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„SinansWoche“ analysiert die Überzeugungstricks von Querdenker Samuel Eckert

von | Mrz 1, 2021 | Aktuelles

Die Statistik-Tricks von Eckert

„Reich werden als Corona Leugner“ steht in der Vorschau des neuen Videos von Youtuber „SinansWoche“, in welcher er analysiert, wie der „Querdenker“ Samuel Eckert mit durchaus sauberer Statistik das Weltbild seiner Anhänger:innen bestätigt. Samuel Eckert war religiöser Prediger und professioneller Poker-Spieler und fiel bereits dadurch auf, dass er besonders Kinder – „Samuels Youngsters“ nutzte, um seine Querdenker-Propaganda zu verbreiten. Wir hatten schon berichtet:

Querdenken: Samuel Eckert rekrutiert Kinder für Propaganda & lockt sie auf Telegram

Sinan gibt sich viel Mühe, äußerst fair mit Eckerts Außenkommunikation zu sein. Und lobt ihn besonders für dessen ausführliche und professionelle Analysen von Übersterblichkeit, mit welcher er die Existenz bzw. Nicht-Existenz einer Corona-Pandemie belegen möchte. Denn zu Anfang muss man gleich klarstellen: Samuel Eckerts Videos dienen nur dazu, Menschen, die zuvor bereits glauben, dass die Pandemie Fake ist, diese falsche Meinung zu bestätigen.

Übersterblichkeit ist real – wie Eckert sie vertuschen will

Zunächst wollen wir betonen, dass das Fehlen einer Übersterblichkeit NICHT zeigt, ob es eine Pandemie gibt oder nicht. Corona ist leider ziemlich tödlich, der aktuelle Stand der Forschung zeigt: 10-mal tödlicher als eine saisonale Grippe (mehr dazu). Ja, auch für Kinder (mehr dazu). Pandemie-Leugner:innen meinen deshalb, sie könnten diese bewiesene Tödlichkeit wegerklären, müssten sie nur zeigen, dass 2020 nicht mehr Menschen starben als im Schnitt der Jahre zuvor. Das klappt natürlich nicht, denn es sind mehr Leute gestorben. Auch in Deutschland. Alle Einschränkungen, Vergleiche und auch den Blick in andere Länder haben wir hier gemacht:

So widerlegt ihr Querdenker, die die Übersterblichkeit durch Corona vertuschen wollen

„SinansWoche“ analysiert jetzt, was Querdenker Samuel Eckert aus diesen Statistiken macht. Er lobt ihn und glaubt ihm die Zahlen so, dass er sie nicht mal nachprüft. Samuel Eckert stellt auch fest, dass 2020 viel mehr Menschen starben. Er relativiert das jedoch durch den Hinweis auf wechselnde Demografie in den letzten 9 Jahren. Die Interpretation hat auch ihre Schwächen, so sank die Sterblichkeit 2019 trotz gleicher Trends zum Beispiel (und wurde auch vom Statistischen Bundesamt und vom Max-Planck-Institut als „methodisch unzulässig“ erklärt, Quelle), aber Sinan geht darauf nicht weiter ein, denn ihm ist es wichtiger, einen anderen Widerspruch zu entlarven.

Denn Eckert argumentiert, durch das Einberechnen der demografischen Änderungen wäre die Pandemie für Deutschland eindeutig widerlegt. Bei anderen Ländern, die härter von Corona getroffen wurden wie Belgien oder Spanien, die auch mit Einberechnung relativer Entwicklungen eine deutliche Übersterblichkeit belegen, erkennt Querdenker Eckert dann aber plötzlich immer noch keine Pandemie. Jetzt seien völlig ohne Belege die Übersterblichkeiten in den anderen Ländern gar nicht die Folge der dort tödlich wütenden Pandemie, sondern der Maßnahmen.

Sinan entlarvt die Verdrehungen von Eckert

In Deutschland, wo Maßnahmen das meiste Jahr über größere Todeszahlen verhindern konnten, seien die Maßnahmen angeblich unnötig gewesen, weil es angeblich gar keine Übersterblichkeit gab. In Ländern, in der trotz Maßnahmen viele gestorben sind, waren die Maßnahmen plötzlich tödlich. Was? „SinansWoche“ entlarvt hier den fundamentalen Trick von Eckert: Die Zahlen mögen schön und sogar korrekt sein, die freien Interpretationen, je nachdem, wie man es gerade braucht sind jedoch nur ein billiger Trick, um das eigene Weltbild aufrecht zu erhalten.

YouTube player

Am Ende erklärt Sinan ausführlich, warum Eckert sich hier die Zahlen interpretiert, wie er es gerade braucht, um Spenden zu sammeln. Sinan wirft ihm vor, „viel Cash“ damit zu machen und die Zahlen nicht transparent zu zeigen. Wer nur auf Deutschland guckt, das bis November ziemlich gut durch die Pandemie kam, will täuschen (Wir sind dennoch bei 70.000 Toten in einem Jahr trotz Maßnahmen. In der schlimmsten Grippewelle der letzten 30 Jahre starben anhand der Übersterblichkeit geschätzt 25.000). Der Blick auf andere Länder offenbart, wie Corona viele Tode verursacht. Wenn in Belgien Maßnahmen für die Todeszahlen verantwortlich waren, wie erklärt man dann Neuseeland, das für einzelne Fälle bereits harte Lockdowns verhängt, kaum Corona-Fälle und keine Übersterblichkeit hat (Quelle)? Danke Sinan, an dieser Stelle ist sein Youtube-Kanal zu empfehlen, schaut doch vorbei!

Zum Thema:

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Artikelbild: Screenshot youtube.com

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI