Eines der wichtigsten Gebiete, auf dem wir im Sinne des Klimaschutzes dringend Veränderung brauchen, ist der Strommarkt. Genau da haben wir laut renommierten Forschenden womöglich schon einen Kipppunkt überschritten – aber im positiven Sinne: Laut deren Studie sind wir unaufhaltsam auf dem Weg dahin, dass Solarenergie sich zur kostengünstigsten Energieform entwickelt. Das heißt, Solar ist bald nicht mehr nur aus Klima-, sondern auch aus Kostenperspektive die sinnvollste Form der Stromerzeugung. Wir fassen euch die Ergebnisse der Studie zusammen.
Weg mit Kohle
Damit wir weniger CO₂ in unsere Atmosphäre feuern – und so die Ziele des Pariser Klimaabkommens wenigstens ansatzweise einhalten können –, müssen wir möglichst schnell einen Weg finden, unsere Energie aus anderen Energieträgern als Kohle zu beziehen. Der Strommarkt muss sich dringend wandeln.
Als besonders rentabel gelten hier sogenannte „zero-carbon“ Energietechnologien, sprich solche Formen der Stromgewinnung, die in diesem Prozess kein Kohlenstoff ausstoßen. Erneuerbare Energien wurden für diesen Punkt immer wieder auf den Tisch gepackt. Denn rein aus Klima-Sicht waren Erneuerbare immer schon die anstrebenswerteste Lösung. Und so langsam verlieren Energiewende-Gegner:innen auch ihr letztes Argument. Denn inzwischen können die Erneuerbaren auch beim Preis mit fossilen Energien mithalten.
PREISENTWICKLUNG VON SOLARENERGIE
Vor allem Solarenergie kann laut der neuen Studie hier punkten: Allein zwischen den Jahren 2010 und 2020 sind demnach die Kosten für Photovoltaik-Anlagen jährlich um 15 % gesunken, die Installationsrate ist gleichzeitig um 25 % pro Jahr gestiegen, wodurch sich der Preis wiederum verringert hat. Je höher die Nachfrage nach Solarpanels ist, umso größer ist der Anreiz für Produzent:innen, sie herzustellen. Und desto eher müssen entsprechende Produzent:innen auf dem Markt miteinander konkurrieren. Das Panel zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis wird gekauft – je mehr Produkte der gleichen Art es gibt, umso günstiger werden sie. Genau diese Preisentwicklung ist auch anschaulich im Diagramm der International Renewable Energy Agency (IRENA) zu sehen.
Dazu ist Solarenergie laut der durchgeführten Simulation der Forscher:innen eine einfache Energieform, die massenhaft reproduziert werden kann und deren Technologie wie auch Versorgungskapazität ständig erweitert wird. So schrumpfen zunehmend auch die finanziellen Risiken bei der Anschaffung von Solarpanels. Das sagen auch andere Quellen, unter anderem das WDR-Wissenschaftsjournalismus-Format Quarks.
Solar im Strommarkt jetzt schon viel im Einsatz
Die sinkenden Kosten wirken sich natürlich auch auf den Einsatz der Energieform aus. Wie an der unteren Abbildung aus der Studie deutlich zu erkennen ist, hat sich die Nutzung von Solarenergie bereits in den letzten drei Jahren massiv ausgeweitet. Die Forschenden gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird und wir in der Energiegewinnung womöglich einen Wendepunkt erreicht haben: Wenn es so weitergeht wie bisher, wird Solarenergie in 10 bis 20 Jahren den Strommarkt dominieren. Um 2030 wird die Solarenergie sogar die bislang noch sehr lukrative Windkraft überholt haben.
Die Forschenden halten es für wahrscheinlich, dass der Gesamtanteil der Solarenergie an der Stromerzeugung 2050 bei 72 % liegen wird.
Die Umsetzung
Ob am Ende alles so kommt, wie es die Studie prognostiziert hat, hängt letztlich davon ab, wie gut wir bevorstehende Hindernisse überwinden können. Beispielsweise verfügt aktuell nicht jedes Land über dieselben Finanzierungsmöglichkeiten für Solarenergie. Dazu kommt, dass eine höhere Nachfrage ggf. auch mit höheren Materialpreisen einhergehen kann – von gesellschaftlichem und politischem Gegenwind mal ganz zu Schweigen.
Der Hauptkritikpunkt ergibt sich aber durch die Jahreszeiten: Die saisonalen Schwankungen in der Sonneneinstrahlung (und Windkraft) könnten nämlich mit längeren „Dunkelflauten“ (gleichzeitiges Auftreten von Dunkelheit und Windflaute) einhergehen, sofern das Netz nicht gut genug ausgebaut und technisch ausgereift ist. Hier bieten die Forscher:innen aber direkt eine Lösung. Ein Mix aus den Technologien Solar und Wind könnte genau diese Flauten überbrücken, in Kombi mit verbesserten Energiespeichern, Netzanschlüssen und Demand-Response-Systemen. Ein wichtiger Faktor ist auch Zeit – die ist für Veränderung bekanntlich nötig.
Die Forschenden sind sich also dessen bewusst, dass es Probleme bei der Umsetzung geben könnte und benennen diese auch. Die möglichen Komplikationen ändern aber nichts an der Aussage: Solarenergie ist die Energie der Zukunft.
Fazit: Fossiles Zeitalter endgültig vorbei – Solarenergie ist die Zukunft!
Die neue Studie aus dem Vereinigten Königreich ist ein Indiz dafür, dass Solarenergie sich durchsetzen wird. Und das nicht nur, weil es eine sehr klimafreundliche Art der Stromproduktion ist – sondern auch, weil es schlicht kostengünstiger werden wird, als Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern. Schon heute sind Solar und Wind in vielen Ländern die günstigste Variante der Stromerzeugung, bis 2030 wird sich die Stromerzeugung aus Sonnenenergie laut Solar-Studie in nahezu jedem Land am meisten lohnen.
Durch den Klimawandel und spätestens durch den Ukraine-Krieg sollte uns klar geworden sein, dass wir uns möglichst schnell von Kohle als Hauptenergieform wegbewegen sollten. Die Frage ist mittlerweile nicht mehr, ob das passieren wird, sondern wann sich die Erneuerbaren durchsetzen. Solarenergie ist auf einem guten Weg, schon in wenigen Jahrzehnten die führende Energiequelle zu werden. Und der angeblich hohe Preis kann inzwischen kein Grund mehr sein, sich gegen Veränderung zu stellen. Wer heute immer noch auf fossile Stromerzeugung setzen will, ist also schlicht und ergreifend fernab von Realität. Und wir haben schon vor einigen Wochen im Faktencheck festgestellt: Wir brauchen in Deutschland auch keinen Atomstrom mehr.
Artikelbild: canva.com