Nach dem Scheitern der Ampel hatte der Merz-Flügel der Union nach vielen Anläufen endlich die Chance zu zeigen, ob man mit einem Rechtsruck der rechtsextremen AfD beikommen könnte. Inzwischen ist für jeden offensichtlich: Nichts stärkt die Faschisten mehr. Die Union macht gerade alles falsch, was man falsch machen kann. Außer einer einzigen Sache, die nicht nur einen AfD-Triumph verhindert, sondern die Union selbst vor dem Untergang bewahrt. Und hier steckt vielleicht der Schlüssel, wie man die AfD noch aufhalten kann.
Der Rechtsruck der Union
Die Christdemokraten stehen vor einem selbst verschuldeten Dilemma: Statt klare Werte und Lösungen zu bieten, übernimmt die derzeitige Spitze der Union immer häufiger die Feindbilder, Forderungen und sogar die Lügen der AfD. Ob Migration, Klima oder Bildung – die Union bedient immer öfter dieselben Ressentiments, verspricht dieselben harten Maßnahmen und verbreitet teils dieselben Lügen. Doch dieser Kurs geht offensichtlich nach hinten los. Er führt nicht dazu, dass enttäuschte AfD-Wähler reumütig zur Union zurückkehren. Im Gegenteil: Wenn die Union AfD-Forderungen kopiert, macht sie deren Positionen salonfähig und bestätigt die AfD-Anhänger nur darin, beim radikalen Original zu bleiben. Das zeigen Umfragen, Studien – und sogar die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung selbst. Und natürlich der Blick auf die Umfragewerte:
Seit Friedrich Merz Parteichef ist, wollte er die AfD eigentlich „halbieren“. Das Ergebnis nach knapp drei Jahren: Die AfD hat sich verdoppelt. Natürlich ist das nicht alleine seine Schuld, aber seit der Bundestagswahl, in der seine Partei als stärkste Kraft hervorging, hat die gesichert rechtsextreme Partei noch einmal bis zu 6 Prozentpunkte zugelegt. Merz’ Versuch, die AfD inhaltlich zu kopieren, hat bislang nur der AfD genützt.
Merz vergrault die Christdemokraten aus der CDU…
Wenn CDU-Politiker wie Merz mit rechten Fake News daherkommen, wie über die Zahl der arbeitenden Syrer (die Mehrheit arbeitet), Lügen über die größten Aufnahmeländer von Geflüchteten oder Lügen über Zahnarztbesuche von Schutzsuchenden, oder rassistischen dogwhistles vom „Stadtbild“, mögen sie vielleicht denken, sie fangen AfD-Wähler ein. (Sofern da nicht einfach der eigene Rassismus zum Vorschein kommt.) Tatsächlich bestärkt es AfD-Wählende in ihrer Entscheidung – der Kanzler gibt ihnen schließlich Recht. So auch der Tenor der Rechtsextremen. Umgekehrt spaltet Merz die Demokraten, wenn er sie zwingt, seine Desinformation und seine rassistischen Aussagen zu verurteilen – oder zu leugnen.
Selbst der eigene Sozialflügel der CDU hat Merz für solche populistischen Ausfälle heftig kritisiert. Prominente Christdemokraten verlassen aus Protest die Partei und werfen der Spitze vor, einen „populistischen und zunehmend realitätsfernen“ Kurs zu fahren. Auch Laschet hat gesagt, Merz’ „Stadtbild“-Aussage sei zu „nebulös“ gewesen, und hat davor gewarnt, dass am Ende nur die AfD profitiere. Als Reaktion hat sich sogar eine ganze Plattform innerhalb der Union gegründet, um gegen den Kurs von Merz zu protestieren! Die Plattform „Compass Mitte“ fordert eine „Kurskorrektur“, viel härtere Abgrenzung zur AfD und absolut keine Zusammenarbeit – und ein AfD-Verbot.
… und holt keine AfD-Wähler zurück
Es ist anscheinend ein beliebter Mythos in der CDU-Spitze, dass man einfach nur jeweils das machen (oder zumindest nur versprechen) müsse, was eine vermeintliche „Mehrheit“ richtig finde. Nicht nur basiert das teilweise auf Desinformation darüber, wo die Mehrheiten wirklich liegen, wie beispielsweise bei der „Stadtbild“-Debatte, wo Medien wie das ZDF oder die WELT unabhängig voneinander Umfragen falsch repräsentieren, und den Fake verbreiteten, eine „Mehrheit“ befürworte sein Verhalten oder seine Aussagen. (Das Gegenteil ist der Fall.) Aber selbst in Themen, wo dem so ist, ist das keine nachhaltige Strategie – auch nicht für die Union selbst.
Nehmen wir als Beispiel die Migrationspolitik. Aus Angst vor der AfD hat die Union die Forderung nach einer „harten“ Migrationspolitik vollständig übernommen. Das derzeitige Versprechen – explizit und implizit: Man müsse nur „endlich alle Ausreisepflichtigen abschieben“, um Ordnung, Sicherheit oder Wohlstand herzustellen. Doch das ist selbstverständlich ein leeres Versprechen. Ich habe dieses falsche Versprechen hier schon ausführlicher widerlegt, aber die Kurzfassung:
Selbst wenn man alle Menschen ohne Aufenthaltsrecht abschöbe – das würde Deutschland nicht sicherer machen. Allein schon, weil Ausreisepflichtige einen Bruchteil der Tatverdächtigen ausmachen. Aber auch, weil die Sicherheitslage durchaus besser ist, als sie medial und populistisch dargestellt wird. Und zum anderen, weil dadurch Debatten über andere – wirksame – Maßnahmen unmöglich werden.
Profiteurin ist wieder die AfD
Stattdessen würde sich zeigen, dass die vollmundigen Ankündigungen der Union ins Leere laufen. Die Folge? Noch mehr Frust bei denjenigen, die an diese Versprechen geglaubt haben. Sie würden feststellen, dass die Union sie getäuscht hat – oder dass man mit den Mitteln des demokratischen Rechtsstaats die radikalen Fantasien der AfD gar nicht umsetzen kann.
Profiteurin ist wieder die AfD: Enttäuschte Hardliner wenden sich erst recht der AfD zu, weil sie glauben, nur diese werde das „System“ brutal genug umbauen, um ihre Wünsche zu erfüllen. Das sagen auch wieder Stimmen in der Union: Joachim Herrmann – bayerischer Innenminister – erklärt: „Kriminalität löst sich durch Abschiebungen nicht in Luft auf.“ Er hebt die positiven Seiten der Migration hervor – und lehnt auch ein AfD-Verbot nicht kategorisch ab. Das Übernehmen der Forderungen, Feindbilder und Fakes der AfD stärkt sie, das zeigt auch der Stand der Forschung.
Merz geht nach Plan vor – dem der AfD
Die AfD verfolgt einen perfiden Plan, und Merz fällt (bewusst oder unbewusst) darauf herein. Die rechtsextreme Partei macht aus ihrem eigentlichen Ziel nämlich gar keinen Hehl: Sie will die CDU/CSU zerstören. Weidel prahlt im Interview bereits, sie sehe die CDU nach der „kurzen Ära Merz“ nur noch als Juniorpartner und sei sich „sicher, dass wir die Nummer eins nach der nächsten Bundestagswahl sein werden“.
Der frühere AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah brachte es 2023 auf den Punkt: „Die CDU ist der strategische Hauptgegner. Der europäische Vergleich zeigt, dass die politische Rechte nur dann zum Erfolg kommt, wenn die Christdemokraten verschwinden. Von daher setze ich nicht auf die CDU, ich setze auf die Implosion der CDU.“
Ein geleaktes, internes Strategiepapier zeigt, was ihr Plan zur Macht ist: Die politische Linke mit Kulturkampf-Themen ablenken und ködern. Wenn Linke das (bei vielen unbeliebte) Gendern fokussieren, weil Rechte das Thema attackieren, machen sie sich unbeliebt und sprechen nicht wichtigere – oder mehrheitsfähigere – Themen an. Aber für uns relevanter ist das, was die AfD von der Union braucht, um an die Macht zu kommen: Sie will direkt mit der Wählerschaft der Union konkurrieren und mit ihrer Sprache an die Unionswähler appellieren. Damit die Union aus Angst um ihre Wählerschaft die Forderungen der Rechtsextremen übernimmt. Was letzten Endes genau das ist, was sie erst stärkt.
Die Union soll sich zunächst ideologisch von der SPD (und damit den anderen demokratischen Parteien) ab- und der AfD zuwenden. Um dann die Brandmauer niederzureißen. Und als gedemütigter Juniorpartner Weidel zur Kanzlerin krönen. Bis jetzt arbeitet der rechte Flügel leider nach diesem Plan.
Streit mit dem Koalitionspartner SPD und Rechtsruck
Diese Strategie, die die Unionsspitze hier verfolgt, ist aber offensichtlich weder eine, die der Union zum Erfolg hilft, noch eine, die die AfD eindämmt. Im Gegenteil. Die AfD will keine Partner, sie will die Alleinherrschaft. Dazu braucht sie aber die Union. Aber als Opfer. Sie lockt die CDU ins Verderben, indem sie ihr einredet, nur durch Übernahme rechter Positionen könne die Union Wähler zurückholen. Doch genau das führt die CDU ins Messer.
Das scheint die Spitze der Union nicht zu begreifen – und nicht offen für Kritik zu sein. Weder von außen, noch aus den eigenen Reihen. Sind wir aber dazu verdammt, zuzusehen, wie die CDU-Spitze offensichtlich in das offene Messer der AfD hineinläuft, und sich dabei selbst zerlegt, sowie unsere Demokratie den Rechtsextremisten ausliefert? Vielleicht nicht.
Das einzige, was die Union (noch) richtig macht
Rechtspopulisten und Rechtsextreme sind immer dann erfolgreich, wenn Konservative ihnen den Weg zur Macht bahnen. Das ist historisch belegt (man denke an 1933) und aktuell überall in Europa zu beobachten. Merz weiß das. Oder zumindest ist der Druck aus der eigenen Partei und der Öffentlichkeit groß genug, dass er sich richtig verhalten muss. Denn beim leider zutiefst unehrlichen Politikstil von Merz ist es schwer einzuschätzen, was Merz ehrlich meint und was er nur sagt, weil er sich davon etwas erhofft. Viel zu viele falsche Versprechen hat er schon gemacht und viel zu viele Lügen verbreitet.
Er hat aber selbst öffentlich bekannt, dass die AfD mit ihrer scheinbar „ausgestreckten Hand“ in Wirklichkeit die Vernichtung der CDU bezweckt. „Die AfD ist der Hauptgegner der Union“, warnte Merz jüngst. Die AfD weiß, dass Merz das weiß – deshalb richtet sie ihre Hoffnungen auf die Zeit nach Merz.
Einige Alt-Unionler wie Peter Tauber oder Karl-Theodor zu Guttenberg reden bereits einer Aufweichung der Brandmauer das Wort und fordern „neue rote Linien“ gegenüber der AfD. Ausgerechnet Ex-CDU-Generalsekretär Tauber schlug vor, man solle Beschlüsse ermöglichen, „denen die AfD zustimmt“. Nichts könnte fataler sein. Damit würde die Union die AfD weiter aufwerten und normalisieren – und sich selbst überflüssig machen. Und auch das steht im Strategiepapier der AfD!
Die Brandmauer rettet auch die Union
Die letzte Hoffnung für die Demokratie ist ausgerechnet etwas, das die Brandstifter in der Union so gerne loswerden würden: Die Brandmauer zur AfD – also der Grundsatz, keinerlei Bündnisse oder Zusammenarbeit mit der AfD einzugehen. Auch wenn diese schon immer weiter bröckelt und immer wieder gebrochen wird – auch von Merz selbst. Erst vor wenigen Tagen wieder ein Tabubruch. Darin sollte man durchaus eine schleichende Normalisierung herauslesen und den Versuch, auszutesten, wie weit man gehen kann.
Merz schließt schon nicht mehr gemeinsame Abstimmungen mit den Faschisten aus. Aber Merz sieht sich noch genötigt, gemeinsame Beschlüsse und Koalitionen auf Landes- und Bundesebene kategorisch auszuschließen. Und auch Hardliner in der Partei trauen sich noch nicht, ein Einreißen der Brandmauer offen zu fordern. Das ist kein Lob an die Spitze der Union, denn es steht zu befürchten, dass die üblichen Verdächtigen diese Brandmauer sofort einreißen werden, wenn sie damit politisch durchkommen würden.
Aber diese eine Sache bewahrt die Union vor dem Absturz in eine bedeutungslose AfD 2.0 als Juniorpartner für die Faschisten – und die deutsche Demokratie: Dass genug Druck von außen von der Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft existiert, aber auch von innen von den vielen Christdemokraten, die den Rechtsruck nicht mit ihren Werten vereinbar sehen.
Deutschland ist ziemlich einzigartig
Bisher sind die Rechtsextremisten bei uns immer noch geächtet. Und das ist eine Errungenschaft. Das unterscheidet Deutschland positiv von vielen unserer Nachbarn, wo Konservative die extreme Rechte erst normalisiert und dann an die Macht gebracht haben. Und das ist entscheidend. Denn die Erfahrung zeigt: „Wo Christdemokraten mit extrem rechten Parteien kooperiert haben, sind am Ende die Christdemokraten verschwunden.“ Diese mahnenden Worte kommen nicht von linken Kritikern, sondern vom CSU-Generalsekretär Martin Huber. Selbst innerhalb der Union warnt man also eindringlich, dass eine Zusammenarbeit mit der AfD die Partei zerstören – und dem Land unheilbaren Schaden zufügen würde.
Die CDU-nahe Adenauer-Stiftung hat genau dazu kürzlich eine Studie vorgelegt. Darin wird die AfD als Partei mit „systemoppositioneller Grundhaltung“ beschrieben, die zentrale Prinzipien der liberalen Demokratie ablehnt. Das Fazit: Mit solchen Parteien darf es keine Zusammenarbeit geben. Die Wissenschaftler verglichen den Umgang konservativer Parteien mit Rechtspopulisten in ganz Europa. Ihr Ergebnis: Versuche, extreme Rechte durch Einbindung zu „zähmen“, sind regelmäßig gescheitert und haben stattdessen die konservativen Parteien selbst geschwächt.
Das Ende der Brandmauer würde die CDU zerreißen
Die Brandmauer der Union ist also kein überholtes Dogma, sondern ein letzter Schutzwall – für die CDU selbst und für die Demokratie in Deutschland. Noch hält dieser Wall. Noch zögern Merz & Co., gänzlich dem Lockruf der AfD nachzugeben. Dafür gebührt der Union allerdings kein überschwängliches Lob, denn es ist reiner Selbsterhaltungstrieb. Wie fragil dieser Selbsterhaltungstrieb ist, zeigte zuletzt die offene Diskussion in der CDU-Führung. Und die selbstzerstörerische, rechtspopulistische Politik.
Was die Union vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit und Deutschland in das Chaos bewahrt, sind die Christdemokraten, die für die Brandmauer kämpfen. Und die Kritiker, die ihnen von außen den Rücken stärken. Solche Stimmen sind in der CDU keine Minderheit. CDU-Vizechef Karl-Josef Laumann – ein Urgestein der Partei – polterte kürzlich im Vorstand, dass für ihn am Tag einer Zusammenarbeit mit der AfD Schluss wäre.
In einer Sitzung drohte Laumann sinngemäß: Wenn die Union jemals gemeinsame Sache mit der AfD macht, lege er sein Amt nieder. „Viele würden austreten, ich auch – direkt am nächsten Tag.“ Die CDU würde es dann zerreißen, warnte er. Die Union würde laut Umfragen die Hälfte ihrer Wählerschaft verlieren. Öffentlich bezeichnet Laumann die AfD klar als „Nazi-Partei“, deren Inhalte „unvereinbar mit den Werten der Christdemokratie“ seien.
„Mit zivilisierter Verachtung“
Ähnlich entschieden äußert sich die Union im Osten zwar viel zu selten, aber die Mehrheit der CDU-Basis steht (noch) hinter der Brandmauer. Es formieren sich sogar neue parteiinterne Initiativen, um den rechten Kurs der Spitze zu korrigieren. Ende Oktober gründeten 30 prominente CDU-Mitglieder – darunter der frühere Generalsekretär Ruprecht Polenz und der außenpolitische Fachmann Roderich Kiesewetter – die Plattform „Compass Mitte“.
Dieses Netzwerk fordert nichts weniger als eine Rückbesinnung auf echte christdemokratische Politik und eine striktere Abgrenzung zur AfD. In ihrer Gründungserklärung erinnern sie daran, dass die CDU einst in dem Wissen gegründet wurde, „dass Faschismus immer nur mithilfe von Konservativen an die Macht gekommen ist“. Daraus ziehen sie den zwingenden Schluss: „Es darf deshalb keinerlei politische Zusammenarbeit der CDU mit der rechtsextremistischen AfD geben.“
Man behandele die AfD lediglich „mit zivilisierter Verachtung“ und bekämpfe sie politisch – im Einklang mit dem Beschluss des CDU-Parteitags, der jegliche Kooperation mit der AfD untersagt. Compass Mitte befürwortet sogar ein AfD-Verbotsverfahren. Unter den Anhängern der Union gibt es sogar eine Mehrheit für das Verbotsverfahren. Diese Gruppe spricht wohl vielen Unionsanhängern aus der Seele, die keine AfD-Light wollen, sondern eine echte christdemokratische Alternative zu Populismus und Hass.
Die Brandmauer – wenn auch nur zum Selbsterhalt der Union
Das Letzte, was uns vor einer rechtsextremen Regierung bewahrt, ist die Brandmauer. Aber auch das Letzte, was die Union vor ihrem politischen Ende bewahrt. Denn eins ist sicher: Sollte die CDU mit der AfD paktieren, hätte die AfD ihr größtes Ziel erreicht. Die Union würde ihre jahrzehntelange Rolle als Volkspartei verlieren – und vermutlich auseinanderbrechen in einen radikal rechten Flügel und einen demokratischen Rest. Sie würde einen Großteil (zur Zeit die Hälfte) ihrer Wählerschaft aus Enttäuschung über den Verrat verlieren. Und einen Rest an die AfD. Übrig bleibt ein bedeutungsloses Häufchen. Exakt nach dem Plan der AfD.
Und vom Ende vieler Freiheiten, unseres Wohlstandes und unserer Demokratie ganz zu schweigen. Man sieht, wie Trump systematisch die Gewaltenteilung und die Grundrechte der US-Amerikaner abbaut. Trump ist ein großes Vorbild für die AfD – und auch deren Verbündete. Und vergessen wir nicht die Russlandfreundlichkeit der AfD (, die sie extra etwas verstecken will), die besonders in der Union sauer aufstößt. Die AfD möchte einen autoritären Staat errichten. Und es ist relativ deutlich: Eine, in der es keine unabhängige Justiz, keine kritische Presse und keine Minderheitenrechte mehr gäbe. Die letzten Schranken gegenüber solcher Barbarei einzureißen, wäre Wahnsinn.
Wir müssen dafür sorgen, dass die Union diese eine Sache weiter tut
Zum Glück weiß Merz das im Grunde selbst – oder zumindest ist der Druck von außen und innen noch groß genug, dass er sich diesen Fehler nicht traut. Wir alle – egal ob links, liberal oder christdemokratisch – müssen daher ein ureigenes Interesse daran haben, diese Brandmauer aufrechtzuerhalten. Hier findet derzeit der wichtigste Kampf um unsere Demokratie statt. In der Standhaftigkeit der Union.
Ja, jeder Zentimeter, den die Union nach rechts rückt, verschiebt das gesamte politische Koordinatensystem zugunsten der Feinde der Demokratie. Es erodiert die Demokratie. Ganz nach Plan der Faschisten. Umgekehrt bedeutet aber jeder Tag, den die Brandmauer hält, einen Tag, an dem die AfD nicht durchmarschieren kann. Und das ist ein Gewinn.
Der Wind wird sich drehen
Manche verzweifeln angesichts der hohen AfD-Umfragewerte und wähnen deren Machtübernahme als unausweichliches Schicksal. Doch das ist sie nicht. Das Stehen der Brandmauer zu verlängern, verzögert NICHT das Unausweichliche. Zeit gewinnen ist nicht zwecklos, im Gegenteil: Die Zeit arbeitet gegen die Extreme, wenn die Demokraten standhaft bleiben. Natürlich machen wir vieles falsch, was Extremismus begünstigt. Und wenn wir die Grundursachen nicht beseitigen – und dazu gehört auch das unkontrollierte Social Media weniger Überreicher und eine Oligopolisierung des deutschen Medienmarktes –, geht das Problem nicht von allein weg. Aber dieser Faschismus ist auch gerade ein internationaler Trend. Und Trends gehen vorbei.
Irgendwann – vielleicht schneller als gedacht – wird dieser internationalen Bewegung die Luft ausgehen. Ich kann nicht voraussagen, wann oder wieso. Aber der Blick in die Geschichte zeigt, wie derartige “Trends” auch abebben. Auch wenn sie zwischenzeitlich unbeschreibliches Leid mit sich bringen und viel zerstören. Das ist keine Entwarnung. Die Gefahren und der Schaden sind real.
