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Geld verdienen mit Corona-Fakes: Markus Bönig & seine dubiosen Geschäftsmodelle

von | Feb 3, 2023 | Analyse

Als Unternehmer müsse er etwas unternehmen, wird Markus Bönig im März 2022 von einem selbsternannten Nachrichtenportal zitiert, das sich auf Querdenker-Ideologie zu spezialisieren scheint. Und so unternimmt das Mitglied der Querdenker-Partei „Die Basis“ gleich eine ganze Menge – stets profitabel, immer im juristischen Graubereich und gelegentlich mit gerichtlichen Konsequenzen. Denn die verschwörungsideologischen Erzählungen von „Querdenken“-Gläubigen sind nicht nur demokratiefeindlich, sie lassen sich offensichtlich auch lukrativ verkaufen.

Markus Bönig: Geld verdienen mit Corona-Fakes

Der selbsternannte Sozialunternehmer nimmt seit Beginn der Corona-Pandemie offenbar alles mit: Von der Testpflicht über die Maskenpflicht bis hin zur Impfpflicht im Gesundheitswesen. Er erkannte – ganz im unternehmerischen Stil – die Sorgen und Bedürfnisse seiner querdenkenden Gleichgesinnten. Viele wollten sich weder testen noch impfen lassen und selbst das Tragen einer Maske zum Schutz anderer war für einige zu viel verlangt. Damit lässt sich doch Geld machen, dachte Bönig sich vielleicht.

Selbstverständlich treibt Bönig die Skepsis gegenüber der Covid-19-Schutzimpfung, den Corona-Tests sowie dem Mund-Nasen-Schutz mit seiner eigenen Rhetorik weiterhin voran. Und bietet dann auch direkt rentable Lösungen. So startete, nachdem Corona-Tests im Oktober 2021 für kostenpflichtig erklärt wurden, Bönigs Onlineportal test-express.de. Mit einigen wenigen Klicks konnten Interessierte dort zu Testern werden. Dazu müssen sie sich lediglich einen zwölfminütigen Film ansehen und schon gelten sie laut Bönig als qualifizierte Test-Expert:innen und können Nachbar:innen, Kolleg:innen und Freund:innen negative Testergebnisse verschaffen. Natürlich wurde das System missbraucht, doch erst nachdem Behörden die Zertifikate für ungültig erklärten, beauftragte test-express.de Ärzt:innen, die Tests stichprobenartig zu prüfen. Wir haben damals darüber berichtet:

Nächste Geldmaschine: Fake-Bestätigungen der „Impfunfähigkeit“

Als dann im Dezember 2021 die Impfpflicht im Gesundheitswesen beschlossen wurde, sah Bönig offenbar ein ganz neues Geschäftsfeld: „Impfunfähigkeits-Bescheinigungen“. Für 17,49 Euro konnten sich Menschen von der Impfpflicht ‚freikaufen‘ – denn: Sie könnten ja allergisch auf Inhaltsstoffe der Impfungen reagieren. Sobald Interessierte eine Allergie „nicht ausschließen können“, bekamen sie also über die neue Seite „liberation-express.de“ online eine Bescheinigung vom Arzt. Auch diese Geschäftsidee Bönigs blieb von Behörden nicht unkommentiert. Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs klagte und das Landgericht Stade gab ihnen recht.

Demnach handelt es sich bei den Bescheinigungen um unrichtige Gesundheitszeugnisse, denn vor Ausstellung bestand gar kein direkter Kontakt zum Arzt. Doch Bönig ist das offenbar egal. Statt sich von dem Urteil beeindrucken zu lassen, änderte er kurzerhand den Namen und verschob „liberation-express.de“ einfach zu einer seiner weiteren Firmen. Die Konsequenz: Die Wettbewerbszentrale muss gegen ein neues Unternehmen vorgehen, denn die bereits ausgestellte einstweilige Verfügung greift nun nicht mehr.

Aktuell: Markus Bönig verteilt „Schwerhörigenausweis“ für Querdenker:innen

Im November 2022 ging es dann der Maskenpflicht an den Kragen. Die neue Verheißung für Querdenker:innen, serviert von Bönig höchstpersönlich: Die Befreiung von der Maskenpflicht. Dazu geht er nun zu noch perfideren Maßnahmen über. Das Infektionsschutzgesetz sieht nämlich vor, dass gehörlose und schwerhörige Menschen von der Maskenpflicht befreit sind. Was tut also Markus Bönig? Er diagnostiziert reihenweise Schwerhörigkeit, wo keine vorliege.

Mit falschen Bescheinigungen kennt er sich schließlich zur Genüge aus. Für nur 14,99 Euro trudelt also auch beim „Querdenker“ nebenan innerhalb von drei Tagen der „Schwerhörigenausweis“ ein, der ihn vermeintlich dazu bemächtigt, seinen Mitmenschen ganz nach Lust und Laune ohne Mund-Nasen-Schutz zu begegnen. Dazu müssen Interessierte lediglich online einen Hörtest machen, in dem eine Stimme mehrmals die Worte „die Maskenpflicht versteh ich nicht“ wiederholt. Sehr subtil. Weiterhin behauptet Bönig auf der Website, dass der geringgradige Hörverlust „faktisch auf fast jeden Jugendlichen und Erwachsenen“ zutreffe. Klingt hieb- und stichfest? Ist es nicht. Das Bundesgesundheitsministerium betont: Die Ausnahme gilt nicht bei geringfügiger Beeinträchtigung des Gehörs.

Über diese Gesetzesfragen hinaus ist Bönigs neustes Konzept ein Schlag ins Gesicht all derer, die tatsächlich schwerhörig sind. Auch Risikogruppen und darüber hinaus all jene, die sich nachhaltig schützen möchten, werden von den kursierenden „Schwerhörigenausweisen“ wohl wenig begeistert sein. Schließlich ist hinlänglich bekannt, dass Masken vor einer Übertragung des Virus‘ schützen. Sieht man sich zudem neueste Studien an, die zeigen, dass knapp jede:r Zehnte unter Spätfolgen leidet, wird wohl mehr als deutlich: Unsere Mitmenschen verdienen Schutz.

Bönigs Unternehmen pushen die Querdenken-Ideologie pusht Bönigs Unternehmen

Bönig scheint derweil noch längst nicht fertig. Auf einer weiteren Website bietet er vermeintlichen Impfgeschädigten die Vermittlung an geschulte Mediziner:innen an – ausnahmsweise ganz ohne Kosten. Doch für ihn springt wohl dennoch etwas dabei raus, schließlich soll er im Zuge der Anmeldungen Daten über (vermeintliche) Impfschäden sammeln. Gegenüber t-online kündigte der „Sozialunternehmer“ darüber hinaus bereits im November 2022 an, dass weitere Projekte in Planung sind. Was da noch kommt, können wir nur erahnen. Doch es wird wohl etwas mit den Corona-Maßnahmen oder Impfungen zu tun haben und vermutlich werden seine Unternehmungen auch weiterhin von der „Querdenker“-Ideologie nähren und diese gleichzeitig weiter pushen. In einem ewigen Kreislauf von Desinformation, Hetze und Angst, von dem letztlich nur Bönig selbst profitiert. Und natürlich seine verschwörungsideologischen Kolleg:innen. Es ist nämlich die Regel, nicht die Ausnahme. Eine Oxford-Studie hat gezeigt, dass die meisten Gruppen (85%), die Impf-Fake-News verbreiten, damit Profit machen wollen.

Artikelbild: CrispyPork