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So faktenfrei manipuliert die AfD Sachsen mit ihrer Anfrage zu Gewalt an Schulen

von | Sep 21, 2020 | Aktuelles, Analyse

AfD-Sachsen macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt

Die AfD Sachsen versucht mal wieder, durch plumpe Manipulation der Daten die pflichtgemäße Antwort auf eine ihrer parlamentarischen Anfragen für rassistische Hetze zu missbrauchen. Diesmal geht es um Gewalt an Schulen, genauer gibt die rechtsextreme Partei – wer hätte es gedacht – Kindern von Schutzsuchenden die Schuld für eine „drastisch gestiegene“ Gewalt an sächsischen Oberschulen. Doch nicht nur hat sie dafür keinerlei Beweise, dass es überhaupt eine Steigerung gegeben hat, geht aus den Daten gar nicht hervor. Garnieren tut sie ihre realitätsferne Argumentation mit einer Verschwörungserzählung.

Die AfD Sachsen gilt als besonders radikal, selbst für AfD Verhältnisse. Und ihre absurde Kinder- und Bildungspolitik haben wir hier auch zur letzten Wahl genauer analysiert:

Die 12 unglaublichsten Dinge, die die AfD Sachsen für Kinder & Jugendliche plant

Auch ist sie bekannt dafür, Fake News zu verbreiten, wie hier beispielsweise über den Rechtsterroristen aus Halle:

Ernsthaft? AfD Sachsen verbreitet Fake News über den Halle-Terroristen

Gewalt an Schulen & die Manipulationen der AfD

In einer Pressemitteilung zu ihrer kleinen Anfrage zu Gewalt an Schulen (Drucksache 7/3319) schreibt die AfD Sachsen, Gewalt an Schulen habe „drastisch zugenommen“ und sich zwischen 2017 und 2019 „mehr als verdoppelt“. Und natürlich kennt die rassistische Partei angeblich auch die Schuldigen dafür: „Eine Ursache der eskalierenden Gewalt dürfte die Zunahme von Asylbewerber-Kindern an unseren Schulen“ sein. Und im nächsten Satz gibt die AfD schamlos direkt zu, dass sie hier einfach nur eine rassistische Verschwörungserzählung verbreitet:

Diese Schuldzuschreibung hat sie sich gerade ausgedacht. Denn der „Migrationshintergrund“ sei nicht angegeben. Woher weißt die AfD das also? Der Grund ist laut AfD natürlich, dass die Verantwortlichen alles Kinder von Schutzsuchenden sein müssen, weil der Migrationshintergrund nicht angegeben sei. Und man es deswegen „verschweigen“ müsse. Das ist nicht nur zutiefst rassistisch, es ist auch eine völlig faktenfreie Verschwörungserzählung. Mit der gleichen Logik könnte man die AfD auch für gestiegene, rechte Gewalt an Schulen verantwortlich machen, aber gleich mehr dazu.

Screenshot & Hervorhebung: Tobias Wilke

Steigerung frei erfunden, es geht nicht nur um Gewalt

Die Pressemitteilung der AfD liest sich wie eine vermeintliche „Analyse“ einer polizeilichen Kriminalstatistik. Es geht jedoch in Wahrheit um „besondere Vorkommnisse“, zusammengefasst vom Bildungsministerium Sachsen. Die Fälle darunter: Schneebruch, Scharlach oder Schädlingsbefall. Aber das soll ausschließlich „Gewalt“ sein, noch dazu von „Asylbewerber-Kindern“. Die AfD Sachsen schafft es sogar, Kinder von Asylbewerbern für Schneefall verantwortlich zu machen.

Tatsächlich gibt es auch Einträge für „Gewalt“. Allerdings ohne Angaben zu mutmaßlichen Täter:innen, Opfern oder Schwere der Gewalt. Es können also auch rechtsextreme Väter sein, die beim Elternabend eine Lehrerin schlugen. Eine Seite für den Landkreis Bautzen sieht bspw. so aus. Auffällig viele Einträge für „Reichsbürger“ übrigens, die eher zum Wählerklientel der AfD gehören dürften als in den letzten Jahren nach Deutschland geflohen.

Besonders perfide von der AfD: „Gewalttaten“ etc. seien von 2017 bis 2019 deutlich gestiegen. Das Kultusministerium Sachsen erwähnt aber explizit, dass die Kategorisierung erst im April 2017 eingeführt wurde! Die AfD vergleicht hier also 41 Schulwochen (2019) mit lediglich 29 Wochen (2017). Und wundert sich dann über eine „drastische Steigerung“.

Screenshot & Hervorhebung: Tobias Wilke

Was übrigens zugenommen hat: Rechte Gewalt an Schulen in Sachsen. 2019 gab es mit 105 Fällen den höchsten registrierten Wert seit mehr als einem Jahrzehnt (Quelle). Ob das Kinder von AfD-Hintergrund waren, ist nicht angegeben, wäre nach AfD-Argumentation sicher aber nur der Beweis für eine Verschwörung des Kultusministers, um es zu vertuschen. So leicht kann man hetzen, wie man sieht. An dieser Stelle Danke an unseren Autor Tobias Wilke, der die Recherche zuvor auf seinem Twitter-Kanal veröffentlicht hat:

Fazit: Rassistische und faktenfreie Verschwörungsmythen

Die AfD Sachsen hat bei dieser Pressemitteilung über vermeintliche Gewalt an Schulen in Sachsen wirklich an jeder Stelle manipuliert. Sie vergleicht ungleiche Zeiträume, erklärt alles zu „Gewalt“, auch wenn es keine ist, und schiebt die Schuld völlig ohne Belege Schutzsuchenden in die Schule. Und verpackt ihre Pseudo-Beweisführung auch noch in einen Verschwörungsmythos. Bei Pressemitteilungen der AfD Sachsen liegt man anscheinend öfter richtig, wenn man einfach das Gegenteil dessen annimmt, was diese Partei in ihre Pressemitteilungen schreibt. Das zeigt eine größere, wissenschaftliche Analyse vergangener Pressemitteilungen der AfD (mehr dazu). In Sachsen ging die Kriminalität übrigens genau wie bundesweit wieder weiter zurück. Die AfD Sachsen hat auch dazu eine völlig verzerrende Pressemitteilung veröffentlicht:

Ein Armutszeugnis in 19 Zeilen: AfD über die Kriminalstatistik 2019

Die AfD Sachsen manipuliert pausenlos Zahlen und Statistiken, um ihr Zerrbild von „kriminellen Ausländern“ zu fabrizieren. Sie verzerrt, überhöht, erfindet und pickt sich die Daten heraus, wie sie es möchte. Man darf dieser realitätsfeindlichen und rassistischen Partei in diesen Themen einfach keinen Glauben schenken, denn selbst wenn es nur um Gewalt an Schulen geht, wird diese dreist manipulieren, lügen und Verschwörungsmythen verbreiten, um ihre Agenda zu rechtfertigen.

Artikelbild: pixabay.com, CC0


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