Elon Musk,wurde am Sonntag in San Francisco lautstark ausgebuht, nachdem er von einem Comedian auf die Bühne gebeten worden war. Zuerst schien es wie eine Mischung aus Applaus und Buhrufen zu sein, bevor die Buhrufe eindeutig überwogen. Zumindest sieht man das so in den Videoaufnahmen.
Normalerweise hätte ich an dieser Stelle das Video von Twitter eingebettet, aber mysteriöserweise wurde das Video von der Plattform, die Elon Musk gehört und der angeblich ja ein Held der Meinungsfreiheit und unzensierter Informationen sein möchte, gelöscht.
Die Buhrufe wurden lauter, als Musk mit einem Mikrofon in der Hand auf der Bühne herumlief. Musk war offensichtlich unsicher, was er angesichts solcher negativen Reaktion tun sollte. “All diese Leute, die buhen, und ich weise nur auf das Offensichtliche hin, haben schreckliche Sitze”, sagte der Comedian und versuchte offenbar, Musks Würde zu retten, indem er die Leute, die buhen, als arm bezeichnete. “Danke, dass ich auf die Bühne darf”, sagte Musk unbeholfen unter weiteren Buhrufen. Aber jedes Mal, wenn Musk zu sprechen begann, buhte das Publikum wieder, sehr zum Frust von Musk.
Und … warum ist das relevant?
Elon Musk hat sich innerhalb kürzester Zeit einen großen Teil seiner Beliebtheit verspielt, spätestens nach seinem Kauf der Plattform Twitter und ist seitdem – vielleicht auch in einem verzweifelten Versuch, um Aufmerksamkeit für die Plattform im Chaos zu erzeugen – immer mehr zu einem rechtsradikalen Verschwörungshetzer mutiert. Immer mehr Werbetreibende springen ab, die Plattform verliert an Glaubwürdigkeit, Rechtsextreme, Rassisten und Antisemiten und ihre Hetz-Brigaden nehmen Überhand. Es gibt Meldungen davon, dass Content mit Kindesmissbrauch nicht mehr gelöscht wird. Selbst das so gehypte Bot-Problem ist alles andere als gelöst.
Kaum hatte er Twitter übernommen, explodiert dort die Leugnung des menschengemachten Klimawandels. Auch Hassrede hat ungeahnte Ausmaße in Twitter angenommen, sagen Experten. Und auch aus eigener Erfahrung können wir bestätigen, dass Hass, Drohungen und Todeswünsche zugenommen haben.
Elon Musk ließ einen Haufen Nazis, Antisemiten, Faschisten und Demokratiefeinde wieder auf die Plattform – kein Wunder also. Peinlich, dass Faschist Trump gar nicht mehr wollte und der Antisemit und selbst erklärter Hitler-Fan Kanye West gleich schön plastisch mit Hakenkreuzen deutlich machte, warum das eine dumme Idee war. Und nicht nur Rechtsextreme, natürlich auch ISIS-Terroristen. “Kämpfer für Meinungsfreiheit” Musk scheint sich umgekehrt auch Tipps von diesen Nazis zu holen, welche Linken man bannen soll. Er plaudert auf jeden Fall gerne mit vielen. Und dazu muss man bedenken, dass der Twitter-Algorithmus bereits vor Musks Übernahme rechte Stimmen mehr gepusht hat.
Musk ist Trump für Nerds
Kaum ist er alleiniger Twitter-Entscheider geworden, verbreitete er schon Verschwörungsmythen. Und nein, ich meine nicht (nur) seine rechtsextreme Verschwörungsstory über den rechten Anschlag auf die US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi. Nein, ganz im Trump-Stil twitterte der Aluhut-Milliardär, dass er genau wisse, warum Twitter gerade so viel Einnahmen verliere: Wegen der „Aktivistengruppen“, die „freie Meinungsäußerung“ „hassen“. Ganz im Ton der Rechtsextremen faselt Musk von einem “woke mind virus”.
Zur Zeit ist fast jeder Tweet von Musk voller Hass und rechtsextremer Narrative und Schlagworte, wir müssen nicht alles aufzählen. Es gibt ganze Websites, die die falschen Versprechen und widersprüchlichen Dinge sammeln, die der Milliardär Musk gemacht hat. Deswegen ist das auch für uns als Anti-Fake-News-Blog Thema: Musk verbreitet rechtsextreme Narrative und Schlagworte, und stärkt Demokratie- und Wahrheitsfeinde, direkt und indirekt. Deswegen müssen wir auch ihn, und die Gefahr, die von ihm ausgeht, thematisieren.
Die meisten mögen halt keine Nazis, oder arrogante milliardäre
Vielleicht ist das die Erklärung dafür, dass Musk minutenlang Buh-Rufe ertragen musste. Und das bei dem Publikum eines Comedians, der alles andere als für linke oder progressive Positionen bekannt ist. Vielleicht waren im Publikum vor allem tausende seiner Angestellten, die er knallhart gefeuert hatte oder denen er bösartige Dinge ohne Belege unterstellte, wie der Comedian witzelte. Und es gibt sicherlich viele, viele andere Dinge, die Musk über die Jahre getan hat, die ihm keine Sympathien verschafft haben.
Musk mag in seinem Leben keine wirklichen Konsequenzen zu befürchten haben – wie als er damit davon kam, jemanden grundlos als pädophil bezeichnet zu haben – aber auch mit allem Geld der Welt kann man sich keine authentische Bewunderung von Menschenmassen kaufen. Vielleicht sollte Musk in seinem safe space auf Twitter bleiben. Immerhin hat er 44 Milliarden Dollar dafür bezahlt. Und bekommt jede Menge Applaus von seltsamen Nerds – und Nazis. Wie war das mit “Vox Populi, Vox Dei”?
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