Jeder weiß, was Landwirte sind. Das sind diejenigen, die die Felder bestellen, auf denen unser Weizen, Mais und anderes Gemüse angebaut wird. Vegetarische Gerichte sind auch ganz normale Gerichte, die aus genau diesen landwirtschaftlichen Produkten bestehen – sogar aus tierischen Produkten wie Eiern oder Milch – nur eben ohne Fleisch. Für die Bayern: Das könnten auch Kässpatzn, Germknödel, Obatzda, Semmelknödel mit Schwammerln, Kaiserschmarrn oder Apfelküchle sein. Bei Veranstaltungen des Ministeriums von Özdemir werden laut einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bis auf wenige Ausnahmen nur noch vegetarische Gerichte serviert.
Dem Bericht zufolge heißt es: „Bei Veranstaltungen des BMEL sollte das Catering grundsätzlich vegetarisch sein und ausschließlich aus ökologisch angebauten Produkten bestehen.“ Ausnahmen sind beispielsweise am Tag der offenen Tür geplant. Sprich: Beim Catering im Ministerium bietet Özdemir nun oft vegetarische Lebensmittel, aber auch nicht immer. Und was macht die CSU, die jeglichen Anstand über Bord geworfen hat, und ihr Generalsekretär Martin Huber, in einem Instagram-Post daraus?
CSU lügt im AfD-Stil über Özdemir
„Fleischverbot: Ein Angriff auf unsere Bauern“ lautet die Überschrift in Großbuchstaben auf einer Bildmontage, die die CSU am Dienstag auf Instagram veröffentlicht hat. Neben dieser Aussage ist ein Verbotssymbol über einem gebratenen Fleischstück und ein Bild von Cem Özdemir zu sehen. Die Botschaft, die hier transportiert wird: Der Bundeslandwirtschaftsminister verbietet den Fleischkonsum. Das Problem mit dem Instagram-Beitrag, der bereits weit über 1000 Likes hat: Nichts davon ist wahr.
Es ist das gleiche, rechte Lügennarrativ von „Vebotspartei“ – und es ist wieder einmal frei erfunden. Ganz im Stil der Demokratiefeinde von der AfD lügt die CSU, dass sich die Balken biegen. Der erklärende Text des Beitrags macht die Sache nicht besser: „Der Minister für Landwirtschaft und Ernährung, Cem Özdemir, hat in seinem Ministerium ein Fleischverbot erlassen. Die Speisekarte wird in Zukunft ausschließlich strikt vegetarische Gerichte enthalten“, so der Text. Das Verbot sei „reine Ideologie und ein Schlag ins Gesicht für alle hart arbeitenden Bauern“, wird CSU-Generalsekretär Martin Huber zitiert. Seiner Meinung nach sollte jeder selbst entscheiden, was er essen möchte. „Leben und leben lassen, statt grüner Gängelung.“
Unter der CSU sinkt die Zahl der Landwirte in Bayern jährlich
Ich komme mir vor, als müsste ich der Dreijährigen erklären, aber das Anbieten von bestimmten Gerichten hat rein gar nichts mit „Verboten“ oder „Bevormundung“ zu tun. Wenn es ausschließlich Gerichte mit Fleisch gibt – was ja doch oft der Fall ist – ist es schließlich auch kein „Fleischzwang“. Wenn zum Beispiel kein Gericht mit Karotten angeboten wird, ist das ja auch kein „Karottenverbot“. Das ist völlig absurde Logik, die die CSU da an den Tag legt. Als würde man von einem „Einkaufverbot“ faseln, und einen „Schlag ins Gesicht der Einzelhändler“, weil die CSU die Läden in Bayern nicht nach 20 Uhr öffnen lassen will.
Und abgesehen davon, ist es auch noch völliger Bullshit, das als Angriff auf Bauern zu inszenieren. Denn auch vegetarische Gerichte werden mit Produkten der Landwirte produziert. Woraus denn sonst? Die kommen nicht einfach so aus der Steckdose. Und als ob bis dahin gutes Fleisch vom kleinen Bauern serviert worden wäre. Unter jahrzehntelanger CSU-Regierung sinkt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern immer weiter. Ist das nicht ein „Schlag ins Gesicht“ der Landwirte von der CSU?
Das war natürlich ironisch gemeint. Die CSU weiß das natürlich ganz genau. Die CSU hat nur im Wahlkampf jeglichen Anstand über Bord geworfen und lügt dreist ihre Wählerschaft an. Hier gibt es weder „Verbote“ von Fleisch, noch Angriffe auf Landwirte. Und es ist nicht mal die erste Lüge, die die CSU verbreitet von „Fleischverbot“. Nach einer noch nicht mal geplanten (!) Empfehlung (!) der DGE wurde diese Lüge bereits einmal in die Welt gesetzt:
AfD bedankt sich bei Wahlkampfhilfe von der CSU
Die CSU sägt aus rein ideologischen Gründen damit an den Grundfesten des demokratischen Diskurses – ganz im Stil der AfD. Wo Wahrheit keine Rolle mehr spielt, stirbt die Demokratie. Ein Blick in die unmoderierte (!) Kommentarspalte offenbart auch, dass die CSU mit ihrer Hetze und ihren Lügen auch definitiv kein Futter für ihre eigene Wählerschaft dazu gewinnt. „Grüne Sekte“, „Nur noch AfD“, „Abschieben“, „Krank der Typ“, schreiben sie über Özdemir.
Die Grünen sind natürlich auch der erklärte Erzfeind der Rechtsextremen – und die freuen sich, wenn ihre demokratiefeindlichen Wahnvorstellungen von der CSU vermeintlich legitimiert werden. Wähler gewinnt die CSU dadurch nicht, das stärkt nur die Faschisten. Das zeigen etliche Studien. Und wir haben auch schon darüber berichtet.
Die CSU weiß, dass sie über Özdemir lügt. Sie weiß auch, dass Landwirte Gemüse anbauen, das weiß ich sicher. Ich habe diesen Artikel hier ironisch überspitzt, um diese Verlogenheit aufzuzeigen. Wenn die CSU faire Behandlung will, kann sie ja mit gutem Beispiel vorangehen. Aber bewusste Täuschung sieht sie ja inzwischen offensichtlich als legitimes Mittel an. Sie weiß aber offenbar nicht, dass ihre Desinformation den Faschismus stärkt und den Diskurs zerstört. Hier hoffe ich zumindest, dass das der Fall ist. CSU, die bayerischen Wähler haben mehr Respekt verdient und keine Ideologie und Bevormundung durch euch!
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