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Radikalisierung: Corona-Rebellen wünschen sich Anschläge & Bürgerkrieg

von | Aug 9, 2020 | Aktuelles, Social Media

Corona-Rebellen radikalisieren sich immer weiter

Abgeschottet in ideologisch verblendeten Fake-News-Filterblasen findet mitten unter uns eine gefährliche Radikalisierung statt. Sog. „Corona-Rebellen“, Pandemiel-Leugner, Verschwörungsideolog*innen, eng vernetzt auch mit der rechtsextremen Bubble haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie eine eigene Echokammer gebildet, in der man sich eine eigene Realität konstruiert. Darin wird alles unhinterfragt geglaubt, was aufregend ist und die Hoffnungen und Vorurteile ihrer Inassen bestätigt: Dass die ganze Pandemie nur inszeniert sei, Merkel eine Marionette und Bill Gates auch irgendwelche dunklen Pläne. Von wem kontrolliert und zu welchen Zweck, die Erklärungen sind so vielfältig wie in sich widersprüchlich.

Aber das spielt keine Rolle, denn sie eint der Hass auf „die da oben“, Merkel, Bill Gates, die WHO, die (Lügen-)Presse, „das System“. Und so baut man sich eine in sich geschlossene Ideologie, in der man einfach nur „selbst googlen“ kann, um alle „Beweise“ zu finden, die man gerne hat – es gibt genug Leute, die in Telegram oder Youtube so tun, als gäbe es welche. Und die kann man finden. Die Selbstbeteiligung verstärkt das Gefühl, dass man etwas selbst entdeckt hat, dass man zu einem erlesenen Kreis gehört (mehr dazu). Und wer widerspricht, ist entweder bezahlt oder nicht „erwacht“.

Wie weit die Realitätsleugnung schon voran geschritten ist, sieht man an einer sehr prominenten Lüge nach der Corona-Demo in Berlin: Der Veranstalter behauptete einfach, es seien 60 mal mehr Menschen vor Ort gewesen, als tatsächlich da waren. Und die Corona-Rebellen-Filterblase will das wahr haben. Trotz unzähliger Gegenbeweise, Logikbrüche und entscheidend: Einem Beweis dafür. Was Fakt ist, darauf einigt man sich, in dem man sich das aussucht, was einem am liebsten passt. Alle anderen sind gehirngewaschen und gekauft.

Eingeständnis von Organisator von Corona-Demo in Berlin: Nur 17.000 Teilnehmer

Radikalisierung und Realitätsverlust

Dass diese immer weiter gehende Radikalisierung und Entfernung von Fakten und Vernunft nicht auf Dauer gut gehen kann, dafür sehen wir die ersten Anzeichen. Eine Bewegung, die ihre Größe gewaltig überschätzt, sich mit immer brutaleren Märchen weiter radikalisiert und dann nicht verstehen kann, warum die Mehrheit ihren Wahnvorstellungen nicht folgt, wird sich entweder verlaufen – oder gewalttätig werden. Angriffe auf Journalist*innen sind auf Corona-Demos keine Seltenheit mehr. Aber immer mehr Corona-Rebellen fantasieren von dem großen Knall.

Münster: Mitglied von „Corona-Rebellen“ ruft zum Mordanschlag auf

In ihren abgeschotteten Gruppen, in Telegram-Chats verbreitet nicht nur durchgedrehter Attila Hildmann Gewaltfantasien. Immer öfter beobachten wir, dass die ganze, künstlich angestachelte Wut ein Ventil sucht. „Es müsste mal jemand im Bundestag rein, und wenn auch nur eine ganz kleine Geiselnahme mit Waffengewalt“ [sic]. Darunter: Kein Widerspruch, stundenlang. Nur Likes und Zustimmung.

„Wenn Ihr oberen zehntausend einen Bürgerkrieg […] vermeiden wollt , beendet Euer dreckiges Spiel!“ [sic]

Und noch ein weiterer Post, der tausendfach geteilt wurde: Wenn die Bundesregierung sich nicht den 17.000 auf der Corona-Demo beugt und ebenfalls behauptet, es seien 1,3 Millionen da gewesen, dann „werden wir einen Bürgerkrieg bekommen“.

Sie rennen mit dem Kopf gegen die Wand der Realität. Und wenn die Wand überraschenderweise nicht nachgibt, dann drohen sie gleich mit einem Bürgerkrieg. So radikalisieren sich täglich zehntausende hinter den Kulissen auf Telegram und Youtube (mehr dazu). Die Corona-Pandemie hat schon hier tausende Leben gekostet. Wenn wir wollen, dass die Fake-News-Pandemie das nicht auch tut, müssen wir, insbesondere die Regierung und die Social Media-Plattformen stärker gegen Hass, Hetze und Fake News vorgehen.

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Artikelbild: Christoph Soeder/dpa


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