Die Faschisten werden ihre Versprechen nicht halten können und zwangsläufig versagen. Und sich dadurch entlarven. Und dazu müssen sie nicht in Deutschland an die Macht kommen. Katastrophen anderswo können auch hierzulande die Augen öffnen. Das peinliche Desaster des Brexits hat in ganz Europa Rechte von einem EU-Austritt zumindest nominell abrücken lassen – auch in Deutschland und in der AfD. Trump könnte auch hierzulande den Appetit auf Rechtsextremismus verderben, bevor die AfD an die Macht kommt.
Die Brandmauer ist kein Selbstzweck
In anderen Ländern beginnt man das bereits zu sehen: Dort, wo Rechtspopulisten mitregieren, richten sie Chaos an oder entpuppen sich als unfähig, ihre Versprechen einzulösen. In Österreich oder den Niederlanden haben Regierungsbeteiligungen der Rechtsextremen nur zu Chaos geführt. Wenn ein großes Versagen irgendwo kommen sollte – und das wird es irgendwann –, kann das auch hierzulande nachhaltig werden. Der Wind kann sich drehen. Unsere Aufgabe ist es, so lange standzuhalten – bis die Menschen davon genug haben.
Auch in Großbritannien und den USA gab es vor dem Zweiten Weltkrieg faschistische Bewegungen. Die wurden jedoch durch die Verbrechen und den Krieg der Nazis in die Bedeutungslosigkeit verbannt. Putin-Versteher hierzulande haben durch Putins Angriffskrieg massiv an Meinungshoheit eingebüßt.
Natürlich darf die Union nicht so weitermachen wie bisher. Der derzeitige Rechtsruck ihrer Führung – die ständigen rechten Forderungen, die Tabubrüche und das Nachbeten rechter Narrative in manchen Medien – sägt an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Diese Strategie stärkt nur die AfD und schwächt die Demokratie.
Doch zumindest hat die CDU bisher den letzten Schritt ins Verderben nicht getan. Die Brandmauer steht (noch) – darauf können pro-demokratische Kräfte in Deutschland beinahe stolz sein. In anderen Ländern schaut man neidisch darauf, dass bei uns die große konservative Partei trotz aller Versuchungen den Pakt mit den extrem Rechten verweigert.
Wir müssen den Druck aufrechterhalten
Viele Christdemokraten hierzulande können stolz darauf sein, als letzte Bastion der Demokratie zu gelten. Zumindest noch – und sollten weiter laut dafür eintreten, dass das so bleibt. Der Kampf gegen Demokratiefeindlichkeit ist ein Marathon, kein Sprint. Und es gibt nicht nur Niederlagen, auch wenn wir diese natürlich nicht leugnen dürfen. Wir müssen auch darauf schauen, was funktioniert. Und uns bewusst werden, wie wir dafür sorgen, dass es weiter funktioniert.
Die Union mag derzeit beim Umgang mit der AfD oft auf dem Irrweg sein, doch ein Prinzip muss sie um jeden Preis bewahren: Keine Zusammenarbeit mit der AfD. Das ist die letzte Notbremse vor einem Absturz ins Autoritäre. Wir Bürgerinnen und Bürger – ob innerhalb oder außerhalb der Union – müssen dafür sorgen, dass diese Notbremse intakt bleibt.
Halten wir den Druck aufrecht: Durch öffentlichen Protest gegen jeden Schulterschluss mit Rechtsaußen, durch Widerspruch gegen rechte Hetze im Alltag und durch Unterstützung jener konservativen Kräfte, die Kurs halten. Dazu zählt auch, nicht (vorzeitig) die ganze Union aufzugeben und als nach Rechts verloren abzuschieben. Und damit resignieren, aufgeben und schweigen. Die Brandmauer gegen die AfD ist nicht das Problem der CDU – sie ist ihre letzte Rettung. Und sie ist die Hoffnung für unsere Demokratie. Solange sie steht, kann die AfD nicht selbst unsere demokratischen Institutionen zerstören. Und wir haben Zeit gewonnen, um den Rechtsextremismus zu stoppen, bevor er noch mehr Schaden anrichten kann. Und vielleicht am wichtigsten: Zeit gewonnen, um eine Antwort zu finden, die weder ein „Weiter so“ ist, noch ein Nachäffen der Faschisten.
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