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Gestern wurde eine Frau von einem Deutschen erstochen – keine Schweigeminute der AfD?

von | Jun 16, 2018 | Aktuelles

Wenn Frauen von Männern ermordet werden, ist es in 80% der Fälle eine Beziehungstat. Deswegen werden auch die meisten deutschen Frauen von deutschen Männern ermordet. So auch in München gestern. Dass die AfD die Mehrheit der deutschen Mörder ignoriert ist Heuchelei.

Entgegen der Wahrnehmung der Einzelfälle, die sich die Presse immer wieder herauspickt – insbesondere dann, wenn es sich NICHT um Deutsche handelt, Studien zeigen, dass überproportional von Nicht-Deutschen Tätern berichtet wird – werden in Deutschland fast täglich Menschen ermordet. Die Berichterstattung verzerrt das öffentliche Bild darüber, wie die Verhältnisse wirklich aussehen. Insbesondere dann, wenn die AfD einen Fall wie den von Susanna für ihre realitätsferne Agenda instrumentalisiert. (Wir berichteten)

Es gibt keine Mord-Epidemie von Asylbewerbern – es gibt nur eine intensivere Berichterstattung. Vor allem, wenn die AfD immer wieder wie in Münster, Berlin oder in Viersen einen Vorfall schon nutzt, um gegen Asylbewerber zu hetzen, bevor es sich herausgestellt hat, dass es gar keine waren. Gestern wurde tragischerweise eine Frau in München erstochen, die Polizei geht von einer Beziehungstat aus. Die AfD schreibt nicht darüber. Die AfD inszeniert auch keine unangemeldete Schweigeminute im Bundestag.

Nicht Asylbewerber sind die Gefahr, sondern Männer

Bei Sexualdelikten haben sich Täter und Opfer in 80 Prozent der Fälle vorher gekannt, genau wie es bei Susanna der Fall war, wie in Viersen, wie jetzt in München. Statistisch gesehen ist die eigene Wohnung gefährlicher als ein Park bei Nacht. Silvia Zenzen vom Bundesverband Frauen gegen Gewalt erklärt, dass die Herkunft keine Rolle spielt: „Die Frauen, die zu uns in die Beratungsstellen kommen, die Zahlen, die wir haben, spiegeln das nicht wider.“

Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt wurden nicht importiert, so Zenzen: „Unsere Beratungsstellen gibt es seit 40 Jahren. Und das Thema war schon virulent, bevor so viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Das ist doch nicht durch andere Kulturen zu uns gebracht worden. Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem kulturellen Problem zu tun haben. Es geht hier um Machtverhältnisse. Es geht darum, wie Macht in der Gesellschaft verteilt ist. Patriarchalische Machtverhältnisse haben wir weltweit.“

Medieninteresse überproportional hoch bei Ausländern

Deshalb ist es auch klar, dass die meisten Opfer von Asylbewerbern andere Asylbewerber sind. Die AfD überdramatisiert die Gefahr für deutsche Frauen gewaltig und macht den Menschen in diesem Land unnötig Angst. Studien belegen, dass Gewalt gegen Frauen in allen Schichten und allen Herkunftsgruppen vorkommt. Das ist ein Männerproblem, kein Herkunftsproblem. Hinzu kommt, dass die Anzeigebereitschaft steigt, wenn der Täter ein Ausländer ist, das verzerrt die Kriminalstatistik.

Das Medieninteresse ist leider besonders hoch, wenn der Täter nicht deutscher Herkunft ist. Das beobachtet man verstärkt seit den Übergriffen in Köln im Silvester 2016. Das Problem gab es natürlich schon früher, aber es hat selten jemanden interessiert. Es ist eine Schande und eine Tragödie, was dieser Täter getan hat. Und er soll dafür seine gerechte Strafe erhalten. Aber die 98% nicht straffälligen, unauffälligen, anerkannten Asylbewerber jetzt eine Mitschuld zuzuschieben, ist abscheulich. Und alle Medien spielen das Spiel der Rechtsextremen mit.