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Sorry Impfgegner: Gibraltar zeigt in Wahrheit, wie gut die Impfung wirkt

von | Nov 24, 2021 | Analyse

Auf Gibraltar liegt niemand mit Corona auf der Intensivstation

Die irrationale Weltanschauung der Impfgegner:innen hat längst Wissenschaft und oft auch Logik verlassen. Die fanatische Ideologie wird nur durch Abschottung in Filterblasen und aus dem Kontext gerissenen – oft genug erlogenen – Geschichten und Zahlen aufrecht erhalten. Denn längst ist klar: Impfungen sind sicher und wirken. Unzählige Studien und der Blick auf die Realität zeigen es deutlich. Als psychologischen Schutzmechanismus haben die gläubigen Impfgegner:innen daher nur Schlagworte und Whataboutismen, mit denen sie jedem Fakt begegnen, um sich selbst zu vergewissern, dass sie gar nicht Unrecht haben können. Eines dieser Schlagworte, das tausendfach als Reaktion auf jeden weiteren Fakt kommt, ist „Gibraltar!“

Zuerst ein paar Fakten zu Gibraltar: Dort leben gerade einmal 35.000 Menschen (Quelle), die Corona-Situation ist nicht dramatisch: Nach offiziellen Angaben liegt nur ein einziger Mensch auf der Corona-Station im Krankenhaus. Intensiv wird keine einzige Person behandelt. Ungeimpfte machen einen deutlich überproportionalen Anteil an den Neuinfizierten aus (Quelle). Wie sind diese Fakten mit den schlechten Ausreden der Impfgegner:innen vereinbar? Gar nicht offensichtlich, die picken sich nur die Sachen heraus, die vermeintlich ihr falsches Weltbild untermauern.

Die weisen nämlich darauf hin, dass es auf Gibraltar angeblich eine Impfquote von 100% geben sollte und dass die Inzidenz dort bei über 1000 liegt. Letzteres stimmt ja auch. Aber dennoch sind dafür überproportional Ungeimpfte verantwortlich – und wie längst bekannt gibt es kaum schwere Verläufe.

Gibraltar hat offensichtlich nicht wirklich eine Impfquote von 117%

Aber kommen wir zuerst zu den Fakten: Denn logischerweise hat Gibraltar nicht wirklich eine Impfquote von 100%. Laut WHO sind dort inzwischen über 39 700 Menschen vollständig geimpft (Quelle). Das sind offensichtlich mehr Menschen, als dort überhaupt leben, es sind nicht 117% geimpft. Wo liegt also der Fehler? Die Sache ist die, dass in der Statistik nicht nur Einwohner:innen auftauchen. Sondern auch Pendler:innen etwa, die im benachbarten Spanien gemeldet sind und sich in Gibraltar haben impfen lassen. Laut Regierung pendelt mehr als die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung täglich über die Grenze (Quelle).

Dementsprechend liegt die wahre Impfquote sicherlich unter 100%. Allein schon deshalb, weil Kinder unter 12 noch nicht impfberechtigt sind. Tatsächlich sind auch die meisten Ungeimpften, die sich infiziert haben, minderjährig. Von 56 am letzten Freitag gemeldeten Fällen waren 29 ungeimpft (Quelle). Trotz vermutlich immer noch sehr hoher Impfquote sind vergleichsweise extrem viele Ungeimpfte infiziert. Dort ist es also viel sicherer: „Wäre die Sterbewahrscheinlichkeit in Deutschland die gleiche wie in Gibraltar, wären bei gleichbleibenden Infektionszahlen hierzulande etwa 23 200 Menschen weniger gestorben, als es tatsächlich der Fall war.“, rechnet die dpa vor (Quelle).

Weihnachten wurde nicht abgesagt

Auch reden Impfgegner:innen von einem Lockdown, den es in Gibraltar geben sollte und dass das Weihnachtsfest abgesagt worden sei. Auch das stimmt, wie so oft, nicht. Der Chief Minister Gibraltars schrieb auf Twitter deutlich: „Ich bin überrascht, dass ich das überhaupt sagen muss, ABER Gibraltar hat Weihnachten NICHT abgesagt.“ Es wurden nur große, von der Regierung geplante Veranstaltungen abgesagt und Menschen zur Vorsicht aufgerufen.

So eine hohe Inzidenz ist mit so wenig Menschen wie hier auch nicht schwer zu erreichen. Inzidenz ist eine Zahl im Verhältnis! Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei über 1000, das erreichen sie aber allein durch 730 aktive Infektionsfälle (Quelle). Und wie wir bereits wissen ist eine hohe Inzidenz auch nicht so schlimm, wenn die Impfquote – besonders in den Risikogruppen – hoch genug ist. Das ist doch der ganze Grund, warum wir zu mehr Impfungen aufrufen – und sogar eine Impfpflicht diskutieren.

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Fazit: Impfgegner-Ausrede geht nach hinten los

Stellen wir also fest: Die Impfquote ist nicht wirklich 100%, die hohe Inzidenz bedeutet bei der kleinen Bevölkerung immer noch wenige Infektionen und die sind überproportional auch noch Ungeimpfte. Von den Infizierten musste zum Glück auch niemand mit einem sehr schweren Verlauf auf die Intensivstationen. Die fanatischen Impf-Mythen-Verbreiter:innen zeigen am Beispiel Gibraltar also nicht, dass die Impfung nicht wirkt, sondern im Gegenteil, dass sie offensichtlich sinnvoll ist.

Artikelbild: pixabay.com, CC0

Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI.