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Studie: ARD, ZDF & Co. verschweigen die Wahrheit über das Klima!

von | Jan 27, 2023 | Analyse

Wirklich wahr: Die Klimaberichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen Medien zeigt NICHT die Wahrheit über das Klima! Du hast es sicher schon immer gewusst, doch jetzt hat es eine Studie bestätigt. Nicht nur das: Sie berichtet auch NICHT im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung! Richtig: Eine Studie zeigt: Es wird immer noch viel zu wenig über den Klimawandel berichtet. Und das obwohl die Bevölkerung sich wünscht, mehr und besser über die Klimakrise informiert zu werden.

Überrascht? Dass Rechte euch mit Märchen über angebliche „Klimahysterie“ belügen wollen, ist nicht überraschend. Es ist aber in Wahrheit genau das Gegenteil wahr: Die Öffentlich-Rechtlichen berichten immer noch zu wenig über die Klimakrise. Wir brauchen sogar MEHR Berichte darüber – das wünscht sich auch die Mehrheit der Deutschen. Gerade beim wichtigen Thema Klimakrise sollte man sich nicht von rechter Hetze auf der Nase herumtanzen lassen.

Die Klimakrise ist hochaktuell – und es wird zu wenig drüber geredet!

Machen wir so weiter wie bisher, steuern wir auf eine globale Erwärmung von 3,2 Grad zu. Das legt der letzte Bericht des IPCC nahe, des Intergovernmental Panel on Climate Change, auf Deutsch „Zwischenstaatlicher Sachverständigenrat für Klimawandel“, auch bekannt als „Weltklimarat“. Dadurch erhöhen sich Klimarisiken wie Dürre, Überschwemmungen oder hitzebedingte Krankheits- und Todesfälle deutlich. Uns sollte klarer denn je sein, dass wir schnell und effektiv Treibhausgase einsparen müssen. Doch wenn man das Programm von ARD oder ZDF einschaltet, hört man davon erstaunlich wenig.

Ähnlich wie Schüler:innen und Studierende in der Prüfungsphase prokrastinieren die öffentlich-rechtlichen Medien bei ihrer Klimaberichterstattung in bemerkenswertem Schneckentempo dahin. Was für die einen Prüfungen sind, sind für ARD, ZDF und WDR klimarelevante Ereignisse, in Deutschland und weltweit. Steht zum Beispiel eine Bundestagswahl an oder es wird mal wieder ein Weltklimagipfel abgehalten, schnellen die Berichterstattungen über den Klimawandel in Form von kurzfristigen Peaks nach oben. Sobald das Thema augenscheinlich nicht mehr „wichtig“ genug ist, herrscht wieder monatelange Flaute. Doch genau wie ihr Lernstoff nicht in einer Nachtschicht ins Gehirn gepaukt bekommt, können es die Öffentlich Rechtlichen nicht mit ein paar wenigen akkumulierten Sendeminuten übers Jahr verteilt schaffen, ihrem Bildungsauftrag in diesem Thema nachzukommen.

Studie „Der Klimawandel im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen“ [pdf]

Ein verlorenes Jahrzehnt an Klimaberichterstattung

Das scheinen die Verantwortlichen bei den ÖR auch selbst zu ahnen, denn sie haben aus eigenen Stücken heraus eine Studie [pdf] in Auftrag gegeben, die untersuchen soll, wie es um die Klimaberichterstattung in ihren eigenen Rundfunksanstalten steht. Diese Studie wurde von einem Team um Kommunkationswissenschaftler:innen der Universität Hamburg durchgeführt und kam zu, ehrlich gesagt, erschreckenden Ergebnissen. Untersucht wurde die Berichterstattung in der „Tagesschau“ von November 2007 bis Oktober 2022 und das Gesamtprogramm von Das Erste, ZDF und WDR im Zeitraum Juli 2021 bis September 2022. In den Jahren 2009 bis 2018 wurde insgesamt 8,2 Jahre lang in der „Tagesschau“ NICHT über das Klima berichtet. Deutlich wird, wie stark das Klima hinter augenscheinlich „wichtigeren“ Themen wie Wirtschaft und der Corona-Pandemie zurückstecken muss.

Die Autor:innengruppe der im Dezember 2022 veröffentlichten Studie attestieren der „Tagesschau“ oben erwähnte „Ereigniszentriertheit“. Anders gesagt berichtet die „Tagesschau“ zumeist über die Themen, die gerade tagesaktuell relevant sind und verliert dabei aus den Augen, dass es noch andere Themen gibt. Themen, die längerfristig relevant sind und die Menschheit vor noch größere Herausforderungen stellen wird, wenn nicht dringlicher gehandelt wird. Das ist fatal. Klar gibt es Krisen, über die akut berichtet werden muss, aber bitte nicht zu Lasten des Klimawandels, über den sollte seit Jahrzehnten akut berichtet werden. Auch die Autor:innen der Studie kamen zu dem Schluss, dass die Klimaberichterstattung in den Öffentlich-Rechtlichen bei langem nicht der Tragweite und Wichtigkeit des Themas entspricht.

Glaubt nicht der AfD: Bevölkerung braucht und will mehr Klimaberichterstattung!

