Da ist sie doch
Suche nach einer Doktorarbeit. Wie wenig echte Argumente und Fakten Verschwörungsideolog:innen und Pandemie-Leugner:innen in Wahrheit haben, sieht man nicht nur daran, dass sie entgegen aller Studien und Expertien von Fachleuten die Existenz oder Gefährlichkeit von Corona immer noch in Zweifel ziehen. Sondern auch an derartigen Reinfällen wie der völlig verblendeten Behauptung, zu ihrer Corona-Demo am 1. August seien nicht 20.000, sondern gar 1,3 Millionen Menschen gekommen, was bereits völlig und vollständig widerlegt wurde. Mehr dazu:
Eingeständnis von Organisator von Corona-Demo in Berlin: Nur 17.000 Teilnehmer
Bereits im Juli verbreiteten sich Sharepics mit dem Inhalt, die Doktorarbeit von Dr. Drosten sei angeblich „nicht auffindbar“. Die Intention dahinter natürlich: Die international extrem hohe Reputation des Corona-Experten zu diffamieren und zu unterstellen, die Doktorarbeit sei gefälscht, existiere gar nicht oder dergleichen.
Auch der Schwindel-Arzt und Nicht-Corona-Experte Bodo Schiffmann, dessen wilde Thesen rund um Corona schon zigfach widerlegt wurden (hier, hier oder hier) stellte sich allen Ernstes hin und fragte „WO ist die Doktorarbeit?“ [sic] in einem Youtube-Video. Die Logik: Weil die Doktorarbeit nicht kostenlos im Internet zu finden sei, könnte sie ja gefälscht sein.
PAAR MINUTEN GOOGLE-SUCHE
Die Logik dahinter ist so: Hast du Drostens Doktorarbeit mal gesehen? Nein (wer denn schon?)? Dann könnte es sein, dass es sie gar nicht gibt und das alles nur ein großer Schwindel ist!!? Wir glauben lieber diesem Typen auf Youtube, der Unsinn erzählt, der uns aber in den Kram passt.
Na gut. Wer jetzt einfach dem Sharepic glaubt, dass es keine Doktorarbeit von Drosten geben kann, wenn man nicht mal danach gesucht hat, der glaubt schließlich auch, dass die Pandemie-Maßnahmen, die dafür gedacht waren, die Ausbreitung von Corona zu verlangsamen, nicht nötig gewesen sind, weil sie die Ausbreitung von Corona zu verlangsamt haben. Aber seien wir mal nicht so. Kann man Drostens Doktorarbeit denn finden? Schauen wir erstmal nach.
Wo hat Dr. Drosten studiert? An der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, dort findet man auch in seinem Lebenslauf. Wenn man jetzt im OPAC der Universität Frankfurt einfach mal nach Drosten sucht, findet man da: „Etablierung von Hochdurchsatz-PCR-Testsystemen für HIV-1 und HBV zur Blutspendertestung“ (Quelle). Fast so, als hätte er eine Doktorarbeit geschrieben. Verrückt.
Die ganze Doktorarbeit muss man sich natürlich in der Zentralbibliothek der Universität ausleihen – (kostenlose) Onlineveröffentlichungen sind in der Wissenschaft nicht üblich. Was ich mit meinem Master zu meinem Leidwesen aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
Aber hier kann man die Doktorarbeit nicht einfach online einsehen – völlig normal. Sucht mal nach anderen Doktorarbeit – die gleiche Geschichte. Wo ist eigentlich die Doktorarbeit von Dr. Schiffmann? Egal, die Doktorarbeit von Dr. Drosten kann man nur in Frankfurt ausleihen. Aber weil das natürlich Pandemie-Leugner:innen machen, reicht ihnen ein bloßer Verdacht, um ihre Weltanschauung zu rechtfertigen. Wenn es bloß jemand anderes ausleihen würde …
Genau das haben wir gemacht
Es ist zwar eigentlich sinnlos, Leuten, die sich an einfach noch so haltlose Erklärungen klammern, um ihr Weltbild aufrecht zu erhalten, mit Fakten zu kommen, aber nach unserem letzten Faktencheck zum Thema hieß es: Ja, aber ist die Doktorarbeit *wirklich* da? Es hat zwar einen Monat gedauert, aber wir haben sie endlich bekommen: Ja. Da ist sie doch.
Hier auch die ohnehin öffentlich einsehbare Einleitung abfotografiert:
Wir haben sogar die „ehrenwörtliche Erklärung“ als Beweis für euch mitgeliefert.
Und wem das nicht reicht – wir haben sogar ein Video gemacht, an welchem ihr sehen könnt, dass da wirklich eine ganze Doktorarbeit dahinter steckt:
(Wir können natürlich nicht einfach die ganze Doktorarbeit kopieren und veröffentlichen, es gibt so etwas wie Urheberrecht! Das war das meiste, was wir euch zeigen dürfen. Danke an dieser Stelle an Sven Nagel, der sich die Mühe gemacht hat, das auszuleihen und für uns zu dokumentieren!)
WER SUCHT, WIRD FINDEN. WER DUMM BLEIBEN WILL, WIRD DUMM BLEIBEN
Also ja, das Sharepic zeigt wirklich, was in diesem Land schief läuft: Dass es viel zu viele Menschen gibt, die völlig unkritisch irgendwelchen Behauptungen auf Sharepics glauben, anstatt eigenständig zu denken und Dinge zu überprüfen. Nur weil ihr etwas nicht finden könnt (weil ihr z.B. nicht mal danach sucht), heißt das nicht, dass es nicht da ist. Es gibt einen Grund, warum Expert:innen wie Dr. Drosten jahrzehntelang forschen – nur weil sich jemand hinstellt, und ein Youtube-Video und Sharepic macht, heißt das nicht, dass die Person Ahnung hat, wovon er oder sie redet.
Ich weiß, dass diejenigen, die wirklich kritisch denken, niemals wirklich glauben würden, dass es die Doktorarbeit von Drosten nicht gibt. Und wer diesen Unsinn geglaubt hat, wird auch hier wieder irgendeine Ausrede finden, wieso auch wir vom Volksverpetzer „gekauft“ sind und das alles irgendwie gefakt haben. Aber wir liefern wenigstens Fakten, nicht nur Ausreden. Corona ist real. Corona ist nicht harmlos. Dinge kritisch hinterfragen ist gut – alles pauschal abzulehnen, was dem eigenen Weltbild widerspricht, ist Blödsinn. Wir haben Glück, dass wir mit Dr. Drosten einen so guten Experten im Bereich Corona haben. Dass Pandemie-Leugner:innne zu solchen lächerlichen Tricks greifen müssen, sagt aber wohl alles, was ihr über deren Seriosität wissen müsst.
Zum Thema:
Keiner nimmt sie mehr ernst: BILD-Hetze gegen Drosten geht nach hinten los
Artikelbild: ZSK / Volksverpetzer
Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: