Steuerreform – NEIN DANKE!
So werden es sich einige denken, für die das aktuelle deutsche Steuersystem ganz angenehm ist
Leider ist dies nicht die Mehrheit, gerade Vermögensteuer und Erbschaftsteuer sowie hohe Steuern und Sozialabgaben auf unselbstständige Arbeit sollten und müssen in Zukunft im Rahmen gerechterer Lösungen dringend einmal reformiert werden. Natürlich nur, wenn dies politisch auch gewollt ist. Dies ist anzuzweifeln, schauen wir uns einmal die Zahlen und Interessenverteilungen an.
Prof. Marcel Fratzscher (Humboldt Universität und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)) hat das Ganze einmal in 12 sehr interessanten Fakten aufgearbeitet:
Fakt #1:
Kaum ein Industrieland besteuert (Einkommen auf) Vermögen weniger und Einkommen auf Arbeit stärker als Deutschland.
Fakt #2:
Deutschland gehört mit zu den Ländern mit der höchsten Ungleichheit bei privaten Vermögen in Europa.
(Daran ändern auch Pensionsansprüche wenig, zumal diese keine Vermögen sind).
Fakt #3 zur Debatte um Vermögen:
40 % der Deutschen haben keinerlei Vermögen — als Vorsorge für sich, fürs Alter, für die Kinder, für Notfälle.
(Nicht der starke Sozialstaat, sondern geringe Einkommen und ein ungewöhnlich großer Niedriglohnbereich sind der Hauptgrund.)
Fakt #4:
Deutschland hat unter den Industrieländern mit die größte private Vorsorgelücke fürs Alter, da viele zu wenige eigene Ersparnisse/Vermögen während ihres Arbeitslebens aufbauen (können).
Fakt #5:
In Deutschland ist mehr Vermögen durch Erbschaften entstanden als durch die eigene Hände Arbeit — Tendenz steigend.
Fakt #6:
In Deutschland werden jedes Jahr ca. 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt — der Staat nimmt jedoch nur mickrige 7 Milliarden € an Erbschaftsteuern ein (Ausnahmen und Privilegien sei Dank). (Quelle)
Fakt #7:
Die Erbschaftsteuer ist eine Verzerrung des Steuersystems: Menschen mit Erbschaften von mehr als 20 Mio. € zahlen weniger als 2 % Erbschaftsteuer, solche mit weniger als 500.000 € mehr als 10 %.
Fakt #8:
Der Anteil der Wirtschaftsleistung, der den EigentümerInnen von Vermögen und Kapital zu Gute kommt steigt, der für ArbeitnehmerInnen sinkt — und dies in ?? stärker als in den meisten anderen Ländern.
Fakt #9:
Viel privates Vermögen in Deutschland ist in Familienunternehmen, die das Vermögen für die Gesellschaft klug nutzen und gute Jobs schaffen. Die Frage ist nicht so sehr, wer wieviel Vermögen hat, sondern was er/sie mit damit macht.
Fakt #10:
Wir Deutschen sparen schlecht: in kaum einem Land haben so viele Menschen ihr Erspartes lediglich auf dem Sparbuch (und leiden als Sparer unter den Nullzinsen) und haben so wenige Menschen ein Eigenheim oder Finanzanlagen.
Fakt #11:
Deutsche haben eine völlig verzerrte Wahrnehmung ihres eigenen Vermögens und das anderer: 83% glauben, sie gehören zu der ärmeren Hälfte der Bevölkerung; nur 17 %, sie gehören zur reicheren Hälfte.
Fakt #12:
Es gibt eine Wahrnehmungslücke und eine Gerechtigkeitslücke bei Vermögen — Menschen unterschätzen die Ungleichheit der Vermögen und wünschen sich ein deutlich geringere Ungleichheit.
(Daten hier sind für die USA.)
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