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Widerlich! Querdenker bejubeln die Morde an Polizisten aus Kusel

von | Jan 31, 2022 | Aktuelles

„Querdenker“ bejubeln, dass zwei Beamte erschossen wurden

Am frühen Montagmorgen wurden im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz bei einer Verkehrskontrolle zwei Polizist:innen erschossen. Per Fahndungsfoto und Vollnamen sucht die Polizei den Tatverdächtigen, den 38-jährigen Johannes Schmitt (Quelle, Quelle). Es habe sich um eine routinemäßige Streifenfahrt und Verkehrskontrolle gehandelt, heißt es von der Polizei. Bei den getöteten Beamt:innen handelt es sich um eine 24-Jährige und einen 29-Jährigen. Kurz bevor der Kontakt mit der Zentrale abbrach, soll totes Wild im Fahrzeug gefunden worden sein. Die Bundesinnenministerin Faeser erklärt öffentlich, die Tat erinnere an eine „Hinrichtung“.

https://twitter.com/NancyFaeser/status/1488097809047957506

Bisher läuft die Fahndung, genauer Tathergang und Motiv sind unklar. Es werde mit Hochdruck nach den flüchtenden Tätern gefahndet, teilte die Polizei mit. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet, die Polizei bittet deshalb darum, im Landkreis Kusel keine Anhalter mitzunehmen.

https://twitter.com/Polizei_KL/status/1488047089506566149

Update 18:15: Die Polizei hat zwei Tatverdächtige gefasst (Quelle).

Motiv noch unklar – Querdenker kommentieren es gleich – mit Freude

Während die genauen Umstände der Tat noch unklar sind, ebenso wie das Motiv, wird auch in „Querdenker“-Telegram-Gruppen über die Tat diskutiert. Auf den ersten Blick sollte ein zweifacher Mord bei einer Verkehrskontrolle an Polizist:innen wenig mit der Ideologie und den vermeintlichen politischen Zielen der „Querdenker“ gemeinsam haben. Diese Gruppen demonstrieren angeblich vornehmlich gegen Corona-Maßnahmen und die Impfpflicht. Doch wenn man sich der extremistischen Ideologie hinter diesen Gruppen klar wird – und dass enorm viele Rechtsextremist:innen darunter sind, wird mehr klar.

Denn die vom Verfassungsschutz überwachte Bewegung hetzt seit Jahren gegen den Staat, Wissenschaft, Medien und alle Staatsorgane. Mit Hetze und Lügen wird dort jenes Feindbild aufgebaut. Besonders im Rahmen der Corona-Demonstrationen, die regelmäßig wegen absichtlich missachteter Auflagen mit den Behörden aufeinanderprallen – nicht selten mit Gewalt – sind Polizist:innen dort inzwischen ein verhasstes Feindbild. Um die Menschenverachtung vieler Individuen dieser Gruppen zu unterstreichen, wird die Tat aus Kusel dort von vielen bejubelt.

„Mitleid hält sich in Grenzen“, heißt es dort vermehrt, und dass es nur eine berechtigte Reaktion auf Polizeigewalt sein würde. Die „Querdenker:innen“ sind hier übrigens auf diverse Fake News hereingefallen, die ihnen helfen, sich zu radikalisieren und ihren Hass zu kultivieren. In „Querdenken“-Kreisen kursiert die Lüge, die Polizei soll einen Schießbefehl gegen Demonstrant:innen erhalten haben (Quelle). Man sieht: Mit diesen Lügen sehen sie Mord und Gewalt als berechtigt an. Auch der „Querdenken“-Mörder von Idar-Oberstein glaubte, sich nur mit Mord „wehren“ zu können.

Mord von Idar-Oberstein motiviert Maskengegner: Immer mehr „Einzelfälle“?

„2 staatssklaven weniger“

Die Meldung der Morde aus Kusel wird positiv aufgenommen: Man erklärt, es gebe „2 weniger bei den Spaziergängen“. Andere, offensichtlich rechtsextrem motivierte Mitglieder, nutzen das rassistische Codewort „Neubürger“, um auf altbekannte AfD-Narrative anzuspielen, und aus Reflex „Ausländern“ die Schuld zuzuschieben. Der Tatverdächtige ist der blonde Johannes Schmitt. Das absurde: Während die eine Person spottet, dass Morde durch „Migranten“ angeblich ungerechterweise heruntergespielt werden, bejubeln die anderen Mitkommentierenden in seinem Chat die Tat. Die kognitive Dissonanz fällt niemandem auf.

Die „Querdenker:innen“ bejubeln die Tat – „selber Schuld“. Sie denken, man dürfe Polizist:innen ermorden, weil andere Polizist:innen manchmal für die Einhaltung von Demo-Auflagen sorgen. Sie vergleichen offenbar alle Polizist:innen mit mörderischen Diktatoren. Diese Leute glauben wirklich, Polizist:innen hätten ihr Leben verwirkt, weil einige ihrer Kolleg:innen ihre Aufmärsche begleiten.

Diese Screenshots haben wir via Katharina König-Preuss:

https://twitter.com/KatharinaKoenig/status/1488089490480582656

Einige wenige reagieren mit Widerspruch auf diese widerliche, extremistische Weltanschauung. Doch auf viel Zuspruch stößt das nicht. Dort wird über den Wert der Menschenleben diskutiert.

Jubel und Verschwörungsmythen

Während also die eine Hälfte die Morde von Kusel bejubelt, meinen andere, das würde „man“ den „Ungeimpften anhängen“. Die kognitive Dissonanz ist Wahnsinn: Man freut sich über die Morde, will dem Mörder buchstäblich danken, dass er „Feinde“ vernichtet, aber hält es gleichzeitig für absurd, wenn jemand den Mörder mit ihrer Ideologie in Verbindung bringen könnte. Dabei sind sie die Einzigen, die das bisher getan haben. Unfreiwillige Offenbarung.

„Ich habe keine gefühle mehr bei solchen themen wenns um bullen geht“ [sic], heißt es dort. Da sieht man die Radikalisierung dieser Gruppen. Die Lügen und die Verschwörungsmythen von Telegram löschen jeden realistischen Blick und jede Empathie bei diesen Menschen aus. Durch das tägliche Füttern mit Lügen und Halbwahrheiten stumpfen diese ab und gewöhnen sich an das Hassen. Am Ende bejubelt man reflexhaft Morde wie den aus Kusel. Auch der Mörder von Idar-Oberstein erhielt sofort Applaus und Verständnis:

Querdenker-Terror: Pandemie-Leugner feiern & relativieren widerwärtig Mord

Fazit: „Querdenker“ werden immer menschenverachtender

Es sind natürlich längst nicht alle Stimmen der „Querdenker:innen“, die bei einem Mord mit bisher ungeklärten Motiven sofort gleichzeitig alte, rassistische Beißreflexe herausholen und gleichzeitig einen Mord bejubeln können, mit dem sie aber nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Wie gesagt: Nach jetzigem Ermittlungsstand könnte die Tat rein gar nichts mit den „Querdenker:innen“ und Rechtsextremist:innen zu tun gehabt haben, nicht einmal politisch motiviert sein. Die Fanatiker aus Telegram lassen jedoch tief in ihren Hass und Wahn blicken.

Es ist extrem widerlich und menschenverachtend. Zwar gibt es immerhin einige Stimmen, die widersprechen. Im Unterton wird jedoch zu jedem Zeitpunkt deutlich, dass die Polizei und jede:r einzelne Beamt:in als Feind betrachtet wird und entmenschlicht. Angeheizt durch die vielen Lügen und Halbwahrheiten, die dort täglich verbreitet werden. Diese Bewegung ist extrem gefährlich, nicht nur, weil sie die Hemmschwelle zu Gewalt und Mord senkt, und zu Gewalt im Alltag gegen Unschuldige führt, aber auch, weil sie demokratische Institutionen delegitimiert. Der Hass und die Mordfantasien bei AfD & „Querdenker:innen“ sind aber völliger Alltag.

Dieser Hass dort ist Alltag:

DieInsider: Wir decken undercover den täglichen Hass von Nazis & Querdenkern auf

Artikelbild: pixabay.com, CC0 / Screenshots

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