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Was für „Opfer“: „Identitäre Bewegung“ inszeniert eigenen „Rauswurf“

von | Nov 21, 2018 | Bericht

Ähm, ja ok.

Wie wir bereits heute Morgen berichtet haben (Hier) störte die rechtsextreme Bewegung der so genannten „Identitären Bewegung“ eine Vorlesung eines unserer Autoren, Eric Wallis, der als „Wortgucker“ auf Twitter und auf Facebook über Framing und politische Meinungsmache aufklärt. Bei der jährlichen 24-Stunden-Vorlesung der Uni Greifswald am Wochenende sprach er in seinem Vortrag wieder darüber, wie Framing funktioniert.

Auch zeigte er, wie rechtes Framing funktioniere. Insbesondere die Tatsache, dass man sich im rechten Framing als Opfer darstellen möchte, erklärte er. Genau dann kam die vom Verfassungsschutz beobachtete „Identitäre Bewegung“ hereingestürmt. Ihre Hoffnung: Dass man sie für ihre freche Störung herauswirft.



die Aktion ging nach hinten los

Doch mit Eric Wallis haben sie sich den falschen Dozenten ausgesucht. Er wusste genau, was sie vorhaben. Sie wollten herausgeworfen werden, oder ausgebuht werden. Damit sie – deshalb das Banner „Man wird doch in diesem Land noch seine Meinung sagen dürfen“ – so tun können, als hätten sie nicht gerade eine laufende Vorlesung gestört und anderen die Redezeit genommen, sondern als ob man ihre Meinung verbieten würde oder sie unterdrücken. Lächerlich, aber effektiv, wenn man später nur ein paar Videoschnipsel sieht. Doch so reagierte Wallis:

Wallis bietet ihnen also einfach an, mit ihm zu diskutieren und die Vorlesung anzuhören – Worauf sie sofort den Saal verlassen. Die Aktion ist gescheitert. So einfach geht das. Ihr live gestreamtes Video auf Twitter haben sie auch wieder gelöscht. Niederlagen werden ihren AnhängerInnen nicht gezeigt. Warum sind sie nicht zur Diskussion geblieben? Sie hätten nur verlieren können.

Wallis hat der so genannten „Identitären Bewegung“ ihre Opferhaltung genommen. Er hätte zwar jedes Recht gehabt, sie hinauszuwerfen, aber das gönnte er ihnen nicht. In einer Diskussion wäre nicht viel von ihrer Meinung übrig geblieben. Denn entweder hätten sie ihre menschenfeindliche Ideologie vor allen präsentieren müssen, oder sich vom Rassismus und Fremdenfeindlichkeit distanzieren. So oder so hätte ihre rechtsextreme Botschaft verloren.

Also inszenierten sie ihren „Rauswurf“ einfach selbst

Auf Twitter tauchen dann plötzlich diese Bilder der Rechtsextremen auf:

Link, Screenshot twitter.com

Warte, was? Woher sollen bitteschön die „Ordner“ gekommen sein? Das war eine Uni-Vorlesung. Es gab überhaupt gar keine Ordner, die irgendjemanden abführen hätten können. Vor allem gab es keine, die Leibchen mit der Aufschrift „Linker Terror“ trugen. Und vor allem nicht welche, die selbst bei der „Identitären Bewegung“ sind:

Mit „Identitäre“ meinen sie vielleicht „mehrere Identitäten“?

Et voilá: Wenn man ihnen nicht ihren Opferstatus gönnt, machen sie sich ihn eben selbst. Dumm nur, dass es eben keinen „linken Terror“ gab, keine „StaSi“. Ihnen wurde angeboten, mitzudiskutieren. Aber das spielt keine Rolle, denn im Internet kann man das schön alles weglassen und einfach die tollen, gestellten Bilder präsentieren, um die eigenen Anhänger aufzuputschen. Wetten, sie reden sich einfach damit raus, dass das „symbolisch“ war? Aber symbolisch wofür? Dass man in einer Diskussion ihre Logikfehler und rechte Gesinnung metaphorisch zur Tür herausgeworfen hätte?

Eric Wallis ist zufrieden: Seinen ZuhörerInnen konnte er im restlichen Vortrag anschaulich zeigen, wie rechtes Framing funktioniert. Obwohl sie eine Vorlesung gestört haben, obwohl sie ungefragt ihre rechtsextremen Botschaften gerufen haben, obwohl sie selbst sofort abgehauen sind und obwohl sie selbst nicht an einer Diskussion interessiert waren wollten sie „Opfer“ sein. Aber wer weiß, vielleicht meinten sie mit „#Gedankenpolizei“ und „#DDR“ einfach sich selbst?

So genial lässt dieser Dozent die Störaktion von Rechtsextremen auflaufen

Artikelbild: Screenshot twitter.com, Hier zum Wortgucker auf Facebook