Da hat Trump-Supporter und Verschwörungsideologe Mike Lindell den Mund wohl zu voll genommen: Laut ihm sei die US-Wahl 2020 ein Fake gewesen. Von diesem Wahn war der Wahl-Leugner so überzeugt, dass er der Person, die ihm das Gegenteil beweisen könne, 5 Millionen Dollar zahlen wollte. Und das konnte spielend leicht getan werden und eine Person wartet jetzt auf das Geld. Doch nicht nur das: Diese Person ist selbst eigentlich auch Trump-Supporter. Wie es so weit kommen konnte und wie die rechtsextremen Politiker:innen bei uns in Deutschland reagiert haben:
ZU FRÜH GEFREUT
Nach der US-Wahl wurden die rechtsextremen Stimmen laut: Das Wahlergebnis könne nicht korrekt sein. Ganz vorne bei der Behauptung dabei war US-Unternehmer und Trump-Unterstützer Mike Lindell. Er hat sich in die Reihe der empörten Republikaner:innen gestellt und munter das Märchen der „gestohlenen“ Wahl gepusht.
Dabei war es aber nicht geblieben – er setzte er noch einen obendrauf. Voller Stolz hatte der Wahl-Leugner behauptet: Wer ihm beweisen könne, dass die Wahl nicht gefälscht sei, bekomme 5 Millionen Dollar. In einem Zug erzählte er dann von angeblichen Dokumenten, die bestätigen würden, dass Biden nur aufgrund von Wahlmanipulationen 2020 zum Präsidenten gekürt wurde. Wer da seine Hände im Spiel gehabt haben soll, war natürlich wieder China, das allzeit beliebte Feindbild des Gegenspielers Trump.
WENN Wahn WEH TUN WÜRDE …
Blöd für Lindell nur, dass genau das vom Softwareexperten Robert Zeidman widerlegt werden konnte – aufgrund eines Wettbewerbs, den Lindell höchstpersönlich ins Leben gerufen hatte. „Beweis mir, dass ich falsch liege, dann gibts 5 Millionen Dollar!“ Das war die Bedingung, unter der der Contest ablief. Interessierte konnten sich offen um die Teilnahme bewerben.
Auf dem Event präsentierte Lindell dann seine vermeintlich wasserfesten Dokumente, die jedoch schon mit bloßem Auge entkräftet werden konnten. Aber die gezeigten PDFs hatten einfach nichts mit der Wahl 2020 zu tun. Im Interview mit CNN sagte Zeidman dazu: „When I got there, I found the data was just so obviously bogus – it surprised me!“ [„Als ich da ankam, waren die Daten ein offensichtlicher Fake – das hat mich überrascht!“].
Trotzdem hat Zeidman im Anschluss einen 15-seitigen Bericht geschrieben, in dem er seine Beobachtungen begründet. Als eigentlicher Trump-Supporter hatte dieser eigentlich damit gerechnet, der republikanischen Seite einen Gefallen zu tun. Stattdessen hat er dazu beigetragen, die Wahrheit aufzudecken: Nämlich die, dass Joe Biden der rechtmäßig gewählte Präsident ist.
Lügen verbreiten ist teuer
Diese Niederlage wollte Lindell sich natürlich nicht eingestehen und er weigerte sich einfach, die versprochene Belohnung herauszurücken. Wenn man einmal anfängt, die Realität zu verlassen, gibt es wohl kein Zurück. Zeidman zog mit dem Fall schließlich vor ein privates Schiedsgericht – und gewann. Trotzdem weigert Lindell sich weiterhin, das Geld zu zahlen, genau wie er sich weigert, die Realität anzuerkennen. Deswegen könnte der Prozess bald vor das Staatsgericht ziehen.
Der Wahl-Leugner schuldet aber nicht nur Zeidman eine Menge Geld. Auch die Dominion Voting System Corp., die die Wahlen in den USA durchführt, fordert für die verbreiteten Lügen und Verschwörungsmythen einen Schadensersatz in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar. Lindells Anwälte Rudy Guiliani und Sidney Powell erwartet aufgrund derselben Vergehen eine ähnlich hohe Geldstrafe, Guiliani sogar eine noch höhere. Zusätzlich wurde Lindell von Twitter gebannt. Lügen ist zumindest in den USA sehr teuer.
REAKTIONEN der Rechtsextremen von der AfD AUF DIE US-WAHL 2020
Auch in Deutschland sind gerade die rechtsextremen Politiker:innen auf den Zug der „geklauten“ Wahl aufgesprungen und zeigten sich empört. Ganz vorne dabei vor drei Jahren war zum Beispiel AfD-Abgeordneter Markus Frohnmaier. Der hatte sich selbst schon Trumps Polemik zunutze gemacht und Behauptungen ohne Beweise die Lüge herausposaunt, dass es „massive Unregelmäßigkeiten“ bei der Wahl gegeben hätte.
Zu solchen „Unregelmäßigkeiten“ hatte auch Beatrix von Storch zu viel Fantasie. Auch die Reaktion des AfD-Politikers Martin Renner ging in dieselbe Richtung und er leugnete die demokratische Wahl Bidens. Ganz, wie man es sich von den rechtsextremen Demokratiefeinden der AfD erwartet. Die ideologisch verwandten Rechtsextremen von QAnon reagierten ebenso verzweifelt darauf, dass die Realität einfach nicht ihren Träumen entsprach:
Der Großteil der AfD hat felsenfest auf Trump als eigentlichen Wahlsieger gesetzt. Dumm nur, dass die Wahl eben nicht gezinkt war und die Politiker:innen jetzt ganz schön blöd da stehen. Das kommt davon, wenn Rechte derart wahnhaft in ihrer eigenen Welt leben.
WENN MAN KEINE AHNUNG HAT …
Was der Wahl-Leugner Mike Lindell und die AfD gemeinsam haben, ist nicht nur der Glaube an den dauerlügenden Ex-Präsidenten Trump und das gängige Verbreiten von Verschwörungsmythen. Mit ihren Statements ist es so, als würden beide eigenständig auf den roten Knopf zur Selbstzerstörung drücken. Es würde ihnen guttun, einfach mal den Mund zu halten bei Themen, von denen sie keine Ahnung haben. Das ständige Lügen und Hetzen kommt ihnen buchstäblich teuer zu stehen. Das Beste, was uns allen passieren könnte, wäre aber, wenn sich beide mit dem eigenen Handeln selbst ins Aus schießen. Einen ersten Schritt haben wir hier gesehen.
Artikelbild: Consolidated News Photos; Evan Vucci/AP/dpa