsächlich folgten auf die erste Welle die sechs sichersten Jahre in der Geschichte seit der Wiedervereinigung: 2017 bis 2022. Auch ein Anstieg 2023 führte zu nicht mehr Kriminalität als 2010. Die Jahre zwischen 1993 und 2016 (bis auf 2010) hatten mehr polizeilich erfasste Straftaten als 2023! 1993 gab es 1,4 Morde pro 100.000 Einwohner. 2023 waren es halb so viele: 0,8. Durch die Bank gehen schwere Verbrechen zurück:
Studien zeigen regelmäßig, dass das Empfinden der Entwicklung und Höhe der Kriminalität wenig mit der Realität zu tun hat. Eine Studie hat festgestellt, dass besonders Menschen, die sich politisch rechts der Mitte zuordneten, eine besonders verzerrte Wahrnehmung über Kriminalität aufweisen. Eine Form der Kriminalität und Gewalt erreicht einen Rekord nach dem anderen: die rechtsextreme. 2024 gab es einen neuen Höchststand bei rechtsextremen Straftaten.
Ebenso bei Migration
Deutschland hatte 2023 eine Nettozuwanderung von 663.000 Menschen (nach über 1 Mio. im Vorjahr). Studien zeigen, dass Migration das Wirtschaftswachstum fördert, indem sie den Arbeitsmarkt stabilisiert und den demografischen Wandel abfedert. Migranten zahlen mehr in die Sozialkassen ein, als sie herausbekommen. Zuwanderung macht uns reicher und schafft Arbeitsplätze (Schätzungen zufolge über 2 Millionen Jobs, darüber hinaus gründen Migranten mehr als Deutsche). Eine Studie hat gezeigt, dass Migration den Bundeshaushalt um 100 Milliarden Euro bereichert.
Dennoch wird die Migration von den Medien laut Untersuchungen überwiegend als Problem dargestellt. Die Bertelsmann Stiftung stellte im März 2024 fest, dass 78 % der Befragten Mehrkosten für den Sozialstaat durch Zuwanderung erwarten. AfD-Wähler sehen Migration als Bedrohung für den Sozialstaat und die Sicherheit. Die Partei fordert in ihrem Wahlprogramm unter dem Begriff „Remigration“ eine umfassende Abschiebung von Menschen mit Migrationshintergrund.
2023 stieg die Zahl der Abschiebungen im Vergleich zum Vorjahr um 27 %. Bis November 2024 stieg die Zahl der Abschiebungen auf 18.384, was einem Anstieg von etwa 21 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres entspricht. Für das gesamte Jahr 2024 wurden knapp 20.100 Abschiebungen verzeichnet. 2022 waren es nur fast halb so viele. Auch die Anzahl der Ankünfte neuer Schutzsuchenden ist 2023 bereits stark abgesunken.
„Die deutschen Leitmedien ordnen Gewaltkriminalität nahezu genauso ein wie die AfD.“
2024 ist die Zahl der Asylanträge deutlich gesunken. Seit 2023 sinken sie kontinuierlich – und waren auch stets weit weg von 2015 oder 2016. Auch die Zahl der Zurückweisungen steigt immer weiter auf neue Rekordhöhen – schon seit Jahren. Dennoch wird medial laut Studien Migration stets als Problem dargestellt – noch dazu eines, das niemand „lösen“ würde.
In Mannheim raste am 3. März 2025 ein 40-jähriger Mann mit seinem Auto in eine Menschenmenge. Zwei Menschen wurden getötet, elf weitere verletzt. Schon kurz nach der Tat liefen in sozialen Medien und rechtsextremen Kreisen die Empörungsmaschinerien heiß – allerdings nur so lange, bis klar war, wer der Tatverdächtige ist. Als bekannt wurde, dass der Festgenommene Alexander S. Deutscher ist, verstummten viele der zuvor lautesten Stimmen schlagartig. Die Live-Ticker wurden eingestellt, die Gruppen und Kommentarspalten wurden ruhig. Auch Recherchen, die eine Neonazi-Vergangenheit des Tatverdächtigen enthüllten, sorgen nicht für breite Debatten. Diesen Eindruck kommentierte Volksverpetzer direkt am nächsten Tag.
