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Unsinns-Kettenbrief über die STOP-COVID-App: Sicherer als Facebook, ihr Genies

von | Mai 13, 2020 | Aktuelles, Corona, Hintergrund

Kettenbrief: Datenschutz-Kritik zu Corona-App – Auf Facebook

Da ihr habt schon richtig verstanden. Gerade wird ein Kettenbrief bei Facebook und Whatsapp geteilt, der Datenschutz-Bedenken zur Corona-App anmeldet. Dabei wird man aufgefordert alle Kontakte aus seinem Handy zu löschen, falls man vorhat die STOP-COVID-App zu installieren.

Screenshot

Das ist natürlich besonders witzig, weil Facebook und Whatsapp genau speichern mit wem du besonders oft kommunizierst, wann du deine Nachrichten checkst und – genau – deine Kontakte abfragen und speichern. Aber diese Ironie des Kettenbriefs scheint den Nutzern nicht ganz bewusst zu sein.

Aber wie macht das die Corona-App?

Tatsächlich ist die Corona-Tracing-App, so wie sie jetzt geplant ist, extrem sicher, was den Datenschutz angeht. Zuerst wollte die Bundesregierung, die bekanntlich nichs von Technik versteht, ein zentralistisches Konzept der App entwickeln, aber die Zivilgesellschaft, allen voran der CCC, haben verhindert, dass sich dieses Konzept durchsetzt. Das war ein großer Sieg für den Datenschutz.

Jetzt wird ein komplett dezentrales Konzept verwendet. Damit schickt dein Handy konstant eine Kennung aus, die sich aber dauernd ändert. Also wenn jemand nur diese Kennungen abfängt, dann erkennt er dich nach 15 Minuten nicht mehr wieder.  Erst wenn du nachweislich infiziert bist, kannst du einen Schlüssel hochladen. Mit diesem Schlüssel kann auch niemand etwas anfangen, außer er hat eine Kennung von dir, weil er neben dir in der U-Bahn gesessen ist.

Dieses Konzept, was jetzt umgesetzt wird, ist also datenschutzrechtlich komplett unbedenklich. Und auf das Adressbuch greift die App schon gar nicht zu. Der Code der App ist komplett transparent auf Github, und du kannst dort sogar bei der Entwicklung der App mithelfen und deine Ideen beisteuern.

Du hast Schiß, weil die App eine Schnittstelle von Apple und Google nutzt? Erstmal Gegenfrage, wenn dich das stören würde: Warum nutzt du dann ein Handy von Apple oder Google? Zweitens: Die Daten, die die App generiert, werden nicht mit Apple und Google geteilt.

Was bringt das?

Die App kann helfen Infektionsketten zu unterbrechen. Das Problem ist, dass die meisten Infizierten das Virus schon verbreiten, bevor die Symptome anfangen. Deshalb auch gerade die Maskenpflicht: Wir müssen uns alle so verhalten, als wären wir infiziert.

Im Optimalfall können die Gesundheitsämter dann mit extrem viel Arbeitsaufwand alle Kontakte einer Person identifizieren und die gehen dann ebenfalls in Quarantäne und damit rotten wir das Virus langsam aus. Es gibt aber zwei Probleme mit der manuellen Kontaktverfolgung:

Anonyme Kontakte

Viele Leute, die wir in Alltagssituationen treffen, kennen wir gar nicht. Doch auch hier kann eine Übertragung stattfinden. Im Nachhinein kann man aber nicht mehr nachvollziehen, wer der Fremde war, mit dem man sich an der Haltestelle kurz nach der Verbindung erkundigt hat. Aber wenn beide die STOP-COVID-App installiert haben, merken sich die Handys den Kontakt und das hilft dann enorm, wenn die Infektion unterbrochen werden soll.

Geschwindigkeit

Ein weiteres Problem bei der Kontaktverfolgung: Wenn man erstmal alle Kontakte gefunden hat, ist es oft schon zu spät. Die infizierten Kontakte waren in der symptomlosen Phase der Infektion schon wieder bei anderen Freunden und shoppen usw.. Auch hier kann die STOP-COVID-App helfen. Denn darüber können die Kontakte in dem Moment informiert werden, wenn das Testergebnis vorliegt. Wenn die Pandemie droht, außer Kontrolle zu geraten, kann man das umstellen und die Kontakte einer Person schon bei Verdacht in Quarantäne schicken. Das alles wäre dann viel schneller als manuelles Kontakt-Tracing.

Das sind die Schwächen der App

Die größte Schwäche der App ist, dass sie viele nutzen müssen, um wirklich effektiv zu sein. Deshalb wird es super wichtig, möglichst viele Leute davon zu überzeugen, die App zu nutzen. Da ist so ein Kettenbrief natürlich Demagogie pur und kontraproduktiv. Deshalb ist es wichtig, dass du diesen Artikel teilst und deine Freunde über die App aufklärst.

Facebook und Whatsapp sind natürlich Mist

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du automatisch alle deine Kontakte an Whatsapp sendest? Auch die, die gar kein WhatsApp nutzen und dem gar nicht zugestimmt haben? Facebook trackt alles über dich: Von wo aus du dich einloggst, welche Geräte du besitzt, wessen Bilder du dir länger anschaust, welche Websites mit Like Button du besuchst … aber darüber einen Kettenbrief mit Datenschutzbedenken über eine echt ziemlich gute App zu verschicken ist schon Dummheit hoch zehn.

Also wenn du dabei bist, deine Freunde über die Sicherheit der Corona-Tracing-App aufzuklären, kannst du sie vielleicht auch gleich davon überzeugen, sichere Messenger wie Signal zu nutzen – oder dem Volksverpetzer auf Telegram zu folgen.



Artikelbild: pixabay.com, Cs