Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die Ukraine war in den deutschen Medien während der letzten Wochen und Monaten nicht mehr ganz so präsent, wie im vergangenen Jahr. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass nach wie vor im Osten Europas ein mörderischer Krieg tobt, der Menschenleben kostet. Und auch die russische Propaganda schläft nicht – doch sie wird immer verzweifelter, immer absurder. Weil auch auf Volksverpetzer das Thema zuletzt wenig präsent war, haben wir für euch drei der heftigsten Propaganda-Eigentore des Kremls gesammelt, die ihr in den letzten Wochen vielleicht verpasst habt.
Sorry, Kreml-Propaganda: ukrainischer Geheimdienstchef lebt!
Über die letzten Wochen leistete sich die Kreml-Propaganda deswegen eines der dümmsten Eigentore seit langem. Sie machten den ukrainischen Geheimdienstchef Kyrylo Budanow, der vorher außerhalb der Ukraine eigentlich nur in informierten Kreisen bekannt war, zu einem geradezu mythischen Helden. Über mehreren Wochen hinweg behaupten die Kreml-Propagandisten, dass Budanow wahlweise getötet worden sei oder in einem Berliner Krankenhaus im Koma liegen würde. Zur Untermauerung ihres Fakes führen sie unter anderem das deutsche Nachrichtenmagazin STERN als Quelle an. Richtiger Fail, denn der STERN selbst widerspricht einfach öffentlich der russischen Fakenews.
Auch wurde dann von ukrainischen Journalisten ein aktuelles Video mit Budanow veröffentlicht. Es beweist das Offensichtliche: Budanow lebt.
Und auch die britische Wochenzeitung Economist hat ein Interview mit Budanow geführt und bestätigt, dass er am Leben ist.
Der Kreml hat laut ukrainischen Angaben bereits 10 mal versucht, Budanow zu töten. Budanow gilt als planender Kopf hinter den zahlreichen mysteriösen “Explosionen” auf russisch kontrolliertem Gebiet gegen russische Besatzer, Infrastruktur und Kollaborateure. Mit ihren Fakenews über sein vermeintliches Ableben zeigen die Kreml-Unterstützer eigentlich nur, wie viel Angst und Respekt sie vor Budanow haben – und machen ihn zu einem immer bekannteren Helden der Ukraine.
Kreml-Propaganda versucht es immer wieder mit demselben Video!
Am 8. Juni verlor die Ukraine mehrere Bradleys und Leopards beim Versuch russische Linien zu stürmen. Seitdem wird vom Kreml immer wieder die gleiche Szene gepostet, um zu suggerieren, dass regelmäßig westliches Equipment zerstört würde. Allein dreimal postete es das russische Außenministerium im Juni im Abstand von einigen Tagen:
Statt Angst und Schrecken löste diese Taktik aber eher Belustigung aus. Und bot Material für Memes:
OSINT-Experte Eliot Higgins kommentierte auf Twitter:
“When you use one video so much in your propaganda, it becomes pretty obvious you’ve only got one video to use.”
OSINT-Experte Eliot Higgins auf Twitter
“Wenn du das gleiche Video so oft in deiner Propaganda verwendest, wird es ziemlich offensichtlich, dass du nur ein einziges Video zur Verfügung hast.”
Der Open-Source Tracker “Oryx” veröffentlichte auch eine Liste aller russischen Behauptungen von zerstörtem ukrainischen Equipment. Das Lustige daran: Glaubt man der Kreml-Propaganda, hat Russland von einigen Rüstungsgütern schon mehr zerstört, als die Ukraine überhaupt besitzt! Beispielsweise hat Russland schon 48-mal die Zerstörung von HIMARS-Raketenwerfern gemeldet – die Ukraine hat allerdings nur 16 und mindestens ein paar davon sind offensichtlich noch operabel.
Toller Wiederaufbau – ratet mal, warum der nötig war!
Dass den Kreml-Propagandisten die Ideen ausgehen, zeigt auch dieses Video der russsichen Propaganda:
Darin ist zu sehen, dass Russland ein paar Wohnhäuser im von Russland völlig zerstörten Mariupol wieder aufgebaut haben. Dafür wollen sie jetzt offensichtlich Lob und Zuspruch haben – obwohl sie die Gebäude zuvor selbst im Rahmen ihres völkerrechtswidrigen Angriffskriegs zerstört hatten. Aktuelle Satellitenbilder zeigen aber, dass ein Großteil von Mariupol immer noch vollständig zerstört ist.
Viele Nutzer empörten sich über die zynische russische Propaganda und machten auf die Verbrechen der russischen Armee aufmerksam:
Die Propaganda ging also erneut völlig nach hinten los, weil es eine gute Gelegenheit für alle war, erneut auf die russischen Verbrechen in Mariupol hinzuweisen. Unter anderem wurde dort ein Theater bombardiert, in dem Zivilisten Schutz gesucht hatten. Die Schutzsuchenden hatten das Gebäude extra mit dem Wort „Kinder“ gekennzeichnet. Russische Bomber nahmen darauf keine Rücksicht. Genauso wenig wie bei der Zerstörung der Geburtsklinik von Mariupol, die ebenfalls von russischer Propaganda begleitet war. Wir berichteten:
Russische Propaganda versagt
Die russische Propaganda tut sich offensichtlich schwer. Jeden Tag begehen russische Soldaten in der Ukraine schlimmste Verbrechen. Der Krieg wäre sofort vorbei, wenn diese Soldaten einfach abziehen würden.
Das ist natürlich recht kompliziert, dagegen anzulügen.
Zum Glück für den Rest der Menschheit versagt die russische Propaganda dabei immer häufiger – und liefert der Ukraine und ihren Unterstützern einen Grund, sich über sie lustig zu machen. Gleichzeitig sollten wir uns bewusst machen: Auch wenn die russische Invasion in die Ukraine nicht mehr ganz so präsent in den Medien ist, wie sie es im vergangenen Jahr war, tobt dort weiterhin ein mörderischer Krieg, den Russland nicht zu beenden bereit ist. Wir sollten weiter aufmerksam bleiben und uns nicht von russischer Propaganda beeinflussen lassen.
Ein häufiges Thema der russischen Propaganda haben wir übrigens in diesem Faktencheck widerlegt. Denn ja: Die Sanktionen wirken.
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