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Beef unter Nazis: AfD fürchtet Konkurrenz von den rechtsextremen „Freie Sachsen“

von | Jan 13, 2022 | Aktuelles

Nazi-Beef: Rechtsextreme Freie Sachsen vs AfD

Panik in der AfD Parteizentrale: Die neue Partei und (ebenfalls) rechtsextremen „Freien Sachsen“ machen der AfD in Sachen Protest gegen das „Corona Regime“ Konkurrenz und führen die sogenannten „Spaziergänge“ im Osten des Landes an.

„Die AfD hat anscheinend den Zugriff auf die radikalisierten Corona-Gegner weitgehend verloren. Das rechtsextreme Netzwerk ‚Freie Sachsen’ hat die Proteste vielerorts übernommen. Der jetzt drohende Überbietungswettbewerb zwischen AfD und ,Freien Sachsen’ ist Gift für die Pandemiebekämpfung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Sachsen”, warnt der Co-Vorsitzende der SPD Sachsen, Henning Homann. (Quelle)

Wir berichteten bereits über die vom Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich und rechtsextrem eingestufte Bewegung, die sich immer mehr zu einer der Spitzen der Protestbewegung aufschwingt:

Die Freien Sachsen auf Telegram: Eine rechtsextreme Querdenker-Partei

AfD will freie Sachsen auf Unvereinbarkeitsliste setzen – und dann doch nicht

Seit längerem ist man sich bei der AfD uneins, wie man mit der Konkurrenz von ganz Rechts umgehen soll. Man streite sich ja um das gleiche Klientel mit der Kleinstpartei und eigentlich wolle man ja selbst den Protest i̵n̵s̵t̵r̵u̵m̵e̵n̵t̵a̵l̵i̵s̵i̵e̵r̵e̵n̵ anführen. Dumm nur, dass viele innerhalb der verschwörungsideologischen Szene, die AfD selbst als „gelenkte Opposition“ sehen. Die AfD sei also nur dazu da, den Protest gegen die Corona-Maßnahmen zu sabotieren (Quelle). Welch Ironie, die Aluhut-Revolution frisst ihre Kinder.

Dabei gibt sich die AfD so viel Mühe mit ihrer Anti-Impfpropaganda:

Von wegen Patrioten! AfD-Propaganda schadet Deutschland & tötet ihre Anhänger

Ungeimpfter AfD-Politiker Walter stirbt an Covid – seine Kollegen hetzen weiter gegen Impfung

Was also tun, um aus Sicht der AfD nicht Anhänger:innen an die „Freie Sachsen“ zu verlieren? Es machte die Meldung die Runde, dass der Bundesvorstand die „Freien Sachsen“ auf eine Unvereinbarkeitsliste setzen wollte, man also nicht in der AfD und gleichzeitig bei den freien Sachsen Mitglied sein dürfe (Quelle). Einen solchen Unvereinbarkeitsbeschluss gibt es bereits gegenüber der NPD. Das freute die freien Sachsen auf Telegram überhaupt nicht, man dürfe sich nicht „spalten“ lassen:

Die „Freien Sachsen“ schreiben auf ihrem Telegram Kanal dazu:

„Wir reichen jedem Mitstreiter die Hand. Die Zeit der Distanzierei muss überwunden werden. Unterstützer der AfD sollten genau das den Abgeordneten und Vorständen deutlich machen – nicht zuletzt, um Tino Chrupalla und die AfD vor einer schweren Fehlentscheidung zu schützen.“ [sic]

Rolle rückwärts bei der AfD, Chrupalla einfach nicht sicher, was man tun soll

Und AfD-Chef Chrupalla, der den Vorstoß brachte? Der lässt sich von den „Freien Sachsen“ anscheinend einschüchtern und rudert heftig zurück. Nicht, dass es am Ende so rüberkommt, also wolle man sich bei der AfD von Neonazis distanzieren, was für einen Eindruck soll das machen…

Derweil wird das „Compact Magazin“, ebenfalls von Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, auf die Kabbelei aufmerksam und fragt sich, warum sich die AfD vor einer Zusammenarbeit mit den anderen Rechtsextremist:innen sträubt.

„Freie Sachsen“ sollen von AfD „unter die Lupe“ genommen werden

Es scheint ganz offensichtlich so, dass innerhalb der AfD Uneinigkeit darüber herrscht, wie man mit der Konkurrenz von Rechts umgehen soll. So konnte der Bundesvorstand sich dazu durchringen, bis Ende Januar eine „Prüfung“ der Kleinstpartei vorzunehmen (Quelle). Den „Freien Sachsen“ passt das natürlich nicht und sie werfen der AfD gleich vor, eine Art „Inlandsgeheimdienst light“ zu spielen. Der AfD Bundesvorstand sollte doch Besseres zu tun haben:

Fazit: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich

Was soll dabei rauskommen, wenn eine von Rechtsextremist:innen durchzogene Partei, eine andere offenkundig rechtsextreme Partei prüfen soll, ob man mit ihr zusammenarbeiten kann? Die ganze Nummer scheint eine Farce zu sein, um die Gemüter intern wieder zu beruhigen.

Die AfD ist quasi nur noch einen Bundesparteitag (soll nach Absage des Parteitags im Dezember noch im Frühjahr stattfinden) davon entfernt, sich komplett zur Neonazi-Partei zu häuten, im Hintergrund zieht der sogenannte und nur nominell aufgelöste, rechtsextreme „Flügel“ um den Faschisten Höcke alle entscheidenden Fäden in der Partei.

Höcke vor Machtübernahme? Chaos in der AfD: Erster Abgeordneter fliegt

Wie man sieht: Tino Chrupalla und auch alle anderen Mitglieder des AfD Bundesvorstandes müssen sich davor hüten, sich zu stark nach Rechts zu Distanzieren, ansonsten kommt man auf die Abschussliste des Flügels, wie bereits über die Jahre mit Bernd Lucke, Frauke Petry und Jörg Meuthen geschehen.

Die AfD ist inzwischen zu Nazi und kann sich nicht mal mehr von (anderen) Neonazis distanzieren

Am Ende ist es fast egal, was der Bundesvorstand beschließt, er kommt so oder so nicht gut raus aus der Nummer. Distanziert man sich nicht, wird einem wieder einmal offensichtliche Nähe zu Nazis vorgeworfen, vor allem von den eigenen eher „gemäßigten“ Landesverbänden aus dem Westen, die dieses Jahr noch Landtagswahlen zu bestreiten haben, wie zum Beispiel in NRW.

Der NRW Landesvorsitzende Rüdiger Lucassen kritisierte zuletzt die AfD Führungsspitze und befürchtet, dass weitere AfD Abgeordnete der Partei den Rücken zukehren. Die Partei verliert seit längerem konstant Abgeordnete, Mitglieder und Wähler:innen (Quelle). Die beiden Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla sind intern wegen ihres Führungsstils und der strategischen Ausrichtung umstritten.

Wenn der AfD Bundesvorstand also die Wahl hat, ob sie es dem völlig unterlegenen „gemäßigten“ Flügel der Partei oder dem rechtsextremen Höcke-Flügel Recht machen soll, ist eigentlich ziemlich klar, was passieren wird. Nichts. Beziehungsweise Akzeptanz, dass die Faschisten die Partei völlig in der Hand haben.

Die „Freien Sachsen“ hingegen machen keinen Hehl darum, mit welchen Flügel der AfD sie sympathisieren. Von der Sachsen AfD sei man „enttäuscht“ – und schaut neidisch nach Thüringen zum Faschisten Höcke.

Artikelbild: Michael Kappeler/dpa

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