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Was getan werden muss, um bald wieder raus zu können: Der Hammer & der Tanz

von | Mrz 24, 2020 | Aktuelles, Corona, Hintergrund

Der Hammer & der Tanz?

Der Hammer & der Tanz: Ob wir uns nach ein paar Wochen wieder frei bewegen können, hängt davon ab, ob Politiker uns Zeit kaufen und die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt treffen. Und wir als Gesellschaft müssen natürlich auch unseren Beitrag dazu leisten. Viele Menschen macht es Angst nicht zu wissen, wie lang der derzeitige Krisenzustand anhalten wird und wir die dazugehörigen Einschränkungen ertragen müssen.

Mit diesem Artikel hier wollen wir uns allen Hoffnung machen: Wenn Politik und Gesellschaft in den kommenden Wochen richtig handeln und an einem Strang ziehen, können wir es schaffen und bald wieder halbwegs „normal“ leben.

Die Corona-Krise überwinden: Der Hammer & der Tanz

Dieser Artikel hier basiert auf dem Artikel „The Hammer and The Dance“ (Quelle). Hierbei handelt es sich um den zweiten Artikel von Thomas Pueyo zur weltweiten Coronakrise, der zuvor den Artikel Coronavirus: Warum du jetzt handeln musst! veröffentlicht hat, der über 40 Millionen mal aufgerufen, in über 30 Sprachen übersetzt wurde und die Dringlichkeit des Handelns von Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft in Bezug auf die Corona-Pandemie beschreibt.

Sein neuer Artikel „Der Hammer & der Tanz“ (bereits über 5 Millionen Aufrufe und ebenfalls in dutzende Sprachen übersetzt, auch auf deutsch) zeigt auf, wie unseren nächsten Monate ablaufen können und warum wir nicht für Monate zuhause eingesperrt rumsitzen müssen, wenn Politiker die richtigen Entscheidungen treffen. Außerdem erläutert er, von welchen Faktoren Politiker ihre Entscheidungen, welche Maßnahmen sie ergreifen, abhängig machen (den Faktor R könnt ihr euch schon mal merken). Da der Artikel sehr lang ist, wollen wir hier einer verkürzte Version anbieten (das Original hat eine Lesedauer von einer halben Stunde), der die wichtigsten Punkte vereinfacht wiedergibt und dennoch die Kernbotschaft übermittelt:

Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, wenn wir alle zusammen durchhalten. Was nun folgt, ist die Beschreibung des Hammers (harte Maßnahmen auf einen Schlag) und des Tanzes (Abwägung der fortzuführenden harten Maßnahmen, nachdem die Zahl der Neuinfizierten stark abgeflacht ist). An dieser Stelle empfehlen wir natürlich ausdrücklich das Lesen der beiden Artikel im Original (vor allem Politiker sollten diese beiden Artikel gelesen haben, an sie sind beide Artikel adressiert).

Der Hammer: Harte Maßnahmen auf einen Schlag

Der Hammer beschreibt die „härteste“ Strategie einer Regierung, um gegen eine Pandemie vorzugehen. Grundsätzlich beschreibt Pueyo drei Optionen, die eine Regierung hat, um sich der Pandemie entgegenzustellen:

1. Nichts tun (Do Nothing)

Hier macht die Regierung einfach nichts. Das hat für sie den Vorteil, dass große Teile der Wirtschaft erstmal weiter laufen wie bisher. Sie muss den enormen Anstieg von krankheitsbedingten Ausfällen und Todesfällen kompensieren, kann aber größtenteils weiter funktionieren. NACHTEIL: Das Gesundheitssystem kollabiert, es gibt zu viele schwer Erkrankte, ein Großteil des Personals ist selbst erkrankt und so verschlimmert sich die Lage im Gesundheitssystem zusätzlich.

Sehr viele Menschen sterben an der Krankheit selbst, andere, weil kein Platz mehr in den Krankenhäuser ist für diejenigen die abseits des Virus Hilfe benötigen. Autounfälle usw. passieren ja weiterhin. Ärzte müssen nach der „Triage“ entscheiden, wer lebt und wer stirbt (3 Optionen: Er braucht dringend Hilfe und kann überleben Er kann überleben und wir können später helfen Er hat wenig Chancen zu überleben), weil nicht genug Zeit und Ressourcen zur Verfügung stehen, um alle Patienten zu behandeln. Zynisch könnte man behaupten: Diese Strategie tauscht Leben gegen die Wirtschaftskraft des Landes ein.

2. Minderungsstrategie (Mitigation)

Diese Strategie versucht Maßnahmen zu erlassen, welche die exponentielle Verbreitung des Virus verlangsamt. Die Grafik zeigt die theoretischen Auswirkungen verschiedener Maßnahmen in Großbritannien. Bei der Minderungsstrategie geht es im Kern darum, zumindest ein paar Maßnahmen zu ergreifen, um der Pandemie entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen sind aber nicht mit den Maßnahmen des „Hammers“ zu vergleichen und haben nur eine geringe Wirkung. Verkürzt könnte man sagen, diese Strategie ist nur ein wenig mehr als nichts tun.

Quelle: Neil Ferguson

Die Rote Linie steht für die maximale Anzahl von Patient*innen, die das Gesundheitssystems stemmen kann. Die schwarze Kurve zeigt die Option „Nichts tun“. Die anderen Kurven zeigen, was passieren würde, wenn „härtere“ Distanzierungsmaßnahmen angeordnet werden. Die blaue Kurve zeigt die Kombination aller hier aufgeführten Maßnahmen der Minderungsstrategie: Isolieren infizierter Menschen, Quarantäne von möglicherweise infizierten Personen und Abschottung alter Menschen.

Abflachung, aber immer noch zu wenig

Diese Strategie lässt zwar die Kurve abflachen, sie bleibt aber dennoch zu viel für das Gesundheitssystem. Es sterben zwar weniger Menschen, als wenn man nichts tut, dennoch stirbt immer noch eine große Zahl. Plus Kollateralschäden aufgrund des überlasteten Gesundheitssystems. Es sieht aus, als würden die Politiker*innen etwas unternehmen, die Anstrengungen sind jedoch nicht ausreichend, um annähernd das Gesundheitssystem zu entlasten.

Zaghafte Politiker*innen würden zu dieser Strategie greifen, wenn sie A) die Wirtschaftlichkeit ihres Landes halbwegs aufrecht erhalten wollen und B) wenn Sie Angst davor haben, den Hammer herauszuholen, weil er vor allem die ganze Bevölkerung in ihren Freiheitsrechten trifft und für viele im Land die wirtschaftliche Situation deutlich verschlechtert (einige können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen und Einkommen erwirtschaften wie zum Beispiel Restaurants und Friseur*innen).

Auch die Überlegungen, ob man als Regierung wiedergewählt wird, wenn man mit der einen oder anderen Strategie handelt, spielen sicherlich eine Rolle im Kalkül der Politiker. Brasilien (Bolsonaro), die USA (Trump) und Großbritannien (Johnson) wollten zunächst die Minderungsstrategie fahren (zeitweise wollten alle 3 Politiker einfach gar nichts machen, hier auch nochmal der Hinweis, dass es sich bei allen dreien um Rechtspopulisten in der Regierung handelt). Dann mussten alle dann doch einlenken (letztendlich weil die FAKTENlage anhand der Zahlen und deren Auswirkungen zu erdrückend war).

Dieses Zögern kann fatale Folgen haben: Jeder Tag, an dem der Hammer nicht herausgeholt wird, ist ein weiterer Tag, an dem sich das Virus exponentiell verbreiten kann und unnötig viele Menschenleben geopfert werden.

Oder in Pueyo´s Worten:

Jeden Tag, jede Stunde, die wir darauf warteten, Maßnahmen zu ergreifen, breitete sich diese exponentielle Bedrohung weiter aus …

Wir stehen vor der größten Druckwelle auf das Gesundheitssystem, die jemals in der Geschichte gesehen wurde. Wir sind völlig unvorbereitet und stehen einem Feind gegenüber, den wir nicht kennen. Das ist keine gute Position für den Krieg.

Was wäre, wenn du deinem schlimmsten Feind gegenüber stehen würdest, von dem du nur sehr wenig wüsstest, und du zwei Möglichkeiten hättest: Entweder rennst du auf ihn zu oder du fliehst, um dir ein bisschen Zeit für die Vorbereitung zu verschaffen. Welchen würdest du wählen?

Das müssen wir heute tun. Die Welt ist erwacht. Jeden Tag, an dem wir das Coronavirus verzögern, können wir uns besser vorbereiten.

3. Unterdrückungsstrategie (The Hammer)

Die Unterdrückungsstrategie schlägt wie ein Hammer zu. Diese Strategie dient dazu, die exponentielle Verbreitung des Virus mit allen dem Staat verfügbaren Mitteln zu stoppen. Oder anders: Politik und Gesellschaft versuchen gemeinsam mit voller Wucht die Verbreitung des Virus erstmal platt zu machen. Auch unsere deutsche Regierung hat den Hammer herausgeholt. Wichtig ist zu wissen, dass es verschiedene Versionen des Hammers (Kombination verschiedener harter Maßnahmen, zum Beispiel Deutschland hat das Kontaktverbot für Personengruppe über 2 erlassen, Italien hat zu ihrem Hammer der Ausgangssperren noch die Schließung von Firmen hinzugefügt) gibt und dass jedes Land je nach Situation und Stand der Epidemie einen anderen Hammer herausholen muss.

Aber egal welcher Hammer herausgeholt wird, jeder von ihnen verfolgt ein Ziel: Den Faktor R (Übertragungsrate) unter 1 zu bringen (kurz: wie viele Menschen kann eine infizierte Person anstecken, dazu gleich mehr), um damit die exponentielle Verbreitung des Virus aufzuhalten.

Quelle: Thomas Pueyo

3 mögliche Strategien

In der hier gezeigten Grafik seht ihr die 3 möglichen Strategien der Regierungen im Vergleich. Option „Nichts tun“ und „Minderung“ sind ungeeignet, um das Virus einzudämmen. Holt man den Hammer raus, hat man eine reale Chance, die Anzahl der Neuinfektion auf ein solches Niveau herunterzuholen, dass es für das Gesundheitssystem handelbar wird. Je nachdem, welche harten Maßnahmen ergriffen werden (Schließung von Veranstaltungen, Restaurants, Bars etc., ihr kennt das ja) und wie die Bevölkerung darauf reagiert (halten sich viele an die Maßnahmen oder nicht), kann die Hammer Phase 3 – 7 Wochen dauern.

Auch hier der deutliche Hinweis, dass wir die Auswirkungen/Ergebnisse der durchgeführten Maßnahmen unserer Regierung, erst zeitversetzt, (ungefähr um den 5. April herum) sehen können, ca 2. Wochen, nachdem sie erhoben wurden. In diesen Zeitraum kann es auch vorkommen, dass die Anzahl der Erkrankten nochmal zulegt, das ist aber normal (so in Italien zu beobachten). Lasst euch davon also bitte nicht in Panik versetzen. Geduld und Durchhaltevermögen sind die Gebote dieser Stunden.

Klar ist: Diese Strategie rettet Menschenleben, opfert aber Teile der eigenen Wirtschaft. Unsere Regierung versucht die wirtschaftlichen Schäden dieser Strategie so gut es geht mit Rettungspaketen und Soforthilfen entgegenzuwirken. Wie erfolgreich das alles funktioniert und ob in der Phase des Hammers die richtigen Entscheidungen getroffen wurden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Warum der Hammer besser für unsere Wirtschaft ist als die „Mitigation“ -Strategie haben wir hier anhand des neues Artikels von Pueyo “Coronavirus: Out of Many, One” dargelegt:

Coronomics: Warum die harten Corona-Maßnahmen unsere Wirtschaft schützen

Der Tanz: Wie tief kann das R gehen?

Jetzt kommen wir zum wichtigen und in der Öffentlichkeit noch nicht so bekannten Teil: Dem Tanz. Dafür ist es notwendig, den Faktor R zu verstehen. Der Faktor R beschreibt die Verbreitungsrate. Platt gesagt: Wenn eine Person infiziert ist, wie viele Personen kann diese Person ab dem Zeitpunkt seiner Erkrankung ebenfalls anstecken?

https://www.facebook.com/quer/photos/a.10150326943945728/10156611109210728/

Diese Grafik zeigt das eigentlich sehr einfach und unkompliziert. Auf dem oberen Teil sieht ihr, was im Laufe der Zeit passiert wenn R=2,5 beträgt. Auf dem mittleren Teil, was passiert wenn R=1,25 beträgt.  Und auf dem unteren wenn R=0,625 beträgt. Das Ziel des Hammers war es, den Faktor R deutlich unter 1 zu bringen. Solange der Faktor über 1 steht, wird sich das Virus weiterhin exponentiell verbreiten. Wenn der Faktor R unter 1 liegt, kann man die Verbreitung des Virus förmlich ersticken.

Verbreiten tut er sich jedoch immer noch, aber deutlich langsamer (das massive exponentielle Wachstum wurde gestoppt) und am besten so, dass unser Gesundheitssystem damit klar kommt. Jetzt müsst ihr euch vorstellen, wovon der Faktor R abhängt (Politiker*innen stellen sich genau diese Frage): Welche Maßnahmen haben die Politiker getroffen (jede einzelne Maßnahme hat eine andere Wirkung auf den Faktor R) und wie verhalten sich die Menschen generell und anhand der ergriffenen Maßnahmen? Unsere Hoffnung muss darauf liegen, dass die von der Politik erlassenen Maßnahmen (unser Hammer) dazu geführt haben, dass wir unter R=1 landen.

Letztendlich sind Maßnahmen dazu da, unser Handeln derart zu beeinflussen, dass jede*r einzelne von uns automatisch sein Verhalten ändern muss und sich dadurch der Faktor verkleinert. (Wenn die Clubs zu haben, könnt ihr da auch nicht mehr hin und könnt auch nicht mehr theoretisch dutzende Leute anstecken = Faktor R verkleinert sich).

Quelle: Thomas Pueyo

Was hat das jetzt alles mit tanzen zu tun?

Puyeo meint damit den Tanz um das R herum. Wenn der Hammer gefallen ist, sind wir im besten Fall an einem Punkt, wo R deutlich weniger als 1 beträgt. In der chinesischen Region Hubei gingen sie mit ihrem Hammer (der besonders hart war) auf einen Faktor R bis auf 0,32 herunter. Soviel braucht man im Zweifel aber gar nicht. Ihr müsst euch auch vorstellen, dass das hier keine präzise Wissenschaft ist (das Verhalten von Menschen vorherzusehen kann man niemals auf den Punkt genau).

Die Politiker*innen wissen lediglich, dass sie R auf unter 1 bringen müssen. Wenn aber klar ist, dass sich unsere Gesellschaft nach unserem Hammer bei R unter 1 aufhält, können die Politiker*innen den Menschen auch wieder Freiheiten zurückgeben, solange wir unter dem Faktor 1 bleiben. In der Grafik könnt ihr sehen, welche Maßnahmen und Umwelteinflüsse sich auf den Faktor R auswirken und in welcher Deutlichkeit. (Hier handelt es sich um ein theoretisches Modell, damit man sich das besser vorstellen kann). Wenn Maßnahmen zurückgenommen werden, kann es aber auch passieren, dass wir wieder über R=1 landen. Dann muss die Politik leider wieder überlegen, wie man einen Schritt zurückgehen kann. Vor und zurück, wie bei einem Tanz. Politik und Gesellschaft müssen so schnell wie möglich lernen diesen Tanz gemeinsam durchführen zu können.

„Agressive Testing“

Das von Puyeo aufgestellte Model besagt, dass das aggressive Testen („Agressive Testing“ in der Grafik) der Bevölkerung die stärkste Auswirkung auf den Faktor R hat. Wieso? Je höher die Zahl der Menschen ist, die tatsächlich wissen, ob sie krank sind oder nicht (derzeit können viele infiziert herum laufen und gar keine Anzeichen dafür zeigen, dass sie krank sind), desto höher ist die Zahl der Menschen, die ihr Verhalten entsprechend ändern („Ah, ich bin also infiziert und wusste das gar nicht, jetzt schau ich aber, dass ich so wenig Menschen wie möglich anstecke“ oder „Ich bin definitiv nicht krank im Moment, dann sollte ich schauen, dass ich mich nicht unnötig anstecke“).

So hat jede Maßnahme eine andere Wirkung auf das Verhalten der Bevölkerung und damit auch eine andere Auswirkung auf den Faktor R. Wenn wir nach unserem Hammer also unter 1 angelangt sind, kann unsere Regierung daraufhin ein paar der Maßnahmen wieder zurücknehmen, solange wir durch das Gesamtpaket der noch wirkenden Maßnahmen bei unter 1 bleiben. Das ist der Tanz um das R herum, den Politik und Gesellschaft zusammen aufführen, bis es einen Impfstoff gibt. Das ist die Geschichte von „Der Hammer & der Tanz“, die wir nachkommenden Generationen erzählen können, wenn sie uns fragen, wie wir diese Epidemie überstanden haben.

 

Quelle: Thomas Pueyo

In dieser Grafik hier versucht es Pueyo nochmal deutlich vorstellbarer zu illustrieren

Denn anhand dieser Grafik (wieder ein theoretisches Modell, hier am Beispiel der USA) könnt ihr euch eine ungefähre Vorstellung davon machen, aufgrund welcher Kriterien unsere Politiker*innen entscheiden, welche Maßnahmen für unseren Hammer erlassen wurden. Die Grafik zeigt: Art der Maßnahme, Auswirkung der Maßnahme auf R. Wie sicher ist es, dass die Maßnahme auch die gewünschte Wirkung zeigen wird und die theoretischen wirtschaftlichen Kosten dieser Maßnahme.

(Wirklich nur theoretisch, damit man ein Gefühl dafür hat, wie hart die einzelnen Maßnahmen die eigene Wirtschaft treffen. Und wie hoch die Kosten im Vergleich zu anderen Maßnahmen sind. So hat die Maßnahme größtenteils alle Läden zu schließen/Most services closed verständlicherweise die stärkste negative Auswirkung für die eigene Wirtschaft).

Corona-Tests durchführen

Auch hier wird deutlich hervorgehoben, dass es eine der besten Methoden ist, um R zu reduzieren, so viele Menschen wie möglich zu testen. (Auswirkung auf R hoch, es ist ziemlich sicher, dass es funktionieren wird und die Kosten dieser Maßnahme sind in Relation zu den anderen Maßnahmen gering). Wenn wir den Tanz aufführen, schauen die Politiker*innen quasi, was passiert, wenn ein paar der Maßnahmen wieder zurückgenommen werden und wie sich das auf uns, unser Verhalten und den Faktor R auswirkt.

Deswegen haben wir auch die Aufnahmen aus China gesehen, wo die Leute wieder glücklich ihre Häuser verlassen konnten. Der Hammer & der Tanz findet hier seine Anwendung (auch in Südkorea). Die Regierung hat gesehen, dass R deutlich unter 1 lag und entsprechend Maßnahmen wieder zurückgenommen. Natürlich können die Chines*innen nicht komplett zu ihrem Alltag zurückkehren, aber zumindest ein wenig Normalität haben sie zurück erlangt.

Verbreitung von Wissen

In der Phase das Tanzes muss weiterhin massiv getestet werden, Menschen müssen die Hygienemaßnahmen einhalten (Hände Waschen/Physical Distancing), damit R weiterhin unter 1 bleibt. Verbreitung von Wissen spielt beim „Der Hammer & der Tanz“ ebenfalls eine wichtige Rolle. Denn die Bürger*innen müssen in diesen Phasen verinnerlichen, wie sie sich in welcher Situation zu verhalten haben, um die Verbreitungsrate des Virus klein zu halten. Auch die immer weiter steigende Anzahl von Menschen die eine Immunität gegen des Virus entwickelt haben (von Haus aus oder weil sie bereits Krank waren), haben einen weiteren positiven Effekt auf den Faktor R. Den Tanz müssen wir durchhalten, bis es einen Impfstoff gibt. Zumindest einen Teil unseres alten Lebens können wir aber zurückbekommen, bevor es den Impfstoff gibt.

Fazit: Wir müssen schlauer als das Virus sein

Das war also der Hammer & der Tanz in Kurzform. Genau das wird/sollte unsere Strategie gegen die Corona-Pandemie sein. Ich hoffe, mit diesem Artikel gut und knapp erläutert zu haben, wieso unsere Regierung handelt, wie sie es tut. Von was sie ihre Entscheidungen abhängig macht, was wir von den kommenden Wochen zu erwarten haben und warum wir nach ein paar Wochen wieder Freiheitsrechte zurückbekommen können. Wenn Politiker*innen die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt treffen, bzw. bereits getroffen haben. Ich kann an dieser Stelle nur nochmals betonen, dass die Regierung so viele staatliche Mittel und Ressourcen wie möglich dafür bereitstellen sollte, um flächendeckend Corona-Tests im ganzem Land durchzuführen.

Hier noch eine persönliche Bitte: Die Politik trägt einen Teil der Verantwortung. Der Großteil hängt dennoch von uns und unserem Verhalten in den nächsten Wochen ab. Wie wir durch diese Krise kommen und wann sie zu Ende sein wird, haben wir als Gesellschaft selbst in der Hand. Diese Zeit wird hart (Entzug von Freiheitsrechten, Menschen verlieren ihren Job, Tote etc.) keine Frage, aber da müssen wir als Gesellschaft jetzt durch. Es gibt keinen Weg mehr zurück, darauf müssen wir uns mental einstellen.

Wir müssen da durch, aber wir können das schaffen

Ich würde sogar soweit gehen, dass wir da als Menschheit durch müssen. Wir Menschen gemeinsam gegen den Virus. Das Virus will sich einfach nur verbreiten und existieren. Dem Virus sind Ländergrenzen und Nationalitäten egal, für das Virus sind wir alle gleich. Es kann sich nur verbreiten, wenn wir uns bewegen, uns mit Menschen treffen und dem Virus dadurch Möglichkeiten bieten, auf andere rüber zu springen. Wir killen dieses Virus dadurch, in dem wir größtenteils daheim bleiben und erstmal soziale Kontakte meiden. Das sind die Waffen, mit denen wir gemeinsam gegen diese Pandemie antreten. Wir können das schaffen, wenn wir zusammen durchhalten. Und einfach schlauer als dieses Scheiß Virus sind.

„Andra tutto bene.“ Alles wird gut.

Oder um mit Pueyo´s Worten abzuschließen:

Der Moment zum Handeln ist jetzt.

Update: Die Chemikerin (Universität Mainz und am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Ab 2012 arbeitete sie als Doktorandin an der RWTH Aachen, der Harvard University und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung), Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin MaiLab veröffentlichte am 2. April ein Video mit bereits über 3 Millionen Aufrufen. Und das hat es in sich: Das Video “Corona geht gerade erst los” (Quelle) erklärt, wie lange wir die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie noch aushalten müssen. Die wichtigsten Aussagen und Thesen von ihr fassen wir hier in diesem Artikel zusammen und geben sie für euch kurz und vereinfacht wieder.

Der beste Weg, wie wir Corona schlagen: Wir müssen zurück zu Phase 1

PS: Der Hammer & der Tanz ist die Kurzform einer Strategie zur Bekämpfung einer Pandemie und unser Weg zurück zur Freiheit. Teilt den Original-Artikel oder diese verkürzte Version mit Freund*innen und der Familie, stellt ihn gerne in eure WhatsApp Gruppen. Und falls ihr nicht davon überzeugt seid, dass gewisse Politiker*innen (zum Beispiel euer Wahlkreisabgeordneter) diese Informationen haben, schickt auch ihnen den Artikel. Danke.

Update: Der Hammer ist gefallen. Wir befinden uns im Tanz. Dafür sollten wir von den Besten lernen. Den Artikel „Learning how to dance“ von Thomas Pueyo haben wir hier behandelt:

Corona besiegen: Wir müssen lernen, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen

Ansonsten haben wir euch hier Möglichkeiten aufgelistet, wie ihr euch jetzt engagieren könnt:

Wie helfen? So könnt ihr euren Beitrag in der Coronakrise leisten



Artikelbild: Thomas Pueyo