Fairerweise muss man sagen, dass seit 2018 vermehrt über das Klima berichtet wird. Das liegt aber eher weniger am guten Willen der ÖR, sondern eher daran, dass sich Großereignisse rund um den Klimawandel häuften und die „Fridays-for-future“-Bewegung immer stärker und medienwirksamer wurde. Gruß geht raus nach Schweden!

Trotzdem übertrumpfen andere Themen wie die Corona-Pandemie, die Flüchtlingsbewegungen und der Ukrainekrieg das Klima. Auch von der Aufmerksamkeit, die der Allgemeinblock „Wirtschaft“ bekommt, kann das Klima nur träumen und bleibt ein Randthema. Wir brauchen mehr Klimaberichterstattung – sagen nicht nur wir, sondern auch große Teile der Bevölkerung. Befragungen zeigen wiederholt, dass die Deutschen gern mehr Hintergrundberichterstattung und Erklärungen zum Thema Klimapolitik hätten.

Wie die rechtsextreme AfD euch belügen will

Das sehen Deutschlands Rechte anders, wie so oft, wenn Forschungsergebnisse nicht zu ihrem Weltbild passen – was sehr oft der Fall ist. Jörg Meuthen zum Beispiel, der bis zu seinem Parteiaustritt 2022 Bundessprecher der AfD war. Er schwurbelte in Social Media von einer angeblichen „hysterischen Klimadebatte“ und hetzt gegen Klima-Aktivist:innen. Doch er und seine Partei belügen euch.

Und auch Alice Weidel setzt die schale Lügen-Tradition der AfD fort, wonach faktisch bewiesene, unzureichende Berichterstattung eine angebliche „Klimahysterie“ sei. Es ist ein Propaganda-Trick.

Fassen wir mal kurz die Lage zusammen. Studien zeigen, dass der Klimawandel eine Riesengefahr für die Menschheit ist. Der wissenschaftliche Konsens darüber ist enorm, manche Studien sagen sogar, er liegt bei 100%. Also 100% aller Studien gehen davon aus, dass der menschengemachte Klimawandel real ist. Niemand leugnet das mehr, außer von (Öl-) Milliardären bezahlte Propagandisten. Studien zeigen außerdem, dass die Öffentlich-Rechtlichen zu wenig über den Klimawandel berichten. Und wieder andere Studien zeigen, dass die Menschen mehr und besser über den Klimawandel informiert werden wollen. Und was macht die AfD damit?

Okay, nicht gerade der beste Cliffhanger, denn wir wissen alle, was die AfD damit macht. Wissenschaftlicher Konsens? Wird ignoriert. Klimakrise? Wird heruntergespielt. Das bisschen, was wir an Berichterstattung überhaupt haben? Dagegen wird als „Hysterie“ gehetzt, auch wenn die Faktenlage das Gegenteil nahe legt. Das wundert uns eigentlich nicht mehr, aber es ist doch immer wieder überraschend, dass der AfD wirklich gar nichts Neues einfällt.

Wie kann man behaupten, dass zu viel übers Klima geredet wird, wenn eigentlich das Gegenteil der Fall ist?

Das fragen wir uns auch. Fest steht leider: Die AfD kann. Die Strategie der AfD ist dabei immer dieselbe: Wahrheitswidrig behaupten, dass zu viel über etwas geredet wird, um von der eigenen Inkompetenz abzulenken und Verschwörungsmythen zu bemühen, um die Macht an sich zu reißen. Was während der Corona-Pandemie die angeblich „übertriebenen Schutzmaßnahmen“ der Regierung waren, ist in dem Fall die angebliche Masse an Klimabericherstattung. Jene „linksgrünen Medienimperatoren“ hätten die Rundfunkanstalten böse beeinflusst und gekauft, um „Klimahysterie“ zu betreiben.

Vorliegende Studie zeigt, dass das eine dreiste Lüge ist. Und nein, Alice, sich Gedanken und Sorgen um den Klimawandel zu machen, ist auch keine „gesellschaftliche Fehlentwicklung“, sondern das Ergebnis von den erdrückenden, wissenschaftlichen Beweisen. Der Klimawandel – die Realität – ist endlich in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und es müssen dringend effektive politische Konsequenzen in Form von Treibhausgaseinsparungen getroffen werden. Es geht um nicht weniger als den Erhalt unserer Lebensgrundlage. Da ist es ehrlich gesagt nicht zu viel verlangt, dass die Öffentlich-Rechtlichen in angemessenem Umfang über das Klima berichten.

Umso wichtiger ist es nun, dass diese unabhängige und wissenschaftliche Studie zeigt, dass genau das NICHT der Fall ist. Gemäß der Tragweite des Klimawandels, der jede und jeden schon jetzt betrifft und an Dringlichkeit noch zunehmen wird, wird in Deutschland noch immer VIEL zu wenig über Klima berichtet. Dabei sollten doch Rundfunkgebühren dafür genutzt werden, relevante Themen aus allen Bereichen angemessen zu beleuchten. Liebe Öffentlich-Rechtliche, verbessert das bitte so bald wie möglich!

Artikelbild: Alexander Osenniy, Canva