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Nein, Greta segelt NICHT mit einem „Rothschild-Boot“: Mit Antisemitismus gegen das Klima?

von | Aug 20, 2019 | Aktuelles, Analyse

Mit Antisemitismus gegen das Klima?

Derzeit teilen viele ein Foto, dass das Boot von Greta Thunberg zeigen soll, auf dem der Name „Edmond de Rothschild“ steht. Dass Greta mit diesem „Rothschild-Boot“ ihre Segelreise in die USA durchführen soll, soll ein Beleg für die „Pariser Klimabanker Agenda“ sein. Und eine Verschwörung, die dahinter stecke. Hier die betreffende Grafik:

Screenshot

„Dieser Moment, wenn du begreifst das du mit nem Rothschild-Boot unterwegs bist.
#Pariser Klimabanker Agenda“



Das foto ist echt

Das Foto auf der Grafik stammt aus dem Jahr 2015 und wurde von „Th. Martinez“ geschossen. Man kann es auf der Seite „yachtingworld.com“ sehen. Dort berichtet man von einer Testfahrt eines Bootes mit Namen „Edmond de Rothschild“. Das Boot lief 2015 mit dem Namen „Gitana 16“ vom Stapel, da es von den Rennseglern Team Gitana gesegelt wurde. Später benannten sie das Boot „Edmond de Rothschild“, da der französische Bankier Benjamin de Rothschild das Team im Jahr 2000 gegründet hatte.

2016 wurde das Boot bei einem Rennen durch extreme Wetterbedingungen beschädigt, wurde später umgefärbt und lag in Monaco vor Anker, wo es 2019 von dem Stuttgarter Immobilienunternehmer Gerhard Senft für das Team Malizia gekauft wurde. Jetzt segelt es unter deutscher Flagge, ist im Hamburger Schiffsregister eingetragen und heißt „Malizia II“. Und es ist tatsächlich das Boot, mit dem Greta derzeit über den Atlantik segelt.

Es gehört aber nicht mehr dem Team Gitana und heißt auch nicht mehr „Edmond de Rothschild“. Und hat dementsprechend auch nicht mehr das Segel mit diesem Namen. Sondern stattdessen eines mit der Aufschrift „Unite behind the Science“ (Hier zu sehen). Normalerweise hat es ein Segel mit dem Logo von BMW, das das Team sponsert. Dieses wurde ausgetauscht, ebenso wie alle anderen Logos des Automobilkonzerns. Eben weil Greta Thunberg keine Werbung damit machen will und kein Geld verdienen.

Antisemitismus?

Die Verbreitung des Bildes und die Behauptung, sie würde mit einem „Rothschild-Boot“ fahren, ist demnach ein weiterer Versuch der Diskreditierung. Nicht nur will man sie so in die Nähe von Bankern rücken, womit eine finanzielle Agenda hinter der Klimarettung suggeriert werden soll. Mit „Rothschild-Boot“ bringt man sie auch in die Nähe von antisemitischen Verschwörungstheorien. Wie die Bundeszentrale für politische Bildung informiert, ist moderner Judenhass oft kodiert und ersetzt das „Internationale Finanzjudentum“ mit Begriffen wie einer „internationalen Finanzelite“.

Dabei werden besonders Namen und Schlagworte als Hinweise darauf gestreut, die diese mit Juden in Verbindung bringen sollen. Dazu gehört auch die Erwähnung von „Goldman Sachs“. Oder eben den „Rothschilds“, denen seit jeher unterstellt wird, heimlich die Weltgeschicke zu manipulieren. Auf diese bezogen sich auch die Nationalsozialisten und auch heutige Neonazis (Mehr dazu). Es ist also ebenfalls ein Code für rechtsextreme Greta-Hasser, um sie mit einer antisemitischen Verschwörung zu verknüpfen und so weiter zu diskreditieren.

Siehe auch den Faktencheck bei Mimikama. Artikelbild: Mix and Match Studio, shutterstock.com / Screenshot facebook.com