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So sehr ging dieser Anti-Wärmepumpen-Tweet nach hinten los!

von | Apr 19, 2023 | Aktuelles

Ein Tweet assoziiert fälschlicherweise Wärmepumpen mit dem „Plattmachen“ von Häusern. Dieser Tweet ist nicht nur deswegen ein Fail, weil eines der Häuser, das angeblich „plattgemacht“ werden soll, bereits eine Wärmepumpe hat. Sondern auch, weil die Maschinen schon jetzt ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Klimakatastrophe sind und es in Zukunft noch mehr werden. Statt Stimmung gegen Wärmepumpen zu machen, zeigte diese Rechte versehentlich glatt das Gegenteil. Wie effizient sie tatsächlich sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Twitter-Fail: Dieses Haus hat schon längst eine Wärmepumpe

In Deutschland tut sich endlich was. Nachdem das 1,5 Grad-Ziel laut eines Berichts des Weltklimarates bereits gescheitert ist, legt die Ampel-Koalition los. Ein Baustein ihrer Bemühungen: das klimafreundliche Bauen und Sanieren privater wie öffentlicher Gebäude. Erneuerbare Energien werden endlich gepusht – und mit ihnen technische Möglichkeiten wie die Wärmepumpe. Sie leitet mit wenig Energie die Wärme aus der Außenluft, dem Grundwasser oder dem Erdreich ins Haus. Eine gute Sache, könnte man meinen, aber natürlich hat wieder jemand was zu meckern.

„Schreckliche Häuser“, schreibt eine Twitter-Userin, die laut ihrer Bio ‚klugen Gedankenaustausch‘ mag. „Sollten alle platt gemacht werden und weiße Schuhkartons mit Wärmepumpen [davor.] Wenn nicht, werden wir alle sterben“, fährt sie sarkastisch fort. Sie möchte sich offensichtlich ganz im Jargon rechter Ideologien, die eine ‚Klimadiktatur‘ propagieren, über diese Technologie echauffieren. Und versagt auf ganzer Linie. Denn das Bild, das sie ihrem Tweet anhängt, zeigt nebst einiger Häuser hinterm Bach, ihr ahnt es: Eine Wärmepumpe.

Die Fakten: Wärmepumpen sind erneuerbare Energien!

Wie sie das kleine Gartenhäuschen mit Wärmepumpe bei ihrer Suche nach einem angebrachten Bild übersehen konnte, ist unklar, sorgt auf Twitter jedoch für einige amüsierte Nutzer:innen.

Was der Autorin des Tweets möglicherweise gar nicht bewusst ist: Das Konzept Wärmepumpe ist nichts völlig Neues, das jetzt auf einmal auftaucht. Bereits im Juni 2022 verzeichnete das Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen rund eine Million installierte Wärmepumpen. In den ersten drei Quartalen 2022 ist der Absatz von Wärmepumpen um 42 Prozent angestiegen. Die Bundesregierung plant ab 2024 zudem, pro Jahr 500.000 weitere Wärmepumpen zu installieren. Und das nicht ohne Grund: Wärmepumpen entpuppen sich aktuell als eine technische Innovation, die sowohl freundlich zur Umwelt als auch zum Geldbeutel ist.

Denn sie gelten mit bis zu 80 Prozent verwerteter Energie aus Luft, Wasser und Erde als Erneuerbare Energie. Und entgegen hartnäckiger Behauptungen sind sie dabei nicht mal so teuer. Ganz im Gegenteil: Ihre Lebenserwartung ist um die zehn Jahre höher als die anderer Heizungsarten. Auf lange Sicht lohnen sich Wärmepumpen also auf jeden Fall. Die relativ hohen Anschaffungskosten sind natürlich ein Problem, doch auch hier versucht der Staat, die Hürden zu senken. So werden bereits bis zu 35 Prozent der Anschaffung und Installation von Wärmepumpen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gefördert.

Besonders effizient: Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik

Auch was den Strombedarf für Wärmepumpen angeht, dürften viele Menschen erstaunt sein, wie effizient Wärmepumpen sind. Tatsächlich stellen Wärmepumpen fünfmal so viel Heizenergie her, wie sie Strom verbrauchen. Als besonders effizient und umweltfreundlich gelten Wärmepumpen in Kombination mit Solarenergie. Denn natürlich schmälert Strom aus fossilen Energien wie Kohle den umweltschonenden Effekt. Solarenergie gestaltet den Betrieb von Wärmepumpen derweil günstig und klimafreundlich.

Eine Studie, die Haushalte in Deutschland, Spanien und Italien untersucht, fand heraus, dass die Kombination von Photovoltaik und Wärmepumpen weit größere finanzielle Einsparungen bringt, als jeweils nur eine Technologie zu nutzen. So steigen Einsparungen in Deutschland von 1263 Euro bei Solarenergie und 1884 Euro bei Wärmepumpen in Kombination schnell mal auf 3614 Euro.

Quelle: api.solarpowereurope.org [PDF]

Egal, was ihr auf Twitter lest: Wärmepumpen sind Zukunft

Der Einbau von Wärmepumpen lohnt besonders bei bereits gedämmten Häusern – ist aber laut Wärmepumpenforscher Marek Miara auch darüber hinaus sinnvoll. Entgegen der Behauptungen der Twitter-Nutzerin geschieht er aber wohl kaum im Austausch gegen ‚schreckliche Häuser‘, die ‚platt gemacht‘ wurden, sondern in Kombination mit diesen. Würden Personen wie sie einen Moment innehalten und sich gründlich informieren, wäre wohl schnell klar: Wir müssen nicht auf diffuse „Zukunftstechnologien“ setzen, um klimafreundlicher zu leben.

Wir haben bereits jetzt gute technische Möglichkeiten, die zwar zunächst eine Umstellung bedeuten, uns aber definitiv nicht umbringen. Die Folgen einer Klimakrise, deren Bekämpfung weiterhin verschlafen wird – da hat die Twitter-Nutzerin unfreiwillig recht – werden es aber früher oder später tun. Übrigens: Mit den meisten Wärmepumpen kann man das eigene Zuhause auch kühlen. Das könnte in den nächsten Jahren leider auch in Deutschland sehr relevant werden.

Artikelbild: Screenshots twitter.com/Canva