Durch Framing kann man einen Sachverhalt in das Licht stellen, das man möchte, ohne zu lügen.
Wie Framing funktioniert und wie die Berichterstattung der deutschen Presse dazu führt, Gesetzesverstöße von Behörden zu negativen Meldungen über Asylbewerber und Hartz-4-Empfänger zu drehen, erklärt der Wortgucker in diesem Gastbeitrag.
Das passiert auch in den folgenden Schlagzeilen eines seriöseren deutschen Mediums, der Tagesschau:
Interessant daran ist, dass viele dieser Kläger recht bekommen.
Aber wer ist schuld an der ganzen „Überlastung“, „Überschüttung“, der „Klageflut“, der „Klagewelle“ gegen unsere Gerichte, die natürlich „sehr viel Geld kostet“?
Natürlich die Asylbewerber. Denn es sind ja Ihre Klagen, die alles überlasten und Kosten verursachen.
Gleicher Frame anderes Beispiel: Immer mehr Menschen klagen gegen ihre Hartz-4-Bescheide. Und bekommen Recht.
Wenn diese Hartz-4-Empfänger nun so häufig Recht bekommen, heißt das dann nicht auch, dass die beklagten Behörden Fehler gemacht haben? Die Überschriften reden aber fast nur über die Kläger. Nirgendwo fand sich eine Schlagzeile, wie: „Jobcenter handeln immer öfter gegen das Gesetz.“
Was passiert mit uns Unbeteiligten? Wir rutschen munter auf dieser Denkrutsche runter. Für uns sind nun diese Asylbewerber und Hartz-4-Empfänger die Problembären.
Und diese Denkrutsche sieht dann so aus: „Das ist ja noch schöner! Also da klagen diese Schweine auch noch! Die liegen uns schon auf der Tasche. Haben schon so viel Kohle hinten rein gesteckt gekriegt! Machen nix! Liegen den ganzen Tag auf der faulen Haut! Sollen die doch mal zufrieden sein. Kriegen die den Rand nicht voll? Stell Dir das mal vor! Die Gerichte total überlastet. Was ist, wenn ich jetzt mit meinem Nachbar in Streit gerate und zum Gericht muss und dann haben die keine Zeit. Und was das alles auch wieder kostet! Die Steuern sind ja noch nicht hoch genug.“
Dabei könnte das Framing ganz anders sein. Denn da die Behörden häufig Fehler machen, könnte man sie ebenso als „Kostenverursacher“ und „Gerichtsüberlaster“ framen. Nämlich so:
Macht aber keiner.
Die genutzten Framings stigmatisieren schwächere Gruppen und sind gleichzeitig die unsichtbaren Bausteine von Vorurteilen. Wenn das öffentliche Denken einer solchen Schablone folgt, hat das Auswirkungen auf die Handlungen von Behörden und Anderen bezüglich dieser Gruppen. Und das krasse ist: Das wiederum hat Auswirkungen auf das Verhalten dieser Gruppen selbst. Wenn die Hartz-4-ler nur Essensmarken kriegen, weil man Angst hat, dass sie sich von Bargeld Bier kaufen, dann gibt es eben Leute unter ihnen, die sich Wasserflaschen kaufen, diese vor dem Supermarkt in die Rabatten kippen und sich dann vom Pfandgeld Bier holen. Diesen Fall veröffentlicht dann unsere geliebte Bildzeitung. Jippie! Und schon sitzen wir wieder auf der Rutsche: „Das ist ja wohl total asozial. Was erlauben die sich? Werden von uns versorgt und dann ….
Hier noch einmal in Videoform erklärt:
https://www.facebook.com/wortgucker/videos/1479853542131476/