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Blockt Nazis! Warum es keinen Sinn macht, mit Faschisten zu diskutieren

von | Nov 19, 2019 | Aktuelles, Gastkommentar, Kommentar, Social Media

Blockt Nazis!

Wir alle kennen sie: Rechte Trolle, die sich in Diskussionen einschalten um jede Menge Verschwörungstheorien, Hass und Hetze ins Internet zu speien. Angesichts des kolossalen Schwachsinns fällt es oftmals schwer, sich zurückzuhalten, also entgegnet man mit Fakten. Diese quittiert ein Troll wiederum gerne mit noch mehr Unsinn, Beleidigungen und Whataboutism.

„Don´t feed the troll!“, lautet eine bekannte Devise, an der – wie ich erläutern werde – viel dran ist: Steigst du in die Diskussion mit einem rechten Troll ein, anstatt ihn zu blocken, hast du schon verloren. Nicht etwa, weil die Argumente und Fakten auf seiner Seite wären, sondern weil er überhaupt nicht an Argumente und Fakten glaubt.



Es geht Nazis nicht um einen Austausch, sondern um Meinungshoheit

Es geht Nazis nicht um Diskurs, Austausch oder Wahrhaftigkeit. Sie trachten nach Aufmerksamkeit, Angst und Reichweite. Sie wollen den öffentlichen Diskurs vergiften, um die eigene krude Weltanschauung zu propagieren. Objektiv gesehen leben Nazis natürlich in der gleichen Welt wie wir alle; subjektiv hingegen – in ihrer ganz eigenen: Dort sind sie ausschließlich umgeben von Freunden und Feinden. Freund ist, wer sich zu „dem deutschen Volk“ zählen darf.

Feind ist, wer optisch nicht in das Schema des „strammen Deutschen“ passt, einer anderen Religion angehört, homo-, bi-, oder transsexuell ist und sowieso jeder, der sich gegen rechte Wahnvorstellungen ausspricht oder aussprechen könnte und so weiter. Deshalb hassen Nazis Wissenschaftler*innen und Journalist*innen. Vor allem Wissenschaftler*innen begreifen und erklären die Welt, indem sie Fakten sammeln, aus denen sie wiederum ihre und unsere Realität formen.

Eine Herangehensweise gemäß der Aufklärung, die man in etwa so zusammenfassen könnte: Bediene dich deines menschlichen Verstandes! Sei kritisch! Lass dich nicht von Vorurteilen leiten, sondern bilde deine eigenen, faktengebundenen Urteile über die Welt. Und wenn du keinen unmittelbaren Zugriff auf Fakten hast, dann vertraue lieber ausgewiesenen Experten anstatt Quacksalbern. Diskutiere aufrichtig und offen und möge das bessere Argument gewinnen.

Faschismus basiert nicht auf Wahrheit oder Wissenschaft

Nazis gehen den umgekehrten Weg: Ihre Welt ist bereits ausschließlich bevölkert von Freunden und Feinden. Die vermeintlichen Freunde sind wertvoll, moralisch und schützenswert. Die herbei halluzinierten Feinde hingegen wertlos, gefährlich und zu bekämpfen. Ein ebenso einfaches, wie verzerrtes Weltbild, in das alle Fakten und Argumente gepresst oder ignoriert werden, falls sie sich nicht einbinden lassen. Deshalb teilen rechte Trolle so gerne Fakenews, Verschwörungstheorien und Lügen.

Deshalb lesen sie „alternative Medien“ und liken Höckes nächste faktenfreie Hasstirade. Und deshalb glauben sie den verschwörerischen Unsinn, den sie irgendwann mal auf irgendeinem unseriösen Blog gelesen haben. Deshalb interessieren sie sich nicht für deine Argumente, Quellen und Fakten. Wahr ist für den rechten Troll, Was sich wahr anfühlt und gleichzeitig die eigene verzerrte Weltsicht propagiert. Halbwahrheiten, Gerüchte, Verschwörungstheorien, Lügen und Fakenews werden zu „alternativen Fakten“ und wie echte Fakten behandelt.

Als sei es völlig egal, ob man Fakten sammelt, auswertet und falls nötig zur Korrektur der eigenen Weltsicht nutzt, oder ob man sie erfindet, ignoriert und verzerrt, bis sie der eigenen Weltanschauung dienen. Mit Nazis zu diskutieren ist also in etwa so sinnvoll, wie mit einer Taube Schach zu spielen: Sie wird alle Figuren umwerfen, aufs Schachbrett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen (frei nach Scott D. Weitzenhoffer). Wenn du also das nächste Mal den Drang verspürst, mit einem Nazi zu diskutieren, reiß dich zusammen und block ihn!

Zum Thema: Wie Faschismus funktioniert

NatsAnalyse: Warum es keinen linken Faschismus gibt & was Faschismus wirklich ist

Gastbeitrag von „Nazifresser“. Artikelbild: pixabay.com, CC0