20.850

Eigentor: Corona-Schwurbler wollten beweisen, dass Antikörpertests Fake sind

von | Jul 29, 2020 | Aktuelles, Corona, Corona-Fake, Social Media

Ein Test, der nach hinten los ging

In Anti-Maßnahmen-, Corona-Verharmloser- und Corona-Verschwörungsideoglen-Gruppen wird regelmäßig viel Unsinn über den Virus, Corona-Experten Dr. Drosten oder Corona-Tests verbreitet, um deren ideologische Weltanschauung mit vermeintlichen Fakten zu untermauern und die Pandemie, die Maßnahmen und die Regierung schlecht zu reden und Zweifel zu streuen. Eine vermeintliche Corona-„Enthüllung“ über Antikörpertests, von der du wahrscheinlich nicht gehört hast zeigt exzellent, wie die Verschwörungsideologen täglich versuchen, Material für ihre Narrative zu fabrizieren.

Der eigentliche Plan war: Verwirrung über die Effektivität von Antikörpertests zu erzeugen. Es gibt bereits virale (pun intended) Videos, die Falsch-Positiv-Raten, Spezifität und Sensitivität von Corona-Tests nutzen wollen, um Corona zu verharmlosen, welche wir bereits gecheckt haben (mehr dazu). Um angeblich zu beweisen, dass Antikörpertests nur ein Schwindel sein sollen, versuchen Verschwörungsideolog*innen, falsche positive Ergebnisse zu erzeugen und machen die Antikörpertests an allem möglichen. Es gibt Gerüchte, dass es positive Ergebnisse bei Papayas geben soll.

Wir haben hier also lauter Ahnungslose, die an Verschwörungsmythen glauben, die dutzende Tests machen, in der Hoffnung, zufällig irgendwo ein falsch positives Ergebnis zu bekommen, um damit zu beweisen, dass die Tests nicht funktionieren sollten, was wiederum beweisen soll, dass die ganze Pandemie Schwindel sei.

Verzweifelt auf der Suche nach Empörung

Dass die wahrscheinlich dutzenden Tests, die eben kein falsches positives Ergebnis geben dürften (sonst wären sie ausgeschlachtet worden), wiederum ist natürlich in deren Welt kein Indiz dafür, dass das mit Corona alles stimmen könnte. Woher ich weiß, dass die Fake-News-Schleudern ein falsch positiv Ergebnis sofort instrumentalisieren würden? Weil genau das vor einigen Tagen passiert ist. Eine Corona-Verschwörungsideologin veröffentlichte triumphierend ein Video (und auf Facebook Screenshots davon), dass sie angeblich Antikörpertests an Kaffee („DEUTSCHE WARE“) durchgeführt hat – und das Ergebnis würde Bände sprechen. Tut es wirklich.

Denn an der Prämisse und der Enthüllung stimmt einfach gar nichts. Und er scheitert schon an der wichtigsten Hürde: Dieser Test ist ganz offensichtlich NEGATIV! Der Beweis für den ganzen Corona-Schwindel, den sie da angeblich in der Hand hält ist ein negativer Test.

So funktioniert nämlich die Ideologie: Man testet nicht, um sich eine Meinung anhand des Ergebnisses zu bilden, sondern man sucht gezielt nach den (angeblichen!) Beweisen für die Meinung, die man schon vorher hatte. Die Frau erwartete, einen „Beweis“ zu finden, der ihre Vorurteile bestätigen würde – und hat das Ergebnis einfach für eines gehalten. Das ist das Grundproblem bei allen Vorurteilen und Fakes: Egal ob sie stimmen oder nicht: Die Menschen wollen darin einen Beweis sehen. Hier sieht man nur schön deutlich, wie das nach hinten los ging. Später wurde der Beitrag klammheimlich gelöscht.

Wie zuverlässig sind Antikörpertests?

Dieser Instrumentalisierungs-Versuch ging offensichtlich daneben. Aber selbst wenn der Antikörpertest beim Kaffee wirklich zufällig positiv gewesen wäre, würde das gar nichts beweisen. Denn: Fehler passieren, insbesondere bei falscher Anwendung und bei billigen Schnelltests. Ein Fall würde keine Wirksamkeit widerlegen und erst Recht nicht eine Pandemie. Aber zuerst: Antikörpertests sollen das Virus indirekt nachweisen. Die Antikörpertests untersuchen, ob eine Person Antikörper auf das SARS-CoV-2-Virus gebildet hat. Dafür werden ein paar Bluttropfen des Patienten mit Teilen des Virus gemischt und auf Antikörper untersucht. Von Schnelltests, wie sie hier genutzt wurden, wird aber derzeit noch abgeraten, da sie noch nicht so zuverlässig sind (Quelle).

Damit weißt man aber nur ein bis zwei Wochen später nach, ob man sich angesteckt hatte. Für einen akuten Verdacht nutzt man die sog. PCR-Tests. Manche Antikörpertests haben aber eine Fehlerquote bis zu zwei Prozent. Bei 100 durchgeführten Antikörpertests kann man erwarten, dass ein bis zwei Ergebnisse falsch sind – also dass man positive Ergebnisse hat, obwohl kein Covid-19 hatte. Das liegt daran, dass Antikörper gegen andere Viren aus Versehen für Corona-Antikörper gehalten werden. Der Test von Roche wirbt damit, dass sein Antikörpertest eine Spezifität von 99,81 Prozent habe (Quelle).

Ein falsch positiver Test würde belegen, dass Corona tödlicher ist

Die „Sensitivität“ hingegen sagt, wie viele Infizierte auch erkannt werden, hier gibt Roche zB. 100% an. Dennoch sind die Tests nun mal nicht 100% akkurat, besonders wenn sie vom Laien im Schnelltest durchgeführt werden. Ob man mit Antikörpern immun ist, ist auch noch unklar (Quelle). Ironischerweise heißt das sogar, dass ein falsch positiver Test genau das Gegenteil belegen würde wie das, was die Pandemie-Leugner sich erhoffen: Gibt es viele falsch positive Antikörpertests hieße das ja, dass viel weniger Menschen Corona hatten als gedacht: Und dann wäre Corona viel tödlicher als angenommen.

Ironischerweise versuchen also Corona-Verschwörungsideologen durch diese sinnlosen Experimente die Pandemie und die Tests als Schwindel zu offenbaren. Damit würden sie allerdings versehentlich nur selbst belegen, dass eine Corona-Durchseuchung viel weiter zurückliegt als bisher angenommen und das Virus noch viel tödlicher ist als bisher gedacht. Leider hat nicht einmal das geklappt. Kein Wunder: Mit Fakten hat das nichts zu tun.

Zum Thema:

Faktencheck: Die Zerstörung von „Die Zerstörung des Corona Hypes“

Artikelbild: pixabay.com, CC0


Unsere Autor:innen nutzen die Corona-Warn App des RKI: