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Es gab 2021 Rekord-Geburtenzahlen, Studien: Geimpfte bleiben fruchtbar

von | Jul 6, 2022 | Analyse

So belügen dich Querdenker über Geburtenzahlen

Hier die Fakten, die Querdenker sehr gerne verstecken: 2021 gab es (wegen Lockdowns) Rekord-Geburtenzahlen in Deutschland. Sehr viele Studien zeigen, dass du mit Impfungen genau so fruchtbar bist wie zuvor. Im Gegenteil, eine Corona-Infektion kann deine Fruchtbarkeit vorübergehend einschränken – und eine Impfung dich damit sogar etwas davor schützen.

Schon bevor Covid-19-Impfstoffe Anfang 2021 in der EU zugelassen wurden, erzählen Querdenker:innen Lügen über dessen Auswirkungen. Eine hält sich besonders hartnäckig: Die Impfung mache unfruchtbar. Diese Fake News verbreiteten vermeintliche „Experten“ wie Sucharit Bhakdi (mehr dazu), Corona-Leugner wie Michael Wendler trugen sie an ihre Telegram-Gruppen weiter und die Leser:innen nahmen die ‚Information‘ für bare Münze. Und glauben noch immer daran. Mithilfe eines vermeintlichen Geburtenrückgangs in Deutschland versuchen sie ihre Erzählungen nun zu belegen – aber fundierte Argumentation sieht anders aus.

„Menschen werden unfruchtbar und vererben die Unfruchtbarkeit auch an die nachfolgenden Generationen“. Jup, das steht da wirklich.

Wie so häufig ziehen Querdenker:innen für ihre Falscherzählungen echte Daten, Zahlen und Grafiken heran. Nur um dann an deren Interpretation zu scheitern, um die Zahlen aus dem Kontext zu reißen und falsch umzuinterpretieren. So wird eine Grafik verbreitet, die durch Suggestivfrage impliziert, „exakt 9 Monate nach Beginn der Massenimpfungen“ würden die Geburtenzahlen zurück gehen. Angeheftet befindet sich ein Screenshot einer bekannten Desinformations-Seite, die von Journalist:innen und Wissenschaftler:innen bereits häufiger als verschwörungsideologisch und unglaubwürdig eingeordnet wird (Quelle).

2021 meldete Deutschland so hohen Geburtenzahlen wie seit 1997 nicht mehr

Dann sehen wir uns die Geburtenraten Deutschlands doch mal an. Das Land vermeldete 2021 so viele Geburten wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr (Quelle) – ganz im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern und den USA, wo vermutlich aufgrund der pandemischen Belastung seit Oktober 2020 „starke Geburtenrückgänge“ zu verzeichnen sind (Quelle). Der kleine, deutsche Babyboom zu Ende 2021 hängt auch mit dem Lockdown zusammen: Die Zeit Zuhause hat die Baby-Planung bei vielen Paaren beschleunigt (Quelle). Zwar wurde der erste Impfstoff in Deutschland schon Ende Dezember 2020 eingesetzt (Quelle), doch die Impfkampagne richtete sich zunächst speziell an ältere und vulnerable Gruppen. Die meisten jungen, zeugungsfähigen Menschen wurden erst ab Juni 2021 geimpft (Quelle).

Die Impfung hat dem bereits im Entstehen begriffenen geburtenstarken Jahrgang 2021 also offensichtlich keinen Abbruch getan. Das zeigen auch die Zahlen der Totgeborenen 2020 und 2021: Beide liegen an der Summe der gesamten Geburten gemessen bei etwa 0,4 Prozent (Quelle). Eine US-amerikanische Studie hat übrigens längst belegt, dass die Impfung keinen Einfluss auf das Risiko einer Fehlgeburt hat (Quelle).

In Deutschland wurde die Familienplanung durch den Lockdown beschleunigt

Auf den ersten Blick könnte man nun natürlich behaupten, dass der Geburtenrückgang der ersten 2022-Monate mit den Impfungen in Verbindung steht. Obwohl, nee, könnte man nicht, denn: Woher nimmt man eine solche unsachliche und unwissenschaftliche Spekulation? Die Geburten im Januar, Februar und März sind tatsächlich im Vergleich zu den Vorjahresmonaten zurückgegangen – stärker als in den Jahren zuvor (Quelle). Vergleichen wir März 2022 mit März 2021, so verzeichnet Deutschland einen Rückgang von 15 Prozent (Quelle). Jedoch stieg die Geburtenrate von März 2020 zu März 2021 bereits um 10 Prozent an (Quelle). Vergleichen wir stattdessen März 2020 und März 2022, so sieht das Ganze gleich viel weniger dramatisch aus. Hier wird also ein niedriger Monat mit einem Rekordmonat verglichen – was die Darstellung schon mal ordentlich verzerrt.

Erklärungen für die dennoch (wenn auch nicht so dramatisch wie impliziert) sinkenden Geburtenraten können vielfältig sein. Einerseits hat sich durch den Lockdown die Familienplanung vieler Paare nach vorne verschoben (daher der Mini-Babyboom Ende 2021). Allein das kann die Geburtenraten der ersten Monate von 2022 senken – der Schnitt der 12 Monate ist sehr viel normaler). Zudem wurde der Lockdown durch die Impfungen und die sommerlichen Temperaturen dann zunächst erfolgreich beendet (Quelle). Das geschah in etwa zur gleichen Zeit, zu der Gebährfähige ihre Impfungen erhielten. Sind die Geburtenraten also während und aufgrund des Lockdowns gestiegen, so ist es nur schlüssig, dass sie mit dessen Beendigung gesunken sind. Übrigens: In den Wintermonaten gibt es ohnehin immer weniger Geburten als im Sommer, was den Effekt noch mal minimiert (Quelle).

Kalifornien bestätigt, was Querdenker:innen nicht hören wollen

In Kalifornien zum Beispiel entwickeln sich die Geburtenzahlen im Vergleich zu Deutschland genau in die entgegengesetzte Richtung: Dort kam es im Vergleich zum Vorjahr in den ersten drei Monaten 2022 zu mehr Geburten (Quelle). Und das obwohl am 01. Juni 2021 bereits 57,2 Prozent der kalifornischen Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten hatten (Quelle). Doch auch dafür haben Querdenker:innen eine passende ‚Ausrede‘ parat. So schreibt einer von ihnen: „Die monatlichen Lebendgeburten in Kalifornien geben im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz weniger Anlass zur Sorge. Der starke Rückgang Anfang 2021 ist wahrscheinlich auf weniger Empfängnisfälle während der ersten Lockdowns 9 Monate zuvor zurückzuführen.“ 

Hier zählt nun also eine Erklärung, die die Impf-Gegner:innen für die deutschen Geburtenraten bewusst gar nicht bedacht haben – aufgrund eines beachtlichen Abfalls (in den USA) bzw. Anstiegs (in Deutschland) von Geburten könnten sich die Zahlen in den darauffolgenden Monaten verschoben haben. Das funktioniert am Beispiel von Deutschland selbst mit Querdenker-Logik – doch wie soll die Zahl von Geburten in Kalifornien überhaupt ansteigen, wenn dort aufgrund der Impfung vermeintlich alle unfruchtbar sind? Man sieht, um Impfgegner-Narrative zu bedienen, wird die logische Erklärung für niedrigere Geburten Anfang 2022 (, die im übrigens offensichtlich ja wieder steigen), bequem verschwiegen beziehungsweise erst NACH einem Desinformations-Artikel voller Suggestivfragen angebracht – wohl wissend, dass die wenigsten überhaupt so weit lesen.

Fest steht: Impfung lässt dich fruchtbar, sie schützt sogar vor Unfruchtbarkeit!

Allen denjenigen, die sich mit wissenschaftlichen Studien beschäftigen, ist eines ganz unabhängig von den Geburtenraten schon lange klar: Die Corona-Schutzimpfungen lassen dich fruchtbar. Das machen unzählige Studien mehr als deutlich. Der Volksverpetzer berichtete bereits im September 2021 darüber (mehr dazu).

Ihr bleibt fruchtbar! So täuschen euch Bhakdi & Co. mit Impf-Lügen über Unfruchtbarkeit

Erst kürzlich veröffentlichte die Boston University School of Public Health eine weitere Studie, die ungeimpfte und geimpfte Frauen mit Kinderwunsch gezielt miteinander verglich. Wie zu erwarten, wirkte sich die Impfung nicht auf deren Fruchtbarkeit aus (Quelle). Die Untersuchung reiht sich mit diesem Ergebnis etlichen Studien an, die genau das gleiche ergeben haben. Eine Infektion mit Covid-19 schränkt dagegen sehr wohl die männliche Fruchtbarkeit ein – allerdings erholt sie sich innerhalb einiger Wochen wieder (Quelle). Tatsache ist also: Die Impfung schützt vor (vorübergehender) Unfruchtbarkeit.

Wie so häufig: Querdenker:innen nutzen echte Daten, um ihre verquere Weltsicht zu legitimieren

Auf Twitter zeigt ein Nutzer übrigens im Zusammenhang mit den Geburtenzahlen mal wieder, wie Querdenker-Rhetorik funktioniert: Er postet die gesunkenen Geburtenzahlen Deutschlands und impliziert (mithilfe einer vermeintlich harmlosen Frage) eine Kausalität. „Werden Spermien, Eizellen oder beide durch das Vakzin beeinträchtigt?“ – Nein, werden sie nicht. Würde er sich einige Minuten nehmen, seine Frage ganz einfach in eine Suchmaschine einzugeben, so hätte er in Windeseile eben diese Antwort inklusive wissenschaftlicher Studien. Querdenker und Impfgegner VERSCHWEIGEN bewusst die Studien, die ihre vermeintlich harmlosen Suggestivfragen bereits widerlegen und präsentieren nur eine Statistik, die ohne Kontext und durch Verschweigen der Erklärung etwas impliziert, was in ihre falschen Narrative passt.

Anstatt sich aber an wissenschaftliche Erkenntnisse zu halten, machen sich Querdenker:innen die Welt mal wieder, wie sie ihnen eben passt. Und so wärmen sie eine Fehlinformation wieder auf, die auch durch einen temporären Rückgang von Geburten in Deutschland nicht zur Wahrheit wird. Denn es gibt auch nach 12 Milliarden verabreichten Impfdosen keinerlei Hinweise darauf, dass die Corona-Impfung unfruchtbar macht (Quelle). Worauf es stattdessen Hinweise gibt: Ivermectin, das Mittel der Wahl vieler Querdenker:innen im Kampf gegen Corona, birgt sehr wohl das Risiko der Unfruchtbarkeit (Quelle). Aber das wurde ja nicht von der Regierung – oder wie Verschwörungsideolog:innen sagen würden: Diktatur – empfohlen. Das wird schon gehen.

Artikelbild: shutterstock.com PH888 / Screenshots

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