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So treffend stellt die Anstalt die Debatte um FridaysForFuture dar

von | Apr 11, 2019 | Uncategorized

Die Anstalt for Future

In der jüngsten Folge der Anstalt (Hier in voller Länge beim ZDF) verhandeln Claus von Wagner und Max Uthoff zusammen mit Nils Heinrich, Maike Kühl und Abdelkarim die Debatte um FridaysForFuture und den Klimawandel. Und was die deutsche Regierung dafür (nicht) tut. Maike Kühl spielt in der ersten Szene die Klimaaktivistin Greta Thunberg und Nils Heinrich WELT-Chef Ulf Poschardt. Claus von Wagner schlüpft wieder in die Rolle Verkehrsminister Scheuers, der stellvertretend für die Regierung steht, und Max Uthoff verkörpert Isaac Newton als Stand-In für die Wissenschaft und den gesunden Menschenverstand.

Ein Kreuzfahrtschiff, das sich im Versinken befindet, wird als Metapher für den Zustand der Welt mit der Klimakrise als Metapher verwendet. Und Greta Thunberg scheint die einzige zu sein, die darin ein Problem sieht. Der „Erste Scheuermann“ und Ulf Poschardt empören sich jedoch mehr über den vermeintlichen Alarmismus als den drohenden Untergang. Poschardt als pars pro toto für den deutschen, konservativen Journalismus, wird als schnöseliger Erste-Klasse-Reisender karikiert, welchem die eigene Bequemlichkeit wichtiger ist als das Überleben. Eine Karikatur, die umso deutlicher sitzt, da der echte Poschardt von ihm teilweise zitiert wird.

Nach und nach arbeiten sie alle Einwände und Kritik an der Umweltbewegung mit pointierter Schlauheit ab. Abdelkarim, der einen Kellner spielt, fragt, warum von Greta Perfektionismus verlangt werde, wenn sich ihre Kritiker völlig rücksichtslos verhalten dürfen. Uthoff erinnert gemeinsam mit Kühl und Abdelkarim daran, dass strenge Maßnahmen beim Waldsterben, FCKW, Kinderarbeit und Sklavenarbeit auch die gewünschten Erfolge erzielten. Auch das „Arbeitsplätze“-Argument wird als Farce entlarvt, da in den erneuerbare Energien viel mehr Arbeitsplätze verloren gehen.



„Privatsache, das schiff sinken zu lassen“

Anhand ihrer berüchtigten Schaubilder demonstrieren sie eindrucksvoll, dass Deutschland seine Klimaziele deutlich verfehlen wird oder dass erneuerbare Energien wie Solar und Wind von der Regierung regelrecht behindert, statt gefördert werden. Und sie entlarven den „Kohlekompromiss“ nicht nur als sinnlos, sondern gar als Schwindel. So würden die Emissionen bis 2035 kaum sinken, Kohlekraftwerkbetreiber für das Stilllegen alter Werke würden aber sogar entlohnt.

Screenshot zdf.de

Am Ende versucht Uthoff, dass Maike Kühl als „Big Oil“, die als Hauptverantwortliche für die Emissionen ausgemacht wird, in die Verantwortung genommen wird. Kühl weist daraufhin, dass die großen Energiekonzerne unbekümmert mit Wertstoffen handeln, worauf Scheuer sie mit einem riesigen Scheck belohnt. Welches die 46 Milliarden Euro an Subventionen für Kohle, Öl und Gas darstellt, die die Bundesregierung jährlich zahlt. Was die Absurdität dieser Tatsache verdeutlicht.

Screenshot zdf.de

notwendiger Alarmismus

Wie gewohnt gekonnt und voller Sprachwitz entlarvt die Anstalt die Wirklichkeit hinter der Debatte ums Schuleschwänzen und liefert in einer dreiviertel Stunde eine vertiefte Perspektive auf das widersprüchliche Verhalten des Bundesregierung. So will man das Pariser Klimaabkommen erreichen, behindert jedoch erneuerbare Energien und subventioniert fossile Brennstoffe. Womit das Argument, der Staat dürfe nicht zu drastisch eingreifen, völlig auf den Kopf gestellt wird. Der Staat greift bereits massiv ein, jedoch zu Gunsten der Energiekonzerne.

Ein echter freier Markt wäre wahrscheinlich klimaneutraler, weshalb die Regierung nicht nur nicht genug gegen die Klimakatastrophe tut, sondern im Gegenteil, sie aktiv vorantreibt und Gegenmaßnahmen behindert, wie es die Anstalt porträtiert. Die Sendung endet höchst düster und bietet außer den drastischen Maßnahmen, die von FridaysForFuture und der Wissenschaft gefordert werden (Mehr dazu) keine Alternative zum buchstäblichen Untergang. Alles in allem höchst unterhaltsam und sehenswert, und zum 5-jährigen Jubiläum der Sendung ein gutes Argument, noch fünf Jahre drauf zu setzen.

Hier zur ganzen Folge:

Artikelbild: Screenshot zdf.de