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So ekelhaft & sexistisch äußern sich Rechte über Luisa Neubauer

von | Jan 18, 2020 | Aktuelles, Kommentar, Social Media

Kritik an rechten, sexistischen Fantasien im Netz

Jolanda Spiess-Hegglin machte gestern auf mehrere Posts rechter und rechtsextremer Persönlichkeiten aufmerksam, die sich über die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer sexistisch äußerten. Jolanda Spiess-Hegglin ist Gründerin und Geschäftsführerin von #NetzCourage. #NetzCourage ist ein gemeinnütziger Verein, der sich dezidiert und aktiv gegen Hassrede, Diskriminierung und Rassismus im Internet stellt.

Mit „Bewunderung“ oder Anerkennung für die Aktivistin hat dies jedoch definitiv nichts zu tun. Denn weder wird sie für ihr Engagement für Fridays For Future oder rhetorische Fertigkeiten gelobt, noch sind ihre politischen Positionen bei diesen Personen gern gesehen, ganz im Gegenteil. So schreibt Eckhard Mackh „Also völlig unverständlich finde ich das nicht, daß Kaeser die anwerben wollte. Man muß ihr ja nicht zuhören.“ [sic] (Link) oder „Süßes Foto, oder etwa nicht?“ (Link). Mackh war bis 2018 in der CDU, dort Bundesvorstand der rechten WerteUnion, die eine Annäherung der CDU an die AfD möchte. Er wechselte anschließend zur „Blauen Wende“, der erfolglosen Neugründung von Ex-AfD-Chefin Petry (Quelle).

Wie Stephan Anpalagen recherchiert hat, wird Mackh unter anderem von Ralf Schuler, Leiter des BILD-Parlamentsbüros mit Beiträgen geteilt, die sich über die andauernde „Abgrenzung gegen rechts“ beklagen (Quelle). Oder von Rainer Wendt, CDU-Mitglied, Chef der DPolG Bundespolizeigewerkschaft, der von Parteimitgliedern als „Scharfmacher vom rechten Rand“ bezeichnet wird (Quelle) mit Beiträgen, in welchen Mackh Verschwörungstheorien über den Migrationspakt verbreitete (Quelle). Auch geteilt wird er von Klaus Sydow, AfD-Mitglied, der einen Beitrag über illegale Einreisen und diversen anderen Themen verbreitet (Quelle).



„Würde ich sofort ficken“

Luisa Neubauer wird hier rein auf ihr Äußeres reduziert, ihre Einstellungen zum Klimaschutz werden nur als lästige Nebensache abgetan. In den Kommentarspalten ist es allerdings noch schlimmer. Dort kommentiert ein AfD-Politiker „Kein Lustmolch ist illegal!“ Besonders unglaublich kommentiert der Rechtsaußen-Schriftsteller Akif Pirinçci: „Ja, würde ich sofort ficken, auch wenn ich mir danach stundenlang das Klima-Zeug anhören müßte“ [sic]. Pirinçci wurde bereits wegen Volksverhetzung verurteilt (Quelle), sein Buch wird im AfD-Shop beworben (Quelle), ist bei Pegida aufgetreten (Quelle) seine Bücher erscheinen in einem rechtsextremen Verlagshaus (Quelle), dessen Verleger Kubitschek eng mit der AfD-Spitze wie Alice Weidel in Kontakt steht (Quelle) und mit Höcke gut befreundet ist (Quelle)

„Das ‚würde ich ficken‘ ist in diesem Zusammenhang im Prinzip eine Drohung, erklärt Spiess-Hegglin. „Man hasst das Objekt, aber man würde es ficken. Dieses kleine Miststück. So könnte man diesem Miststück eventuell beikommen.“

„Es handelt sich um eine starke sexuelle Objektivierung, begonnen mit dem Ursprungspost („Süsses Bild“) und gesteigert „würd ich ficken“ (ohne Konsens?), diese Art Objektivierung kann man durchaus als gewaltvoll bezeichnen,“ sagt Spiess-Hegglin.

Einer der vielen Menschen, die Pirinçcis Kommentar geliked haben ist Claudio Schmid. Claudio Schmid ist Kantonsrat der SVP. Er verfasst Initiativen gegen Einwanderung, für Abschiebungen und gegen die doppelte Staatsbürgerschaft. Und findet offenbar diese sexualisierte Gewaltfantasie und die Herabwürdigung von von Luisa Neubauer extrem lustig.

Eklat in der Schweiz

In der Schweiz löste der Fall große Empörung und viel Kritik aus. Dort wird in wenigen Wochen über die Erweiterung der Rasssimusstrafnorm abgestimmt, welche Hass gegen Lesben, Schwule und Bisexuelle unter Strafe stellen will.

Bekämpft wird diese überfällige Gesetzesänderung von der SVP, allen voran von Claudio Schmid. Er nennt das Gesetz „Zensurgesetz“. Schmid verwechsele Hassrede mit Meinungsfreiheit, meint Spiess-Hegglin. Schmid leugnet, den Beitrag mit einem Lach-Smiley markiert zu haben (Quelle).

Sexismus

Zusammen mit der sexistischen Hetze gegen Greta Thunberg, der regelmäßig Vergewaltigungen gewünscht werden und Beiträgen wie diesen zeigt sich, dass rechte Narrative, die Migranten als fundamental sexistisch und gefährlich brandmarken, absolut geheuchelt sind.

Wenn eine Verschärfung des Sexualstrafrechts mit der Aufnahme der sexuellen Nötigung eben aufrund der „Kölner Silvesternacht“ – einem Synonym für sexuelle Gewalt, die ausschließlich Migranten zugeschrieben wird – dann „in erster Linie für die Männer schlimm“ sei, weil diese beispielsweise auf dem Oktoberfest sich nicht mehr trauen würden, „vernünftig“ zu flirten.

Und wenn Frauen wie Luisa Neubauer in Beiträgen wie diesen auf ihre Äußerlichkeiten und ihre „Fickbarkeit“ reduziert werden, dann hat die Verurteilung von Sexismus und Übergriffen auf Frauen aus diesen Ecken nichts mit Frauenrechten und Feminismus zu tun. Sondern ausschließlich mit rassistischer Heuchelei.

Artikelbild: Cookie Studio, shutterstock.com

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