Straftaten von Deutschen interessieren weniger
Volksverpetzer hat mit der Medienanalyse-Website „Mediacloud“ analysiert, wie viele Artikel zu den Schlagworten der Anschläge in Mannheim, München und Magdeburg respektive in Kombination mit dem Wort „Auto“ im zeitlichen Zusammenhang mit den Taten erschienen. Auch wenn definitiv falsch positive Beiträge in diese Analyse mit einfließen, so ist die Diskrepanz der Anzahl sehr deutlich und dürfte einen echten Trend abbilden. So haben die Vorfälle in München doppelt und Magdeburg sogar dreifach so viele Artikel hervorgerufen. In beiden Fällen waren die Tatverdächtigen im Gegensatz zum Tatverdächtigen in Mannheim Nicht-Deutsche.

Und diese Verzerrung bestätigt dann vermeintlich einen Mythos, der wissenschaftlich widerlegt ist: Eine aktuelle Studie des ifo-Instituts hat die Kriminalität nach Landkreisen zwischen 2018 und 2023 untersucht und belegt, dass mehr Ausländer die Kriminalitätsrate NICHT erhöhen. Das gilt speziell für Schutzsuchende. Studien zeigen, dass die Medien fast nur noch negativ über Migration sprechen, und fast nur noch über die Minderheit (!) der Straftaten, die von Migranten begangen werden.
Journalismusprofessor Thomas Hestermann erklärte:_“Die deutschen Leitmedien ordnen Gewaltkriminalität nahezu genauso ein wie die AfD.“
Negativity Bias
Diese Dynamik schlägt sich in vielen Bereichen nieder. Und sogar nur, wenn man seriöse Medien betrachtet, die seriöse Berichterstattung machen. Hinzu kommen die Unmengen an unseriösen Propaganda-Medien, die Social Media Auftritte Rechtsextremer wie der AfD und auch einst seriöse Medien, die für Klicks oder eine politische Agenda zu Populismus, Desinformation und Hetze gewechselt sind.
Aber insbesondere dieser Fokus auf Negatives trägt zur verstärkten Verbreitung von Desinformation bei, die unbemerkt durch den journalistischen Alltag schleicht. Medien, die unreflektiert Negativmeldungen bevorzugen, schaffen die Grundlage für die Formierung von verzerrten Weltbildern, die besonders anfällig für populistische und rechtsextreme Narrative sind.
Medien, Durchbrecht das „Race to the bottom“
Dies zeigt sich auch in der stetigen Zunahme der Zustimmung zur AfD, die durch diese negativen Tendenzen im Journalismus immer wieder in den Mittelpunkt gerückt wird. Die AfD profitiert von einer Atmosphäre der Unsicherheit und Angst, die durch übermäßige Berichterstattung über negative Aspekte – ob in der Wirtschaft oder bei gesellschaftlichen Themen – geschürt wird.
Professor Ciccone, einer der führenden Köpfe hinter der Studie, appelliert an die Medien, diesen Trend zu hinterfragen und mehr langfristige Analysen anzubieten. Anstatt sich auf kurzfristige Sensationen zu konzentrieren, sollten Journalisten häufiger die langfristigen Trends und Entwicklungen in den Blick nehmen.
„In unserer Untersuchung haben wir in acht Jahren nur zwölf Analysen gefunden, die sich auf ein halbes Jahr oder einen längeren Zeitabschnitt beziehen. Mein Appell an Journalisten lautet daher: mehr Analyse in größeren Zeiträumen.“
Nur so könne man verhindern, dass die Öffentlichkeit in einem ständigen Zustand der Überforderung und Angst verbleibt, der die Gesellschaft insgesamt destabilisieren könnte. Es sei entscheidend, dass Medien ihre Rolle als Informationsvermittler neu definieren und sich ihrer Verantwortung bewusst werden, die Welt nicht nur aus den dramatischsten, sondern auch aus den konstruktivsten Perspektiven zu zeigen.
Insgesamt zeigt die Studie eindrücklich, wie sich Medien und ihre Berichterstattung auf die Wahrnehmung der Realität auswirken. Die kontinuierliche Negativberichterstattung über den DAX ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Die Fehler, die in der Wirtschaftskommunikation gemacht werden, sind dieselben, die auch die politische Landschaft verzerren und letztlich zu einer Stärkung von extremistischen Kräften führen. Sie sind es, die Trump ins Amt gehievt haben. Und auch hierzulande den Faschismus und die AfD stärken.
Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe ausformuliert. Wie Volksverpetzer KI verwendet. Artikelbild: canva.com