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Mord-Fantasien nach AfD-Fake-Zitaten über Söder & Co. zur Rente

von | Juni 4, 2025 | Faktencheck

Als in den AfD-Gruppen in den letzten Jahren massiv Fake-Zitate über die Grünen fabriziert wurde, machte die Union beim Grünen-Bashing gerne mit. Jetzt wird sie selbst das Ziel solcher Lügen-Kampagnen von Rechts. Fake-Zitate von Söder, Voigt oder Merz rund um das Thema Rente machen die Runde. In den AfD-nahen Gruppen möchte man zum Beispiel einen Söder auch mal dafür „erschießen“.

Zuerst die Fakten: Rentenvorschläge der Union

Vor Kurzem hat die Union eine Debatte darüber begonnen, dass in Deutschland „mehr gearbeitet“ werden müsse, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu sichern. Bundeskanzler Friedrich Merz stellte in seiner Regierungserklärung am 14. Mai 2025 unter anderem die Idee einer sogenannten „Aktivrente“ vor, mit der „freiwilliges Weiterarbeiten auch jenseits des 67. Lebensjahres“ ermöglicht werden sollte.

Kurz darauf griff CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann die Diskussion auf und nannte in einer Talkshow Rentnerinnen und Rentner als eine Gruppe, die mehr arbeiten könnte, wenn es nach den Vorstellungen der Union gehe. Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) hatte bereits im Dezember 2024 in seiner Funktion als Vorsitzender der ostdeutschen CDU-Ministerpräsidentenkonferenz die Einführung einer Aktivrente gefordert. Direkte Rentenkürzungen hat in der Union keine der Personen wörtlich gefordert.

Bayern – und damit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) – hat in der öffentlichen Debatte ebenfalls niemals eine pauschale Rentenkürzung für „arbeitsunwillige“ Ruheständler gefordert. An diesen Forderungen gibt es viel (legitime) Kritik – mehr dazu am Ende des Textes -, aber in den AfD-Kreisen passiert das, was dort immer passiert: Die Wirklichkeit wird massiv verzerrt, es wird gelogen und getäuscht, um die AfD-Anhängerschaft aufzuhetzen. Und sie weiter dazu zu indoktrinieren, für den Faschismus zu kämpfen.

Fake-Zitate, um die leichtgläubigen AfD-Extremisten aufzuhetzen

In rechten Telegram- und Facebook-Gruppen verbreiten AfD-Anhänger mehrere erfundene Zitate: Das eine, ein angebliches Interview von Mario Voigt in der „Süddeutschen Zeitung“:

„Ich stimme Herrn Söder zu, arbeitsunwilligen Rentnern die Rente zu kürzen oder sogar komplett zu streichen. Denn wer nicht arbeitet, soll auch nichts von uns Steuerzahlern bekommen.“

Das Zweite, ein vermeintliches Statement von Markus Söder, das behauptet, der bayerische Ministerpräsident habe eine Rentenkürzung gefordert. Und dass Rentner kein Geld erhalten sollten, wenn sie nicht arbeiten wollten.

Beide Zitate sind frei erfunden. Die Faktenchecker von afp haben im Online-Archiv der „Süddeutschen Zeitung“ kein derartiges Interview gefunden, und auch ein Sprecher bestätigte ebenfalls, dass es gelogen ist. Auch das Söder-Zitat ist natürlich Fake, die bayerische Staatskanzlei bestätigte das ebenfalls auf AFP-Anfrage.

Ein weiteres Beispiel für diese demokratiefeindliche Masche ist ein gefälschtes Zitat, das Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zugeschrieben wird:

Angeblich habe er erklärt, Russland sei „daran hauptsächlich schuldig, dass unsere Rentenkassen über die Jahre geplündert wurden und wir uns jetzt über bundesweite Rentenkürzungen Gedanken machen müssen“. Diese Aussage wurde auf einem rechtsextremen Telegram-Kanal verbreitet. Tatsächlich lässt sich das Zitat nirgendwo in seriösen Quellen belegen. Ein Sprecher der CDU bestätigte der dpa, dass Merz diese Worte nie gesagt hat.

Jetzt treffen die AfD-Lügen die Union

Klar, die Debatte innerhalb der Union, wonach in Deutschland künftig mehr gearbeitet werden müsse, unter anderem durch Freiwilligenprogramme für Rentner, ist echt. Aus dieser Diskussion heraus spinnen rechtsextreme Netzwerke nun bewusst falsche Zitate, um Stimmung gegen die CDU/CSU zu machen und gleichzeitig politische Gegner wie Voigt, Merz und Söder zu diffamieren. Die medial unbedarften AfD-Anhänger haben irgendwelche Forderungen der Union in die Richtung gehört und durch diese Fake-Zitate, die so maximal empörenswert gemacht werden, soll ihr Hass geschürt werden.

Es ist eine alte Masche und ein gut eingeöltes Medien-Ökosystem um die AfD. Aber bisher hat es überwiegend die Grünen getroffen.

Die Union und ihr nahestehende Medien wie BILD und WELT haben jahrelang davon profitiert. Und gehörig mitgemischt beim „Grünen-Bashing“ und teilweise auch selbst viele derartige Fakes in die Welt gesetzt.

Seit Jahren wird – auch in der Union wohlgemerkt – davor gewarnt, dass es die Demokratie gefährdet, wenn es sich wie um die AfD normalisiert, einfach dreist zu lügen. Jetzt trifft es massiv die Union, die wie keine andere Partei auf Rechtspopulismus setzt, um erfolglos Wähler von der AfD abzuziehen. Vielleicht sieht man dort jetzt, wenn man systematisch selbst Opfer dieser Kampagnen wird, deutlicher, wie perfide das ist. Und wie verloren AfD-Anhänger für die Demokratie und den Diskurs schon seit langem sind.

