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Hohe Temperaturen führen nicht direkt zu Waldbränden – Faktencheck

von | Jul 25, 2022 | Analyse

Führen hohe Temperaturen zu Waldbränden?

Europa brennt – diesen Sommer viel mehr als sonst (Quelle). In den letzten Wochen flimmerten erschreckende Bilder von Waldbränden aus Spanien, Frankreich oder Griechenland über unsere Bildschirme. Dabei gingen bereits bis Mitte Juli mehr Flächen verloren als im gesamten Jahr 2021 (Quelle). Der Zusammenhang zu den glühend heißen Temperaturen der letzten Woche scheint für viele offensichtlich – dabei ist die Hitze an sich eigentlich nicht verantwortlich. Fernsehmoderator Jörg Kachelmann spricht sich bereits seit Jahren gegen diese Fehlkalkulation aus. Denn: Hitze könne lediglich ab Temperaturen von 200 bis 300 Grad Celsius Brände verursachen (Quelle). An den warmen Temperaturen allein können die lodernden Waldbrände also nicht liegen.

https://twitter.com/Kachelmann/status/1548278071563669504

Eine Darstellung, dass Hitze nichts damit zu tun haben könne, ist jedoch ebenfalls irreführend.

Hitze ist nicht ursächlich für den Waldbrand, befördert diesen aber

Kachelmann schrieb 2019: „Es geht schon wieder los. Kein Jahr ist vergangen, nachdem viele Politiker und Medien massenhaft nicht verstanden haben, dass Flüsse nicht leer und Waldbrandgefahren hoch sind, weil es heiß ist, sondern weil es länger nicht geregnet hat.“ (Quelle). Er kommt zu dem Schluss, dass Waldbrände nur in Gegenden, in denen Dürre herrscht entstehen und sich über lange Zeit halten. Neben dem mangelnden Niederschlag kann für eine Dürre jedoch auch die Hitze eine Rolle spielen. Schließlich verdunstet Feuchtigkeit bei höheren Temperaturen schneller, so Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig (Quelle).

Es braucht eine Zündquelle

Der verbreitete Mythos von weggeworfenen Glasflaschen, die durch einfallende Sonnenstrahlen Brände auslösen, ist übrigens Humbug. 2006 wurde ganz gezielt versucht, mithilfe von Scherben, die besonders viel Licht bündeln, Feuer zu entflammen. Fehlanzeige, die Forscher:innen brachten kein Feuer zustande. Um überhaupt entzündliche Temperaturen auf dem Waldboden zu erreichen, mussten sie die Scherben sogar in einem Abstand von zwanzig bis dreißig Zentimeter halten. Die Glasflasche, die ihr auf eurem Spaziergang im Wald am Boden liegen seht, kann also gar keinen Brand verursachen (Quelle). Mitnehmen und anständig entsorgen schadet natürlich dennoch nicht!

Stattdessen handelt es sich in den meisten Fällen um Brandstiftung. Die Flammen von Zigaretten oder Lagerfeuern treffen auf trockenen Boden und entfachen ein Feuer, das sich durch Wind verbreitet. Auch heiß gelaufene Maschinen stellen auf trockenem Boden eine Gefahr dar und sollten mit größter Vorsicht genutzt werden. Doch eines ist klar: Es gibt immer eine Zündquelle (Quelle).

Fazit: Kämpfen wir gegen den Klimawandel, so bekämpfen wir auch brennende Wälder

Häufig findet sich der Auslöser für Waldbrände also in menschlicher Fahrlässigkeit – eine fallen gelassene Zigarette, ein offenes Feuer, eine falsch verwendete Maschine. Trifft diese Fahrlässigkeit auf Dürre und Hitze, entstehen unter Umständen große Brände. Daher ist Vorsicht im Wald geboten. Doch auch ein Blitzeinschlag oder übrig gebliebene Kriegsmunition können Waldbrände verursachen. Um unsere Wälder vor solchen Gefahrenquellen zu schützen, müssten Dürren und anhaltende Hitzeperioden abgewendet werden – wo wir wieder beim Klimawandel sind. Denn bei gesteigerter mittlerer Temperatur steigt das Risiko für Dürren und Hitzewellen (Quelle). Höhere Temperaturen führen also nur indirekt zu Waldbränden.

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Artikelbild: shutterstock.com / Screenshots

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