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Hetz-Kampagne „Grüner Mist“: Rechtsextremisten am Design beteiligt?

von | Aug 16, 2021 | Aktuelles

Metadaten deuten weitere Rechtsextreme Verbindungen an

Tausende Anti-Grüne-Hetzplakate in einer mehrere hunderttausende Euro teuren Kampagne mit „Grüner Mist“ sorgten in den letzten Tagen für viel Empörung. Die Übeltäter:innen seien relativ klar, meint der Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner: „rechte Schmutzkampagne“ und „AfD-naher Akteure mit dubioser Finanzierung“. Die Grünen finden, die Anti-Grünen-Hetz-Plakate machen die „Angst der Rechten“ spürbar (Quelle). Die Partei AfD leugnet, etwas mit der Hetz-Kampagne zu tun zu haben. Die Firma tut das auch und schweigt sich über Kosten und Geldgeber:innen aus.

Die personellen Verstrickungen haben jedoch deutlich gezeigt, dass die Kampagne eindeutig aus dem AfD-Unterstützer:innen-Umfeld stammt. Der Geschäftsführer hinter der Firma, David Bendels, ist nominell parteilos, jedoch seit Jahren sehr eng vernetzt mit der AfD. So ist er Kopf mehrerer AfD-naher Medien und Vereine, wie der inoffiziellen AfD-Parteizeitung „Deutschland Kurier“, die, genau wie die AfD selbst, die gleichen Geldgeber:innen hat. Auch dahinter steckten mehrere große Spendenskandale und eine illegale Parteienfinanzierung, die in den letzten Jahren aufgedeckt wurden und ebenfalls geleugnet wurden.

Der Verdacht liegt sehr nahe, dass es sich hier um eine sehr ähnliche Situation handelt – und möglicherweise um Geld aus dem Ausland, mit dem in den deutschen Wahlkampf mit einer Schmutzkampagne gezielt gegen eine Partei eingegriffen wird.

Wir haben berichtet:

Rechte Anti-Grünen-Hetz-Plakate: Selbe Hintermänner wie die der AfD?

Metadaten suggerieren: Hetz-Kampagne „Grüner Mist“ hat weitere Verbindungen in rechtsextreme Szene?

Doch nicht nur die Verbindungen zur AfD und zu Rechtsextremist:innen – wie Höcke. Darin finden sich  Kontakte der Kampagne „Grüner Mist“ in die rechtsextreme Szene. Natürlich sprechen die Inhalte ideologisch eindeutig für sich. Auf der dazugehörigen Website, auf der u.a. Matthias Mattusek oder Hagen Grell auftreten, werden die Grünen absurderweise in die Nähe von Stalin oder Pol Pot gerückt und auch der menschengemachte Klimawandel geleugnet. Grell ist ein rechtsextremer Youtuber, aus Leipzig, der auch der Identitären Bewegung nahestehen soll (Quelle).

Eine Auswertung der EXIF-Daten der Pressemitteilung der Schmutzkampagne „Grüner Mist“, sowie deren „Thesenblatt“, deuten auf weitere Verbindungen zu Rechtsextremist:innen der vom Verfassungsschutz überwachten „Identitären Bewegung“ hin. Nach Analyse der *.pdf Daten ist herausgekommen, dass die Dateipfade zu Ordnerstrukturen führen, die mit „Tannwald“ oder „Tannwald AUFTRÄGE“ gekennzeichnet sind. So verraten die Metadaten der Themenpapier-PDF (Quelle, Quelle) folgenden Pfad: „Manifest Reference File Path: /Volumes/Tannwald/Tannwald/AUFTRÄGE/DeutschlandKurier/Grüne_Kampagne/Blume 2.psd“.

Tannwald ist wiederum eine Medienagentur, die vom Identitären Alexander „Malenki“ Kleine im Dezember 2019 mit dem Ziel, die Professionalität in Sachen Videos, Websites und Kampagnen der Neuen Rechte zu steigern, gegründet wurde (Quelle). Kleine gehört zu den rechtsextremen „Identitären“ (Quelle), ist sogar Sprecher der Leipziger „Identitären“ und ist bekannt für seine Youtube-Videos, die von der rechtsextremen Organisation „EinProzent“ finanziert werden. Angeblich soll es laut Screenshots auch einen „Tannwald Arbeiter“ WordPress-Nutzer bei der Seite geben, was wir jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verifizieren konnten, außer, dass es diesen Nutzer gibt. Ob es sich dabei um einen Mitarbeiter der Tannwald UG handelt, ist derzeit nicht klar.

Hat Ströer Plakate aufgehängt, die von einem Nazi designed wurden?

Sollte wirklich die neurechte Medienagentur mit der ohnehin mit den Rechtsextremist:innen in und hinter der AfD vernetzten „Conservare Communication GmbH“ für die Hetz-Kampagne zusammen gearbeitet haben und möglicherweise sogar von den geheimen Geldgeber:innen der AfD aus dem Ausland finanziert worden sein, wäre das ein gehöriger Skandal. Wenn auch dies im Einklang mit den kriminellen, faschistischen und hetzerischen Machenschaften der AfD stehen würde. Bisher handelt es sich bei der Einsicht der Metadaten allerdings nur um einen Verdacht, Bendels schweigt sich über Geldgeber:innen und Hintergründe aus. Der Name „Tannwald“, sowie die Beteiligung eines weiteren Identitären-nahen Youtubers, ebenfalls aus Leipzig, erhärten den Verdacht weiter.

Die Kölner Außenwerbungsfirma Ströer, die den Auftrag für die Plakatierung der Hetz-Plakate angenommen hat, wurde dafür bisher bereits kritisiert. Ströer verteidigte sich damit, dass sie für die Inhalte von Werbung nicht verantwortlich seien und auch einige Motive abgelehnt hatten, die als nicht rechtskonform beurteilt wurden (Quelle). Möglicherweise könnte die Kritik größer werden, wenn bestätigt wird, dass Rechtsextremist:innen die Plakate designed haben und dass Ströer dies doch nicht gründlich genug geprüft habe. Die Auswertung der Metadaten konnte ja relativ einfach von zwei Twitter-Nutzer:innen durchgeführt werden. Ströer erklärt, dass der Auftrag für die Werbung über eine Agentur zwischengeschaltet worden sei, nicht das AfD-nahe Unternehmen. Die CEOs von Ströer schlugen vor, dass der Gesetzgeber bei den Regeln für politische Werbung nachrüstet, zum Beispiel zu verbieten, Negativwerbung über die politische Konkurrenz zu schalten (Quelle).

Zum Thema:

Laschet: Wahlkampf mit irreführenden Schnipseln (oder Plagiaten) statt Inhalten

Ergänzung 16:00: Nachtrag letzte zwei Sätze, Korrektur Bildquelle. Artikelbild: Oliver Berg/dpa

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