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Pro-Putin-Lüge: Mix Markt-Video ist 3 Jahre alt & stammt aus Russland

von | Mrz 25, 2022 | Analyse

Vermeintliche Randale im Mix Markt in Regensburg: Pro-Putin Propaganda

Seit der russische Angriffskrieg auf die Ukraine vor einem Monat begann, sehen sich russischsprachige Personen in Deutschland vermehrt Anfeindungen ausgesetzt (Quelle). Neben den realen Straftaten gegen russischsprachige Personen, häufen sich aber auch Fake News über vermeintliche Vorfälle (mehr dazu). Ziel dieser Fake News ist es, von den durch russische Soldaten ermordeten Ukrainer*innen in Putins Krieg abzulenken. So verbreitete kürzlich neben anderen die pro-russische Propagandistin Alina Lipp auf ihrem Telegram-Kanal „Neues aus Russland“ ein Video, das vorgeblich einen randalierenden Mann im Mix Markt in Regensburg zeige (Quelle). Doch das Video stammt nicht aus Regensburg, sondern Russland. Es ist auch drei Jahre alt (Quelle). Und zu Randalen kam es im Mix Markt auch nicht.

Lipps „Breaking Lies“: Um 3.000 Kilometer und drei Jahre verfehlt

Achtung Pro-Putin Lügen: Die Pro-Putin-Propagandistin Lipp schrieb in ihrem Telegram-Kanal: „Mix Markt Regensburg. Ein Mann richtet so viel Schaden an, wie er kann. In Mix Märkten werden hauptsächlich russische Produkte verkauft“.

Screenshot via Wiebe

Darin sieht man eine Person, die in einem Supermarkt Produkte aus den Regalen zu Boden schmeißt, bevor sie von einer weiteren Person gewaltvoll gestoppt wird. Was die Wahrheit ist, die man mal wieder bei Alina Lipp nicht erfährt: Das Video stammt aus einer Filiale des Einzelhandels Magnit in der russischen Stadt Uljanowsk. Dort kam es nach Angaben des russischen Fernsehsenders NTV am 25. März 2019 zu Randalen (Quelle).

Auch Mix Markt weiß von nichts

Laut der Website von Mix Markt handelt es sich um einen „russischen Laden für osteuropäische Lebensmittel“ (Quelle). Die Supermarkt-Kette umfasst allein in Deutschland 180 Filialen und ist zudem in westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Portugal und den Niederlanden zu finden (Quelle). Auf Anfrage durch den Volksverpetzer teilte die Assistentin der Geschäftsführung des Mix Markts, Maria Weber, mit: Es gab keine Randale in der Filiale in Regensburg. So schrieb sie am 24. März 2022: „Aktuell sind uns keine Konflikte zwischen den Kunden in Regensburg bekannt.“

In einer Stellungnahme distanzierte sich der Lebensmittelhandel bereits Mitte März vom „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, den [er] rückhaltlos verurteilt“ (Quelle).

So wies das Schreiben daraufhin, dass der Anteil der Waren aus Russland gering sei und diese „nunmehr bereinigt“ werden (Quelle).

Video wurde von Lipp gelöscht und findet trotzdem großen Anklang

Lipp hat das Video irgendwann zwischen dem 23. und 24. März von ihrem Telegram-Kanal stillschweigend gelöscht. Dennoch dürfte es bis dahin bereits hinreichend Aufmerksamkeit bekommen haben: Schon am 22. März hatte der Beitrag 44.000 Klicks erlangt (Quelle).

Insgesamt verfolgen Lipps Propaganda-Kanal mehr als 100.000 Abonnent*innen. Und auch darüber hinaus zieht das Video seit dem 22. März auf Sozialen Medien wie Twitter (Quelle) und Facebook (Quelle) weite Kreise. Die Beteiligten scheinen zu glauben, der vermeintliche Vorfall spiegele „die Ernte medialer und politischer Hetze“ wider, wie ein*e Nutzer*in auf Twitter titelte (Quelle).

Über die Hintergründe und die vielen Fake News, die Alina Lipp mit nachgewiesenen Kontakten zum Kreml-Propaganda-Apparat in ihrem Desinformations-Kanal verbreitet, um Putins Invasion zu relativieren und zu feiern haben wir hier ausführlich gesammelt:

Alina Lipp: Der größte deutsche Pro-Putin-Propaganda-Kanal auf Telegram

Desinformation soll seriöse Medien diskreditieren und Putins Krieg glorifizieren

Einige russenfeindliche Angriffe finden bereits statt, sie müssen nicht erst mithilfe veralteter Videos und Fake News inszeniert werden. Und dennoch nutzen Propagandist*innen wie Alina Lipp die herrschenden Spannungen für ihre Pro-Putin-Propaganda Erzählungen. Indem sie russische Menschen in Deutschland besonders benachteiligt und bedroht dastehen lassen, untermauern sie ihre Weltsicht von Putin als großem „Freiheitskämpfer“. Ein wichtiges Ziel ist das Ablenken und Relativieren von den tausendfachen Tötungen von unschuldigen Menschen in der Ukraine durch das russische Militär. Zugleich werten sie die Berichterstattung seriöser Medien ab, indem sie diese für die Anfeindungen gegen Russ*innen verantwortlich machen.

Artikelbild: Screenshots

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