Morddrohungen, Hass, Hetze gegen Söder, Voigt & Co.

Die von der Recherchegruppe „DieInsider“ gesammelten Screenshots von AfD-Politikern, AfD-nahem Personal und einschlägigen Chatgruppen bestätigen: Es handelt sich nicht um Einzelfälle. In den AfD-Gruppen werden massiv derartige Lügen gepostet. Die Fakes werden entweder direkt von AfD-Politikern geteilt. Oder AfD-Politiker sind dort Admins. Da gibt es vereinzelt Zweifel an der Echtheit der Zitate – aber ehrlich gesagt interessiert es niemanden. Denn Hetze ist wichtiger. Dass sie Lügen glauben, ist den meisten AfD-Anhängern egal. (Wie soll man solche Leute inhaltlich überzeugen?)

Dabei schrecken AfD-Anhänger schon lange nicht mehr in persönlichen Chats und in geschlossenen Gruppen vor Gewaltfantasien und Morddrohungen zurück. Das trifft Politiker schon seit Jahren. Viele haben sich deshalb schon aus der Politik zurückgezogen. Das traf in Wahrheit auch schon immer die Union: Marco Wanderwitz (CDU) zog sich zurück. CDU-Politiker Walter Lübcke wurde von einem AfD-Anhänger sogar nach einem rechten Shitstorm erschossen.

Offene Aufrufe zur Gewalt oder zumindest zur Ausgrenzung, gewalttätiger Umsturz, Kriegsgericht, Selbstjustiz ist brutaler Alltag bei den AfD-Gruppen hinter verschlossenen Türen. Immer wieder geht es darum, dass sich jemand um Habeck, die Regierung oder „die Grünen“ „kümmern“ müsse, er „weggesperrt“, „um die Ecke gebracht“ oder „abgeknallt“ gehöre. Der Lübcke-Mord wurde dort gefeiert. Solche Beiträge werden in AfD-nahen Foren, sei es auf Facebook, X oder Telegram, bejubelt und mit Empörungs-Emojis unterlegt. In vielen Fällen löschen die „Admins“ – oft AfD-Politiker – solche Posts nicht, sondern bringen sie sogar prominent wieder nach oben.

Dieses immer gleich ablaufende Muster zeigt, wie systematisch die AfD seit Jahren versucht, demokratische Parteien zu spalten und mit Lügenkampagnen Zwietracht zu säen. Wer sich nicht gegen solche Desinformation und Hetze stellt – auch wenn es bequemerweise den politischen Gegner trifft -, hilft dabei mit, Gewaltfantasien und Morddrohungen salonfähig zu machen.

Liebe Union, euch trifft es genau so!

An dieser Stelle müssen sich CDU und CSU mit den anderen demokratischen Parteien einig zeigen: Die gesichert rechtsextreme AfD und ihre rechtsextremen, verfassungsfeindlichen Anhänger sind nicht nur ein „bequemer Gegner“, solange die Lügenkampagnen vorrangig gegen die Grünen, Linken oder Sozialdemokraten gerichtet sind. Das müssen Politiker wie Söder oder Merz lernen, bevor es zu spät ist. Wenn man heute noch tatenlos zusieht, wie die AfD ihren Hass gezielt überwiegend erst gegen ein zentrales Feindbild (etwa „die Grünen“), ehe sie schon morgen dieselben Methoden gegen Union und SPD einsetzt, trägt man selbst dazu bei, dass diese Gefahr weiterwächst.

Die Union muss begreifen, dass AfD-Propaganda keine „harmlosen Wutbürger­aussagen“ mehr sind, (die man auch noch ernst nehmen sollte!), sondern bewusste Strategien der gezielten Demokratiezersetzung. Wer lügt, hat offensichtlich keine ernsthaften Anliegen, die man ernst nehmen muss. Und sie lügen pausenlos. Die AfD und ihre Vorfeld-Hetzmedien machen längst keinen Unterschied mehr zwischen den demokratischen Parteien. Oder was wahr ist oder nicht. Diejenigen, die heute noch glauben, man könne die AfD „inhaltlich stellen“, insbesondere, indem man rechtswidrige Asylpolitik macht, werden morgen selbst zum Ziel werden, wenn diese Partei sich ganz offiziell als ‚Retter‘ aller Unzufriedenen inszeniert hat.

Deshalb sollte sich die Union nicht länger scheuen, auch eine ernsthafte Debatte über ein mögliches Verbotsverfahren gegen die AfD zu führen. Schaut, was unter der Oberfläche für Hass und Mordfantasien brodelt. Wer mit Lügen den Boden für Verschwörungsmythen und Gewaltaufrufe nicht unversehens weiter beliefern will, muss Rückgrat zeigen. Und das gemeinsame Ziel einer wehrhaften Demokratie in den Vordergrund stellen. Demokratische Solidarität endet nicht an Parteigrenzen: AfD, Rechtsextreme und ihre Lügen sind ein Feind aller freien Gesellschaft. Und sie geben sich erst dann zufrieden, wenn die Freiheit aller abgeschafft ist.

Peter Kneffel/dpa, Screenshots DieInsider. Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe umformuliert. Wie Volksverpetzer KI verwendet.

Korrekturhinweis: In einer früheren Fassung des Textes stand ein Absatz, der auf die Widersprüche des Wahlkampfversprechens der Union hinwies und eines Kommentars des parlamentarischen Geschäftsführers in einem Interview. Dieser stellte sich kurz nach Erscheinen des Textes richtig, womit der Absatz redundant wurde. Wir haben ihn deshalb gelöscht.

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