Corona-Verharmloser:innen finden immer eine Ausrede
Gastbeitrag von “Mrs. Eluhut”
Man hat das Gefühl, die derzeitigen Diskussionen von und mit Corona-Verharmloser:innen drehen sich im Kreis und wiederholen sich ständig. Ich habe euch mal die gängigsten Narrative zusammengefasst.
Corona-Verharmloser:innen, Pandemie-Leugner:innen und “Querdenker” (an dieser Stelle verzichte ich bewusst auf das Gendern, da die “Querdenker” offenbar ebenfalls keinen Wert darauf legen) finden einfach zu jeder Situation in dieser Pandemie eine Ausrede. Sie beharren entgegen aller sich darbietender Fakten, dass es keine Pandemie gäbe und das werden sie noch, selbst wenn es in Deutschland zu Katastrophen-Szenarien kommen sollte Hier sind ihre Hauptnarrative. Und wie man sie widerlegt.
Ausrede 1: Steigende Infektionszahlen sind alle “falsch positiv”
Steigende Infektionszahlen werden von den Corona-Verharmloser:innen einerseits mit einer vermehrten Testung begründet. Zwar nimmt die Gesamtzahl der wöchentlichen Tests stetig zu, in den letzten Wochen steigt jedoch auch der Anteil positiver Tests an der Gesamtzahl der Tests von 0,6 Prozent auf derzeit 1,0 Prozent (Quelle). Auch ein Faktencheck von MDR Aktuell widerlegt die Behauptung, dass ausschließlich die steigende Zahl der Tests zur steigenden Infektionszahl führe. Das heißt: Die Infektionszahlen steigen mehr als die Anzahl der Tests.
Zusätzlich behaupten die Corona-Verharmloser:innen, dass ein Großteil der Infektionszahlen durch falsch positive Ergebnisse zustande käme. Die PCR-Tests erkennen allerdings weder die “alten” und harmlosen, dauerhaft in der Bevölkerung zirkulierenden Coronaviren, noch Coronaviren aus Tieren (erläutert habe ich das bereits in diesem Blogeintrag).
Der Mythos der zu geringen Spezifität
Der Mythos der zu geringen Spezifität des PCR-Tests bei niedriger Prävalenz in der Bevölkerung (Stichwort positiv prädiktiver Wert, PPW) wird sehr anschaulich im neuesten Video von maiLab widerlegt. Ein Beispiel aus China verdeutlicht, dass sich dies auch auf das wahre Leben übertragen lässt. Laut der Luzerner Zeitung wurden im Juni in Peking bei 8,3 Millionen getesteten Bürger:innen “nur” über 300 SARS-CoV-2 Positive entdeckt. Selbst wenn all diese falsch positiv wären, würde das eine Spezifität von abgerundet 99,994 Prozent ergeben.
Wir können davon ausgehen, dass die Tests in deutschen Labors ebenso genau sind, wie in chinesischen. Wenn man einen positiven SARS-CoV-2-PCR-Test erhält, kann man sich also sehr sicher sein, dass man sich tatsächlich mit dem Virus infiziert hat. Und was derzeit aussieht wie der Beginn einer zweiten Welle, könnte sich – sofern wir in der nahen Zukunft nicht sehr vorsichtig agieren – in den nächsten Wochen zu genau dem entwickeln: Einer echten zweiten Welle. Aber auch das diskutieren die Corona-Verharmloser:innen weg, mit dem Argument:
Ausrede 2: “Wir haben doch gar keine Erkrankten”
Dieses Argument lässt sich mit einem Blick in den aktuellen RKI-Lagebericht (24.08.2020) sehr schnell entkräften. Demnach sind derzeit deutschlandweit 245 COVID-19-Fälle in intensivmedizinischer Betreuung, wovon 132 beatmet werden. Im RKI-Lagebericht vom 18.08.2020 werden für die Kalenderwoche 33 insgesamt 322 Hospitalisierte angegeben. Immer noch sterben täglich Menschen an dem Virus (+3 am 24.08.2020).
Dass sich die Anzahl der Hospitalisierten und Sterbefälle trotz steigender Neuinfektionen bislang auf einem konstant niedrigen Niveau befindet, ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass der Anteil junger Menschen (10 bis 30 Jahre) zunimmt, welche bekanntermaßen seltener schwere Verläufe haben (Quelle). Mit weiter steigenden Infektionszahlen werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch auch wieder ältere Menschen anstecken und zu mehr Hospitalisierungen und Sterbenden führen.
Ausrede 3: “Patienten sind nur MIT dem Virus verstorben”
In den Augen der Corona-Verharmloser:innen starben die SARS-CoV-2-Infizierten aber gar nicht AN sondern nur MIT dem Virus. Die Infizierten wären ihrer Meinung nach sowieso gestorben (z.B. an Herzinfarkt, Schlaganfall, Autounfall etc.). Das Virus wäre nicht ursächlich und hätte mehr oder weniger nur zufällig zur selben Zeit vorgelegen. Leider zeigen selbst die Daten des von Corona-Verharmloser:innen gern zitierten Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel aus dem Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf, dass die Mehrzahl der Verstorbenen tatsächlich AN dem Virus verstarben (Quelle).
Auch der Berufsverband Deutscher Pathologen (BDP) veröffentlichte kürzlich ein Statement, indem sie bestätigen, dass die Mehrzahl der Patienten (86%) mit schwerem COVID-19-Verlauf AN und nicht einfach MIT dem Virus verstorben sind (Quelle). Zudem weist der BDP deutlich darauf hin, “dass SARS-CoV-2 nicht nur Schädigungen der Lungen verursacht, sondern auch andere Organsysteme betrifft und daher mitnichten mit einem normalen Grippevirus gleichgesetzt werden kann.” Zum Thema:
Stirbt man AN oder MIT Corona? Molekularbiologe zerlegt Verharmloser
Ausrede 4: “Übersterblichkeit ist Folge des Lockdowns”
Gerne wird auch behauptet, dass die Übersterblichkeit ausschließlich eine Folge der getroffenen Maßnahmen wäre. Wie in meinem Beitrag “Vom Problem der langsamen Durchseuchung und dem Schutz der alten Bevölkerung” erläutert, gibt es Berichte aus Großbritannien, wonach der Lockdown möglicherweise tatsächlich besonders in den Altersheimen für zusätzliche Todesfälle durch Vereinsammung verantwortlich gemacht werden kann.
Ein Verzicht auf alle Maßnahmen bedeutet allerdings ein sehr viel höheres Risiko, das Virus wieder in die Altenheime zu tragen, mit der Konsequenz vieler Toter. Dieses Problem lässt sich nur durch eine erfolgreiche Eindämmungsstrategie umgehen. In Schweden hingegen wurde das generelle Besuchsverbot von Altenheimen gerade bis mindestens 30. September verlängert (Quelle). Zudem lässt sich die These “Übersterblichkeit ist Folge des Lockdowns” durch Länder wie beispielsweise Österreich, Dänemark oder Finnland widerlegen, die zwar ähnliche Maßnahmen wie der Rest Europas ergriffen, aber bislang keine Übersterblichkeit verzeichneten.
Und ja, ein Großteil der Verstorbenen war bereits alt (Altersdurchschnitt in Deutschland 81 Jahre, Quelle). Das bedeutet allerdings nicht, dass die Menschen sowieso in ein paar Tagen oder Wochen gestorben wären. Sowohl Berechnungen einer schottischen Studie wie auch des NDR kommen zu dem Schluss, dass die Verstorbenen im Durchschnitt mindestens 9 Jahre Lebenszeit verloren hätten (Quelle1, Quelle2). Sollte es zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen, würde sich diese Zahl vermutlich drastisch erhöhen.
Fazit: faktenresistente Realitätsverweigerer
Wir sehen also, dass sich die Corona-Verharmloser:innen für so ziemlich jede Phase dieser Pandemie bereits passende Ausreden zurechtgelegt haben. Selbst erschreckende Todeszahlen aus den USA oder Brasilien lassen die Pandemie-Leugner:innen schließlich nicht von ihrem Standpunkt abrücken. Würde es im Herbst/Winter bei uns zu Katastrophenszenarien wie in Italien oder New York kommen (wovon ich nicht ausgehe), würden auch diese einzig als Folge von “Panikmache”, der ergriffenen Maßnahmen oder Fehlbehandlungen umgedeutet. Mir fällt buchstäblich kein Szenario ein, bei dem diese faktenresistenten Realitätsverweigerer ihre Meinung ändern würden.
Was bedeutet das für uns? Die 20.000 plus Dunkelziffer Querdenker mögen sich ohne Maske vielleicht nicht von uns fernhalten wollen, wir können allerdings Abstand von ihnen nehmen. Und das sowohl physisch als auch metaphorisch.
Nothing beats Facts!
Eure Mrs. Eluhut
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Autorin: Mrs. Eluhut. Der Beitrag erschien zuerst auf ihrem Blog HIER. Artikelbild: Gabor Tinz
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