8.730

Skandal: Rechtsextreme beim Lügen über Grüne Göring-Eckhardt auf Lesbos erwischt

von | Sep 26, 2020 | Aktuelles, Analyse

.. und wo sind die Beweise für die „Fake-Aufnahmen“?

Rechte und Rechtsextreme denken vorher, sie hätten Recht und suchen nur vermeintliche Bestätigungen dafür, dass es so ist. Deswegen verbreiten und fallen sie so oft auf Falschmeldungen und Hetze herein. Dass die tragische Situation der Schutzsuchenden auf Lesbos nicht eine menschliche Reaktion hervorrufen sollte, ihnen zu helfen, sondern dass es „Fake-Bilder“ seien, noch dazu vom Hassbild der Grünen, davon sind sie von Anfang an überzeugt. Und Mitte September lieferte ihnen eine vermeintliche Journalistin diese Meldung: „Grüne Spitzenpolitikerin Göring-Eckhardt bei Fake-Aufnahmen auf Lesbos erwischt“.

Rechtsextreme Lügen-Schleudern wieder mal erwischt

Rechtsextreme, die schon unzählige Male mit Hetze und Lügen negativ aufgefallen sind teilten die Meldung und die Videos ebenso wie AfD-Politiker:innen, die sich im selben Milieu bewegen. Man habe einen „Skandal“ aufgedeckt, was natürlich nur ein Triggerwort ist, damit Lesende emotional werden und nicht bemerken, dass ganz vergessen wird, diese Lüge auch zu belegen. Angeblich solle Göring-Eckhardt „mit Migranten“ (es sind Schutzsuchende) „Fake-Bilder für die Kameras“ produziert haben.

Die vermeintliche Journalistin, auf deren Videos sich die rechtsextremen Hetzer:innen berufen, hat diese Behauptung aber niemals belegt. Im Video sieht man lediglich, wie sie die Politikerin Göring-Eckhardt belästigt und lediglich damit droht, Aufnahmen einer Demonstration öffentlich zu machen. Die Rechtsextremen merken aber nicht mal, dass jeglicher Beweis fehlt, ihnen reicht der Anschein, die Schlagzeile, die ihre rassistische Weltanschauung bestätigt. Die einzelnen Fakten selbst sind unwichtige Details. Dabei ist die einzige, die beim Lügen erwischt wird, die Journalistin.

Konkret geht es um mehrere Szenen, neben der Belästigung und Bedrohung von Göring-Eckhardt. Die „freie“ Reporterin droht der Grünen-Politikerin damit, dass Göring Eckhardt jene Szenen, die die rechte Journalistin zuvor dokumentiert haben soll, nicht „falsch benutzen“ dürfe. Ja richtig, selbst die Journalistin, deren Gesinnung klar wird, wenn sie behauptet, dass Flüchtende „unser Land überschwemmen wollen“, behauptet im Video zunächst nicht mal, dass Göring-Eckhardt „Fake-Aufnahmen“ produziert habe. Das war eine spätere Ausschmückung, weil sich die rechtsextreme Lüge so besser verkauft.

Faktencheck: Die betreffenden Szenen

Wenn man das ganze 15-minütige Video der rechten Reporterin ansieht, das auch von anderen rechten und extrem rechten „Journalisten“ verbreitet wurde, bleibt jeglichen Beweis schuldig, dass die Grünen-Politikerin irgendwelche Bilder gestellt habe. Konkret geht es um einen Vorfall vom 11. September 2020 und um einen Protest der Geflüchteten, nachdem ihr völlig unzureichendes Camp zuvor abgebrannt war (Quelle). Die Kolleg:innen von AFP Faktencheck haben belegt, dass die Aufnahmen wirklich dort stattfanden. Das Team von Göring-Eckhardt hat wirklich vor Ort gefilmt und diese Aufnahmen später veröffentlicht:

Was an diesen Aufnahmen „Fake“ sein soll? Nichts. Die rechte Reporterin bringt aber ein paar vermeintliche Indizen, um ihre These zu belegen: So soll ein Kind gefilmt worden sein, sowie zuerst eine, später zwei ohnmächtige Frauen gesehen zu haben, die gar nicht ohnmächtig gewesen sein sollen. Einmal hat ein Mann sein kleines Kind extra für die Kameras hochgehalten (Hier das Bild). Die Reporterin behauptet, er habe das schon öfter gemacht. Selbst wenn das schon eine „Fake-Aufnahme“ sein soll – weder Göring-Eckhardt noch ihr Team hatten irgendetwas damit zu tun und waren auch auf keinen Aufnahmen zu sehen.

Der nächste „Beleg“ für die Rechtsextremen, dass Göring-Eckhardt „Fake-Aufnahmen“ produziert habe? So sollen zwei Frauen eine Ohnmacht nur vorgespielt haben. Auf den Aufnahmen hört man lediglich, wie die Frau behauptet, dass eine der schutzbedürftigen Frauen angeblich nur ohnmächtig gespielt habe. Zu sehen ist nichts davon. „Oh, da kommt die Nächste, so macht man das also, man erzeugt falsche Bilder, erst kann sie normal gehen und plötzlich stirbt sie fast“, behauptet sie.

Rechte beim Lügen erwischt

Vergleicht man die Aufnahmen jedoch mit anderen von der „Deutschen Welle„, wie das AFP Faktencheck gemacht hat, sieht man, dass die rechte Reporterin nicht nur keine Beweise hat, sondern auch einfach glatt Dinge erfindet: Es war die ganze Zeit nur eine Frau, die in Ohnmacht fiel, wie man erkennt. Und zu keinem Zeitpunkt sieht man die Frau aufrecht gehen. Auch nicht in den Aufnahmen der Rechten. In ihrer Aufnahme verliert sie die ohnmächtige Frau aus den Augen – und behauptet genau in dem Moment, als die Frau nicht mehr im Bild ist, dass sie wieder gehen könne.

Auf den Aufnahmen der Deutschen Welle sieht man allerdings, dass die ohnmächtige Frau weiter weggetragen wird. Die Fake News wurden also bereits ad hoc vor Ort produziert. In weiteren Aufnahmen der DW sieht man auch, wie die Frau auf eine Liege gelegt wird und zu einem Krankenwagen gebracht. Die rechte Reporterin macht an jener Stelle bewusst einen Schnitt und zeigt eine andere Frau, älter und mit einem Kopftuch in anderer Farbe. Sie behauptet einfach, es sei die gleiche Frau und will so Zuschauer:innen manipulieren. Währenddessen lügt sie die ganze Zeit: „Das ist eine Farce“, „Sie kann gehen“ und so weiter.

Und das ist auch.. alles

Ja, die ganzen Belege für die „Fake-Aufnahmen“ sind ein Vater, der sein Kind hochhielt und dabei fotografiert wurde und eine Frau, die in Ohnmacht fiel und über die Lügen verbreitet wurden. Selbst wenn die beiden Dinge sich so abgespielt hätten, wie dargestellt – mit nichts davon hatte Göring-Eckhardt etwas zu tun. Sie war lediglich vor Ort und die Reporterin mit eindeutiger ideologischer Gesinnung hatte ihr nur gedroht, die angeblich „aufgedeckte“ Manipulation nicht zu verwenden.

Und das war’s auch schon. Hier wurde mit sehr viel rechter Fantasie ein „Skandal“ gebastelt, der gar keiner war. Die Reporterin hat verzweifelt nach Belegen für manipulierte Bilder gesucht und diese am Ende einfach selbst herbeifantasiert. Und ironischerweise am Ende selbst durch falsche Behauptungen und gezielte Schnitte ihre Zuschauer:innen manipuliert. Und dann am Ende einfach Frau Göring-Eckhardt belästigt, die nichts mit den Aufnahmen zuvor zu tun hatte. Fertig ist die rechtsextreme Fake News, die fleißig von dem realitätsfernen Klientel und Leuten, welche ihnen seriösen Journalismus vorspielen, tausendfach geteilt wird.

Fazit

Die einzigen Fakes, die hier zu sehen waren, stammten von der rechten Journalistin und ihrem rechtsextremen Zielpublikum, das darauf sogar ihre eigene Fanfiction gesponnen hat, um die Fake News zu liefern, die es gerne lesen würde. Dass zu keinem Zeitpunkt irgendeine Manipulation belegt wird, noch dass Frau Göring-Eckhardt etwas damit zu tun haben soll, fällt den ideologisch verblendeten Konsument:innen nicht einmal mehr auf. Sie möchten, dass diese Lügen wahr sind.

Im Gegenteil, sie sind bereits völlig überzeugt davon. Wenn Influencer:innen sich hinstellen, bewusst geschnittene Aufnahmen zeigen und diese Behauptungen dazu aufstellen und irgendwie noch ihr Lieblings-Feindbild mit hinein ziehen, dann sind sie sich sicher, dass das alles schon stimmen wird und prüfen es nicht mehr nach. Sie möchten sich lieber aufregen, sie möchten lieber diese Lügen glauben und verbreiten. Und es ist gefährlich, dass es Menschen gibt, die ihr Geld damit verdienen, diese Fake-Aufnahmen zu produzieren und zu verkaufen. Und nein, es sind nicht die Grünen. Sondern meistens eher die, die sie hassen.

Zum Thema:

#WirhabenPlatz: Die „treffendsten“ Statements zu Moria

Artikelbild: Screenshot youtube.com


Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: