Da bleibt kein Herz kalt
Einige wünschen sich eine kalte, herzlose Politik. Eine Politik, die das Leid und Elend in Moria ignorieren und als notwendiges Übel verkaufen will. Doch das ist es nicht. Die Menschen in Moria zu retten, unter denen Corona ausgebrochen ist, die nicht genug Essen, Toiletten und Wasser haben (mehr dazu), ist nicht nur ein moralisches Gebot. Es nicht zu tun hat nicht einmal einen sinnvollen Grund: Jeder mögliche “Pullfaktor”, der eine Rettung zeigen würde, ist bedeutungslos im Vergleich zu den “Pushfaktoren” – dem Leid und Elend, vor dem diese Menschen fliehen. Das ist Fakt (Quelle).
Man bleibt nicht in einem Kriegsgebiet, nur weil Europa die Menschen zwingt, in überfüllten und unterversorgten Lagern dahin zu siechen. Es ist eine herzlose Politik, die uns die Verzweiflung als notwendiges Übel für die Vernunft verkaufen will. Dabei ist es die wahre, emotionale Politik, die sinnlosen Rassismus nur rationalisieren will. Die Menschen in Moria leiden sinnlos. Europa ist reich, Europa hat Platz. Eine kleine, hasserfüllte Minderheit hasst diese Menschen nur, weil sie fremd sind. Das war’s. Es ist keine Schwäche, anderen zu helfen. Im Gegenteil, es ist die größte Stärke, die man zeigen kann.
Schayani ist sprachlos
Zu Beginn der Sendung von Anne Will am Sonntagabend berichtet die WDR-Journalistin Isabel Schayani live aus Lesbos und aus Moria. Wer diesen Bericht gesehen hat, wird sich nicht mehr einreden können, dass diese Politik richtig sein kann. Als Schayani nach der Verzweiflung der Menschen vor Ort gefragt wird, hat sie einfach keine Worte. „Wir haben gedacht, es geht nicht schlimmer. Das ist schlimmer.“
Danke @isabelschayani, dass du auch als Reporterin mal den Mut hast, keine Worte zu haben. Gespräch aus #Moria in @aktuelle_stunde➡️ https://t.co/zEHPbpzYfy pic.twitter.com/yrmXXdJXDM
— Jonas Wixforth (@JonasWixforth) September 12, 2020
Der ganze Ausschnitt zeigt umso mehr, wie schlimm die Situation ist: Die Menschen sind krank, und die Regierungen Europas helfen ihnen mit Absicht nicht. Das ist keine Rationalität. Das ist sinnloser Hass. Und das ist nicht einmal mehr unterlassene Hilfeleistung. Wir führen dieses Elend bewusst und mit Absicht herbei. “Das ist nicht Europa”, sagt Schayani. Zumindest sollte es das nicht sein.
"Das ist nicht Europa" – so beschreibt unsere Reporterin Isabel Schayani die Lage im griechischen Flüchtlingslager Moria. "Die Polizei lässt Nicht-Regierungsorganisationen nicht vor, um Essen zu verteilen." pic.twitter.com/ukIqQ3m4n6
— WDR Aktuelle Stunde (@aktuelle_stunde) September 12, 2020
Und es geht noch weiter:
Heute dürfen NGO mit Polizeischutz Essen verteilen. Die Schlange war ca 500 Meter lang. Erste Schlägerei gleich zu Beginn. Ist immer so, sagt meine 11jähr Begleiterin. Das Essen wird nicht reichen. Aber die Schlange wird länger und länger. #Moria pic.twitter.com/9f3Pd8tUUI
— Isabel Schayani (@isabelschayani) September 13, 2020
Das verheerende Scheitern der europäischen Asylpolitik kommentierte Schayani in der ARD so:
Was können wir tun?
Wir müssen nicht so brutal sein wie unsere Regierungen. Wir dürfen nicht locker lassen. Und wir müssen der Öffentlichkeit zeigen, dass das nicht das Europa ist, das wir haben möchten. Schreibt euren Abgeordneten. Bleibt informiert, widersprecht dem Hass und den Lügen, die gezielt gestreut werden, um diese Katastrophe zu verursachen. Und spendet. Das könnt ihr beispielsweise über diesen Link hier tun.
Mich haben viele gefragt, wohin man für #Moria spenden kann. Momentan ist noch nicht klar, wer in den nächsten Wochen aktiv sein kann, aber wir sammeln hier Geld und schicken das dann schnellstmöglich Organisationen, die vor Ort helfen: https://t.co/ePYHukyQGh pic.twitter.com/rh6ETtrWsv
— Erik Marquardt (@ErikMarquardt) September 9, 2020
Unglaublich, was hier in #Moria passiert.
Viele haben gefragt: "Was kann ich tun?"
Politik braucht jetzt Druck. Von uns, von dir, von mir. Wir müssen jetzt helfen. Mit der #Leavenoonebehind-Kampagne schaffen wir eine Plattform, um etwas zu tun:
Informieren, Spenden, Handeln.
1/3 pic.twitter.com/Gfkk1KQ3Bt— Erik Marquardt (@ErikMarquardt) September 13, 2020
Dieses Elend ist kein unverschuldetes Unglück. Das ist menschengemacht und mit voller Absicht. Mit voller Absicht von den Regierungen Europas, als Abschreckung. Dass diese Abschreckung nachweislich sinnlos ist, stört sie nicht einmal. Die Menschen in Moria leiden jetzt. Für nichts. Und bei dieser Verzweiflung müssen wir Schayani zustimmen: “Das…. das ist jenseits von Worten.”
Artikelbild: Screenshot twitter.com
Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: