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Kein einziger Impf-Todesfall: Lüge über 50 Todesfälle in Berliner Sana-Klinikum hat juristische Folgen

von | Mrz 18, 2021 | Analyse

Gerücht über 50 Todesfälle in Sana-Klinikum erweist sich als falsch

von Anastasia Tikhomirova

Die Anti-Impfkampagne wird mit voller Effizienz vorangetrieben, und nichts wird unversucht gelassen: Seit Anfang Februar wurde auf Facebook und Twitter der Fake verbreitet, 50 Mitarbeitende des Berliner Sana-Klinikums wären nach einer Impfung gegen COVID-19 gestorben. Diese Behauptung über das Sana-Klinikum erwies sich wieder mal als haltlos – laut dem Klinikum gab es KEINEN EINZIGEN Todesfall. Das Gerücht soll von einer anonymen Angehörigen eines Klinikmitarbeiters stammen, die außerdem behauptete, die Klinikleitung habe alle „zum Stillschweigen verdonnert“ und mit „Jobverlust“ gedroht.

Der Pressesprecher der Klinik schrieb nun, dass dies eine haltlose Lüge sei, da sich alle im Berliner Sana-Klinikum angestellten und gegen COVID-19 geimpften Personen „bester Gesundheit erfreuen“. Das Sana-Klinikum hat weitere juristische Schritte gegen die Urheberin des Gerüchts, eine einstweilige Verfügung, eingeleitet (Quelle).

Solche Behauptungen wie über das Sana-Klinikum verhärten die Impfskepsis in der Bevölkerung – auch wenn sie sich im Nachhinein als haltlos erweisen – die Information wird trotzdem abgespeichert und damit auch die Angst vor einer Impfung. Gibt es überhaupt legitime Gründe für diese Impfskepsis?

Die bisherigen Todesfallmeldungen sprechen für sich: Bisher ist in Deutschland kein Fall bekannt, in dem ein Mensch durch die Corona-Impfstoffe verstarb. Um einen Blick auf die genaueren Zahlen zu werfen: 113 Todesfälle bei Geimpften im Alter von 46 bis 100 Jahren (71 Frauen, 38 Männer, in vier Fällen war das Geschlecht nicht angegeben) wurden dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet. Unter dem Strich stellt das PEI fest, dass die beobachtete Anzahl an Todesfällen nach Impfung sogar unter der statistisch erwartbaren Anzahl an Todesfällen ohne Impfung liegt.

In einigen Ländern ist es nach der Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin zu wenigen Todesfällen durch Blutgerinsel gekommen. Allerdings ist unklar, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung und den lebensbedrohlichen Erkrankungen gab. Die EMA teilte in der vergangenen Woche mit, dass sich das Thrombose-Risiko durch eine Corona-Impfung nicht erhöhe. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die “Zahl der thromboembolischen Ereignisse bei geimpften Menschen nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung” (Quelle).

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Leute sterben immer wieder, natürlich auch zufällig zeitlich nach der Impfung

„Wenn man das dann vergleicht, dann ist es sogar so, dass nach der Impfung weniger gestorben sind, als man erwarten würde“, sagte die Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München dem ARD-Magazin Panorama (Quelle). Die Deutsche Welle hat über Deutschland hinaus weltweit Todesfälle nach Coronaimpfungen untersucht und einem Faktencheck unterzogen. Das Ergebnis: Bisher fanden die Gesundheitsämter keine kausalen Zusammenhänge zwischen der Impfung und den Todesfällen. Bei der letzten Aktualisierung des Artikels der DW wurden laut Bloombergs globalem Impfstoff-Tracker (Quelle) mehr als 380 Millionen Impfungen in mehr als 120 Ländern gegen das Coronavirus verabreicht, gut neun Millionen Dosen pro Tag. Hier gibt es die Recherche zum Nachlesen.

Es ist statistisch unvermeidlich, dass einige Menschen krank werden und sterben, nachdem sie die Impfung erhalten haben. Das geschieht jedoch aus Gründen, die nicht mit der Reaktion ihres Körpers auf den Impfstoff zusammenhängen.

Es wird deutlich, dass eine Impfskepsis übertrieben und unbegründet ist

Die Wirkung solcher Meldungen und Diffamierung von Impfungen als Impfexperiment oder gar Impfmassaker ist fatal und äußert sich negativ in der Impfbereitschaft der Bevölkerung. In einer Umfrage zur grundsätzlichen Impfbereitschaft in Bezug auf das Coronavirus (SARS-CoV-2/ COVID-19) vom Februar 2021 gaben rund 57 Prozent der Befragten im Alter von 40 bis 64 Jahren an, auf jeden Fall zur Impfung bereit zu sein, bei 18 bis 40-Jährigen möchte sich nur die Hälfte mit Sicherheit impfen lassen. Unter den Befragten mit einem Alter ab 65 Jahren gab es mit rund 72 Prozent die höchste Bereitschaft (Quelle).

Die Anzahl der Impfgegner:innen ist eigentlich ziemlich gering. Jedoch sind Gegner:innen dermaßen laut, zahlreich und dominant in den Diskussionen über Impfungen vertreten, dass sie überrepräsentiert sind. Dadurch entsteht der Eindruck, es gäbe viele von ihnen, und es lässt ihre Meinung als salonfähig und mehrheitlich erscheinen und verunsichert weitere Unentschlossene. Überzeugte Impfgegner sind selten, haben aber in den modernen Kommunikationsmitteln eine Art Wirkverstärker gefunden — darunter auch Facebook mit über zwei Milliarden Nutzer:innen. Nun haben US-amerikanische Public-Health-Experten im Fachmagazin Vaccine erstmals analysiert, auf welche Art Impfgegner und -befürworter:innen im sozialen Netzwerk für ihre Anliegen warben. Etwas mehr als die Hälfte der untersuchten Anzeigen warb für die Immunisierung, während der Rest sich gegen Impfungen aussprach.

Impfgegner sind irrationale, aber laute Minderheit

Die Auswertung zeigt, dass die Impfgegner:innen auch auf Facebook zahlenmäßig in der Minderheit sind. Während die Pro-Impfungs-Anzeigen aus 83 unterschiedlichen Quellen stammten, hatten die kritischen Botschaften nur 27 Urheber:innen. Mehr als die Hälfte der Anti-Impf-Werbungen stammte von lediglich zwei Organisationen (Quelle).

Querdenker besetzen sowohl den digitalen als auch analogen Raum. Auch außerhalb des Netzes machen Impfgegner:innen und Querdenker:innen Stimmung gegen Impfungen. Mit Kundgebungen, Autokorsos, bei denen über Lautsprecher Falschmeldungen verkündet werden und Demonstrationen vor Seniorenwohnheimen, um über angebliche Gefahren der Impfung aufzuklären (Quelle).

Um dem entgegenzuwirken, ist eine intensive Aufklärung der Bevölkerung gegen die Desinformationskampagne vonseiten der Politik und Medien notwendig. Nur so lässt sich die allgemeine Impfbereitschaft erhöhen und die Pandemie in die Knie zwingen.

Artikelbild: Screenshot facebook.com

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI.